Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Ein Inder geht, einer neuer kommt
Nahtloser Übergang in Westerheim: Pfarrer Mathew Prakash folgt auf Pfarrer Saji Mattahil
WESTERHEIM - Verabschiedung und Empfang: Im Anschluss an die Abendmesse am Donnerstag in der Westerheimer Christkönigskirche hat Pfarrer Karl Enderle einem indischen Pfarrer Lebewohl gesagt und gleich danach einen neuen willkommen geheißen und vorgestellt. Pfarrer Saji Mattahil (oder Pfarrer Joseph Saji) war für vier Wochen zu Gast in der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb, Pfarrer Mathew Prakash wir nun für einen Monat die katholischen Kirchengemeinden der Region unterstützen.
Es lag etwas Wehmut in der Luft, als am Donnerstagabend Gemeindepfarrer Karl Enderle Pfarrer Saji Mattahil im Anschluss an den Abendgottesdienst verabschiedete und ihm für seine Mithilfe und Urlaubsvertretung während des Augusts in den katholischen Kirchengemeinden Westerheim, Ennabeuren, Laichingen und Suppingen herzlich dankte. Der indische Geistliche ist in der Region kein Unbekannter mehr, bereits zum vierten Mal war er während der Sommerferien zu Gast auf der Alb. Und er hat vor, im nächsten Jahr wieder nach Westerheim zu kommen.
„Die Verbindungen nach Westerheim und auf die Alb vertiefen sich von Jahr zu Jahr. Ich hatte wieder eine schöne und erfüllte Zeit hier“, erklärte der Seelsorger aus Indien. Gefreut hat sich der 42-Jährige über zahlreiche Begegnungen, Einladungen und Gespräche und über die „erneut herzliche Aufnahme in Westerheim“, wie er betont. Dort hat er einen besonders guten Draht zu den Ministranten. Westerheim sei eine sehr lebendige Gemeinde, kirchlich wie bürgerlich gesehen, meint er. Das beeindrucke ihn.
Am Institut „Santa Croce“für Bibelwissenschaften in Rom studiert der indische Geistliche. Über die Bücher
Jesajas und die Prophezeiungen Jesajas promoviert Pfarrer Joseph Saji, der im Anschluss an sein Studium der Theologie und Philosophie in Agra in Nordindien vor 15 Jahren zum Priester geweiht wurde und in diesem Jahr ein kleines Jubiläum feiern durfte. Etwa zu Hälfte stehe seine Doktorarbeit, erzählt er. Gebürtig stammt er aus Kerala in Südindien.
Als Priester hat er bislang in Nordindien in der Mission gearbeitet, wohin er auch im Anschluss an sein Zusatzstudium in Rom zurückkehren möchte. Denn er hat einen besonderen Auftrag: Er wird die Bibel
ins Hindi, eine Sprache in Nordindien, übersetzen. „Westerheim ist zu meiner zweiten Heimat geworden. Ich bin glücklich und dankbar, dass ich hier sein durfte“, erklärte der sprachbegabte Joseph Saji bei seiner Verabschiedung und wagte auch einige Sätze auf Schwäbisch zu reden. Das konnte er schon sehr gut, und das Schwäbische wird er im nächsten Jahr noch besser beherrschen, denn er hat ein Wörterbuch „Schwäbisch – Deutsch“zum Abschied neben vielen anderen Geschenken erhalten. Auf zu neuen Ufern heißt es nun für Pfarrer Saji
Mattahil, denn er wird für weitere vier Wochen zu Gast bei der katholischen Kirchengemeinde in Pfronten im Allgäu sein.
Neu in der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb ist nun sein Freund und Mitbruder Mathew Prakash, der ebenfalls aus dem südindischen Kerala stammt. Er ist am Donnerstagabend nach Westerheim gekommen und hat gleich mit Pfarrer Karl Enderle und Joseph Saji die Abendmesse gefeiert.
Mathew Prakash hat in Alwaye und Bangalore in Indien katholische Theologie studiert und ist seit Januar 2011 katholischer Priester. In den Folgejahren bis 2013 war er Kaplan, ehe er in den folgenden zwei Jahren der Sekretär und Assistent des Bischofs seiner Heimatdiözese war. Seit 2016 setzte er seine Studien in Rom fort und bereitet sich derzeit auf seine Doktorarbeit vor, die er über das Kirchenrecht schreiben möchte. Sein betreuender Professor ist dabei kein Unbekannter in Westerheim, es ist Pater Varghese Koluthara, Professor für orientalisches und römisches Kirchenrecht am Dharmaram College in Bangalore. Er war Ende der 1980er- und Anfang der 1980er-Jahre Urlaubspfarrer in Westerheim und Ennabeuren.
Heute bei der Höhlenmesse
Für seinen Einsatz in Westerheim und der Region hat Pfarrer Mathew Prakash im Juli einen Sprachkurs in Dinklage bei Osnabrück im Münsterland absolviert, ehe er in Mailand eine dortige Pfarrei den August über unterstützte. „Ich hoffe, bald gut Deutsch reden zu können“, betont der Seelsorger, der sich auf viele Begegnungen in der Seelsorgeeinheit Laichinger Alb freut. Dazu hatte er bereits am Freitagabend Gelegenheit, als der bei der Egelseekapelle das Ägidiusfest mitfeierte. Und an diesem Samstagabend wird er die Höhlenmesse bei der Schertelshöhle mitzelebrieren.
Bereits in der nächsten Woche steht für Mathew Prakash ein besonderer Tag an: Am Donnerstag, 7. September, darf er seinen 34. Geburtstag feiern. Deutschland sei für ihn ein neues und noch unbekanntes Land, er freue sich sehr, es kennenlernen und entdecken zu dürfen, unterstreicht er. Wohnen wird er bei Ligia und Heinz Kneer in Westerheim, die auch schon seinen Vorgänger beherbergten. Ihnen dankte Pfarrer Enderle ganz herzlich unter dem Beifall der Gottesdienstbesucher.