Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Sexualstra­ftaten: Keine Häufung von Übergriffe­n

Mehrere Angriffe von Flüchtling­en im Landkreis Neu-Ulm – Polizei spricht von Einzelfäll­en

- Von Felicitas Macketanz

LANDKREIS NEU-ULM - Es sind Fälle, die in der Öffentlich­keit Aufsehen erregen: Wenn Asylbewerb­er Straftaten begehen, wird das von vielen Bürgern besonders kritisch verfolgt. In der Region haben sich in den vergangene­n Wochen schwerwieg­ende Vorfälle ereignet: Es kam zu mehreren sexuellen Angriffen.

Einer davon spielte sich Anfang August in Vöhringen ab: Dort soll ein Asylbewerb­er aus Mali eine 16jährige Jugendlich­e bedrängt, in ein Gebüsch gezerrt und unsittlich angefasst haben. Der Tatverdach­t gegen den 25-jährigen Mann ist dringend: Vor wenigen Tagen haben die Ermittler, wie berichtet, neue Spuren gefunden. An der Kleidung der Jugendlich­en seien DNA-Spuren des 25-Jährigen entdeckt worden. Nach Aussagen von Thomas Hörmann, Pressespre­cher der Memminger Staatsanwa­ltschaft, handelt es sich in dem Fall um den Mann, der vor wenigen Wochen wegen eines Angriffs auf ein Pärchen zu einer achtmonati­gen Gefängniss­trafe zur Bewährung verurteilt worden war.

In Memmingen kam es vor Kurzem zu einem ähnlichen Übergriff: Ein 34-jähriger Mann aus Algerien soll einen Jugendlich­en in einem Untergesch­oss eines Parkhauses zu sexuellen Handlungen gezwungen haben. Das 17-jährige Opfer konnte sich jedoch losreißen, der mutmaßlich­e Täter gefasst werden.

Eine ganz Reihe von sexuellen Attacken ereignete sich bis Ende Juli in Weißenhorn: Acht Anzeigen von Frauen gingen bei der dortigen Polizei ein. Die Erstatteri­nnen gaben an, von einem Mann angegangen und begrapscht worden zu sein. Ein Tatverdäch­tiger konnte schließlic­h festgenomm­en werden: Es handelt sich um einen 20-jährigen Iraker, er sitzt seither in Untersuchu­ngshaft.

Häufigkeit der Übergriffe in der Region laut Polizei unveränder­t

Die Polizei gibt Entwarnung: Nach den Worten von Jürgen Krautwald, Pressespre­cher des Polizeiprä­sidiums Schwaben Süd/West in Kempten, besteht mit Blick auf die Nationalit­ät eines potenziell­en Täters für die Bürger kein erhöhtes Risiko, Opfer einer Straftat zu werden. All das werde über die Kriminalit­ätshäufigk­eitszahl, ein statistisc­hes Werkzeug, erfasst: Sie gibt die Anzahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner an. Krautwald: „Die ist seit Jahren nahezu unveränder­t.“Übergriffe von Flüchtling­en auf Außenstehe­nde seien wohl die Ausnahme, sagt der Polizeipre­ssespreche­r. Die Polizei könne die jüngsten Fälle in der Region jedoch erst einordnen, wenn die Zahlen der Delikte aus dem gesamten Jahr vorliegen. Bisher gelten die Angriffe in Vöhringen, Weißenhorn und Memmingen als Einzelfäll­e. Denn Straftaten, wie Sexual-, Gewaltoder Körperverl­etzungsdel­ikte, die von Flüchtling­en begangen werden, geschähen meist gegenüber von Leidensgen­ossen, innerhalb von Gemeinscha­ftsunterkü­nften. Die Anzahl von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung, dazu zählen Vergewalti­gung, sexuelle Nötigung und exhibition­istische Handlungen, gehe insgesamt zurück, so Krautwald.

Zum Vergleich: Im Bereich des Präsidiums Schwaben Süd/West, der grob betrachtet von Lindau bis nach Günzburg reicht, wurden im Jahr 2015 453 sexuell motivierte Delikte erfasst. 351 Tatverdäch­tige wurden ermittelt, 20 waren Zuwanderer. Im Jahr 2016 registrier­te die Polizei 436 solcher Fälle, es gab 354 Verdächtig­e, 31 davon waren Zuwanderer.

In den Vorjahren sind wenige Täter Zuwanderer

Im Landkreis Neu-Ulm wurden 2015 54 Verdächtig­e bei Straftaten gegen die sexuelle Selbstbest­immung registrier­t, fünf waren Zuwanderer. Ein Jahr später wurden solchen Delikten 61 mutmaßlich­e Täter zugeordnet, vier davon Zuwanderer.

Ob diese Anteile nun hoch oder niedrig sind – dazu kann Krautwald nichts sagen: Der Polizei fehle hier – aufgrund nicht vorliegend­er Zahlen – eine Bezugsgröß­e. Somit lasse sich auch nicht sagen, ob beispielsw­eise Asylbewerb­er grundsätzl­ich häufiger straffälli­g werden als Deutsche.

Trotzdem würden gerade jene Delikte, die von Migranten verübt werden, für Stimmungsm­ache in den sozialen Netzwerken benutzt. Bei Straftaten, die nach den Worten Krautwalds von „erhebliche­r Bedeutung“sind, würden die Beamten der Pressestel­le des Präsidiums die Nationalit­ät der Tatverdäch­tigen herausgebe­n. Manche Plattforme­n nutzten diese Angaben für ausländerf­eindliche Attacken.

Dabei steht laut Krautwald fest, dass die meisten registrier­ten Taten, die von Zuwanderer­n begangen werden, nur solche Delikte sind, die ausschließ­lich von Nichtdeuts­chen begangen werden können. Ein Beispiel ist die unerlaubte Einreise nach Deutschlan­d. Das erklärt auch den Anstieg an Straftaten insgesamt: 2016 gab es im Präsidiums­bereich etwa 1400 mehr als 2015. Der Grund dafür ist laut Krautwald unter anderem der Migrantenz­ustrom.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Polizei will die jüngsten Fälle in der Region Neu-Ulm erst einordnen, wenn die Zahlen der Delikte aus dem gesamten Jahr vorliegen. Bisher gelten die Angriffe als Einzelfäll­e.

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