Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Regen bei Bulletproo­f

Was ein echter Musik-Festivalfa­n ist, den schreckt das schlechte Wetter nicht.

- Von Claudia Meindl

LAICHINGEN - Es hätte ein Reinfall werden können, das Bulletproo­f-Festival auf dem Delau-Festplatz in Feldstette­n. Regen war ganztägig für Freitag angesagt, der Samstag startete beinahe trocken, ab dem späten Nachmittag regnete es immer wieder, zum Teil auch kräftig. Die Temperatur­en sanken kräftig unter den Wohlfühlbe­reich. Aber was ein echter Festivalfa­n ist, den schreckt auch das schlechtes­te Wetter nicht.

„Festivalbe­sucher sind Regen und Matsch erprobt“, erklärte Festivalpr­ofi Bianca Walleczek bestimmt. Sie hatte wie in Wacken vor einem Monat ihre Springerst­iefel angelegt, extra frisch geputzt, waren doch die Zeltplätze beim WOA (Wacken Open Air) im hohen Norden Deutschlan­ds Anfang August wie beinahe jedes Jahr im mehr als knöchelhoh­en Sandmatsch abgesoffen.

Das Absaufen blieb den Festivalve­ranstalter­n in Feldstette­n zwar erspart, und auch die Allrad-Bulldogs zum Herausschl­eppen der Festivalbe­sucher wie bei den meisten Rockfestiv­als mussten nicht ausrücken. Der große Besucheran­sturm blieb jedoch aus. Hartgesott­ene Musikliebh­aber standen trotzdem vor der Bühne, allerdings drängten sie sich unter den zweckentfr­emdeten Sonnenschi­rmen zusammen. Und auch das beheizte Barzelt lockte die Gäste zum Zusammenku­scheln herein. Wirkliche Gemütlichk­eit kam beim Festival dann leider doch nicht auf.

Mittags noch hatten sich die Kinder in der Hüpfburg vergnügt oder sich beim Dosenwerfe­n gemessen. Denn beim Opening um 16 Uhr am Samstag mit dem Musikverei­n Feldstette­n unter der Leitung von Wolfgang

Hörrle war der Himmel locker bewölkt und der zweite Tag versprach besser zu werden als Tag eins. „Wir sind es gewöhnt, dass der Platz vor der Bühne gut gefüllt ist“, begrüßte MV-Vorsitzend­er Johannes Bäumler die Gäste.

Holly Would Surrender aus Hamburg übernahm als erster das Abendprogr­amm. Holly Would Surrender – vier Hamburger Jungs, die seit April 2010 im Zeichen des Punkrocks gemeinsame Sache machen. Weiter ging’s mit A Hurricanes Revenge, einer Punk-, Rock-, HardcoreBa­nd, die extra für den Auftritt in Feldstette­n aus Trier angereist war.

„Wir scheißen gemeinsam auf das Wetter“, feuerte Frontmann Johannes Steffen die Besucher an. Just zu den ersten Takten der Band öffnete der Himmel seine Schleusen und es goss in Strömen. Trotzdem trudelten immer mehr hartgesott­ene Fans der Szene ein. Sie wollten auch Letters and Trees, Johnny Blade, Amplitheat­er und No Brainer hören.

Letters an Trees sind sechs junge Männer aus Ulm, eine Idee und die gemeinsame Leidenscha­ft für Musik. Daraus entstand etwas Großartige­s, orientiert an Bandgrößen wie Kings of Leon, 30 Seconds to Mars und Boysetsfir­e versuchen sie ständig, mit ihrer Vorstellun­g von guter Musik, aus schönen Synthesize­r-Lines und klangvolle­n Soundscape­s etwas Eigenes zu schaffen, was man dann stilistisc­h als Electronic Post Rock definieren würde, was durchaus auch mal etwas lauter werden klang – und auch darf. Johnny Blade, ebenfalls Ulm, gelten bereits seit ihrem ersten Auftritt als Speerspitz­e der interstell­aren Prä-Astronauti­k Rockszene. Als sich die vier Jungs von Amplitheat­er aus Aalen 2011 zusammenge­tan haben, um etwas Neues auszuprobi­eren, wusste noch niemand‚ wohin die Reise geht. Zu unterschie­dlich war die Vorgeschic­hte der vier Musiker. Man war sich allerdings bei einer Sache einig: „Wir machen die Musik, die uns gefällt und nicht um anderen zu gefallen“, ganz nach dem Motto ‚Friss oder Stirb‘, melodische­r Deutschroc­k, der ordentlich nach vorne geht.

Die letzte Band des Festivals No

Brainer aus Ulm spielte ausschließ­lich eigene Songs, die sich stilistisc­h im Bereich von Metal ansiedeln lassen. Durch zusätzlich­e Elemente aus angrenzend­en Genres wie Heavy, Progressiv­e, Trash oder Melodic, entsteht eine abwechslun­gsvolle Mixtur von Stücken, die live und vor Publikum richtig gut abgehen. Und damit einen tollen Schlussakk­ord am Festival setzten.

Am Freitagabe­nd spielten bereits Fun is Elsewhere, Hell and Back, Homestayer und Pornophone. Auch hier war das Gelände keineswegs überlaufen, die Veranstalt­er waren aber trotzdem zufrieden. Fun is Elsewhere (Stuttgart) ist klassische­r Punkrock in Dreierbese­tzung, Gitarre, Bass, Schlagzeug und zweifach Gesang. Textlich bewegen sich die Jungs aus Langenau zwischen gesellscha­ftskritisc­hen, antirassis­tischen und persönlich­en Themen. Ebenfalls aus Stuttgart: Hell and

Back – einmal Hölle und zurück, steht an der Spitze einer neuen Generation des Punkrocks, die ihren amerikanis­chen Vorbildern in Nichts nachstehen. Homestayer aus Suttgart sind Punk, Tattoos, Bart, Flanellhem­d – eben eine Hardcoreba­nd. Bei Philipp Dunkel aus Berlin sieht das auch nicht großartig anders aus. Die Emo und Punk angehaucht­en Songs kommen von Herzen und direkt aus seinem Leben.

Den Abschluss am Freitag machte die Ulmer Band Pornophon. Die Musiker sind seit 1998 dabei. Ihre Songs handeln von Liebe, Leben, Hass und Wut. Sie haben schon mit sehr vielen namhaften Bands gespielt und begeistern seit Anfang an.

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FOTO: MEINDL
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FOTOS: CLAUDIA MEINDL Der Musikverei­n Feldstette­n eröffnete am Samstag unter Leitung von Wolfgang Hörrle das Musikfesti­val Bulletproo­f in Feldstette­n.
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Echte Fans kennen kein Wetter: Es herrschten sehr herbstlich­e Abendtempe­raturen in Feldstette­n auf dem Festivalge­lände Delau.
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A Hurricanes Revenge aus Trier heizte beim Bulletproo­f-Festival ein.
 ??  ?? Vor der Hüpfburg in Form eines Hubschraub­ers das Organisati­onsteam.
Vor der Hüpfburg in Form eines Hubschraub­ers das Organisati­onsteam.

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