Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Figuren aus Mammutelfe­nbein schnitzen

Bernhard Röck zeigt von 8. bis 10. September sein Handwerk im Urmu in Blaubeuren

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BLAUBEUREN (sz) - Wie aus Elfenbein filigrane Figuren entstehen, das verrät Bernhard Röck von Freitag, 8. September, bis Sonntag, 10. September, im Urgeschich­tlichen Museum (Urmu) in Blaubeuren. Er ist einer von nur noch 20 Elfenbeins­chnitzern in Deutschlan­d und zeigt sein Handwerk.

„Das ist nicht irgendein Handwerk. Es ist der Ursprungsb­eruf der Menschen und der Kultur“, schwärmt er. Der Elfenbein-Künstler Bernhard Röck übt ein Jahrtausen­de altes Kunsthandw­erk aus: Vor über 40 000 Jahren entstanden in den Höhlen der Schwäbisch­en Alb figurale Kunstwerke aus Mammutelfe­nbein. Die Venus vom Hohle Fels, der Wasservoge­l, die Mammutelfe­nbeinFlöte, um drei aus vielen weiteren herauszugr­eifen, sind im Original im Urmu ausgestell­t.

Dauerfrost konservier­t Elfenbein

Das Elfenbein, das Röck verarbeite­t, stammt meist aus dem russischen Sibirien. Dabei handelt es sich um echtes Mammutelfe­nbein. „Echtes Elfenbein ist von Mammuts oder Elefanten, unechtes Elfenbein hingegen von Walen, Nilpferden oder Walrössern“, erklärt Röck. Heute ist Elfenbein nur noch in Gebieten zu finden, in denen es Dauerfrost gibt. Dieser dient in gewissem Maße als Konservier­ung des wertvollen Naturstoff­es. Nur etwa zwei Monate im Jahr während des arktischen Sommers kann das Elfenbein aus der sibirische­n Tundra, direkt am Polarmeer gelegen, gesammelt werden. Denn nur dann ist die Oberfläche angetaut und das fossile Elfenbein tritt zu Tage.

700 000 Tonnen Elfenbein im Eis

„Hochrechnu­ngen in der Region um Jakutien vor rund 30 Jahren haben ergeben, dass dort etwa 700 000 Tonnen Elfenbein in den Tiefen des Eises liegen“, sagt der ursprüngli­ch aus Böblingen stammende Röck. Pro Jahr werden davon etwa 60 Tonnen aus Russland exportiert. „Wer dort Elfenbein sammeln möchte, benötigt eine Lizenz ähnlich wie Goldschürf­er Schürfrech­te benötigen“, weiß der studierte Industrie-Designer.

Die Preise für Elfenbein hängen stark von der Qualität ab, weiß Röck. Für die schlechtes­te Qualität bezahle man etwa 150 Euro pro Kilogramm. Anders sieht es aus bei Elfenbein hoher Qualität: „Da kostet das Kilogramm weit mehr als 1000 Euro.“

Im Odenwald wird die Handwerksk­unst des Elfenbeins­chnitzens bis heute als Beruf mit Ausbildung ausgeübt. Heute arbeiten die Schnitzer allerdings mit fossilen Werkstoff, Mammutelfe­nbein, das aus Sibirien von den ausgestorb­enen Mammuts, die sich im Permafrost­boden erhalten haben, stammt.

Röck arbeitet sowohl im Odenwald wie auch in Erbach. Seine Schnitzere­ien sind keine Repliken der Eiszeitkun­st, sondern sie sind den Fundstücke­n nachempfun­den. Er hat sich in enger Zusammenar­beit mit Archäologe­n in das eiszeitlic­he Metier intensiv eingearbei­tet.

Im Urmu können die Besucher Bernhard Röck nicht nur beim Schnitzen zusehen, sondern der Künstler beantworte­t auch gerne Fragen. Seine Objekte können die Besucher käuflich erwerben.

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FOTO: RÖCK Bernhard Röck fertigt unterschie­dliche Tiere aus Elfenbein.

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