Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Landfrauen im Weinbergschnecken-Garten
Mehrere Zehntausend Schnecken züchtet Petra Schneider jährlich in Munderkingen
MUNDERKINGEN●- Einen Einblick in die Schneckenzucht von Petra Schneider in Munderkingen haben die Landfrauen aus Obermarchtal, Rechtenstein und Emeringen bekommen. Viele Schnecken gab es für die Frauen nicht zu sehen, aber spannende Informationen über die nützlichen Weinbergschnecken.
Viel zu warm und zu trocken ist es den heimischen und den gefleckten Weinbergschnecken beim Besuch der Landfrauen im Zuchtgarten von Petra Schneider in Munderkingen gewesen. Deshalb musste sie die Züchterin in ihren dicht bewucherten Beeten ziemlich suchen, um den Frauen doch noch einige Exemplare zeigen zu können. Damit die Schnecken aus diesen nicht ausbrechen können, sind sie gut gesichert. Seit genau zehn Jahren züchtet die Munderkingerin nun schon Weinbergschnecken zum Verzehr. „Das Schnecken-Essen kenne ich noch aus meiner Kindheit, deshalb war mir das nie fremd“, erinnert sich Petra Schneider, wie die Idee der Zucht in ihr gewachsen sei. So seien gerade in der Region beispielsweise an Aschermittwoch Schnecken gegessen worden. In Frankreich und Italien sei die Schneckenzucht damals wieder groß auf gekommen. „Da habe ich mir gedacht, das könnte ich in Munderkingen auch machen.“
Weil die heimische Weinbergschnecke langsam wachse, züchtet Petra Schneider neben dieser Sorte auch die gefleckte Weinbergschnecke, die eher aus den wärmeren Gefilden Europas stammt. 40 000 bis 50 000 Exemplare zieht sie von diesen jedes Jahr heran. „Unsere Weinbergschnecken muss ich mehrere Jahre wachsen lassen, bevor sie groß genug sind. Die Gepunkteten sind in einem Jahr groß genug“, erklärt die Züchterin. Weil es in diesem Frühjahr lange kühl war, seien die Schnecken allerdings erst spät geschlüpft, so dass es mit der Mast-Reife eng werden könnte.
Das Wetter wird für die Züchterin in den vergangenen Jahren immer mehr zum Problem, berichtet sie. Nicht nur, dass die Nachkommen im kalten Frühjahr zu spät schlüpfen. „Es kommt im Sommer auch immer wieder zu langen Hitzeperioden, dann verdeckeln sich die Schnecken und wachsen nicht weiter.“In einem Jahr hatten viele Schnecken sogar einen Hagelschaden, wobei die Dellen in den Häuschen die Tiere nicht beeinflusst hätten.
Verkauf auf Märkten
Vor allem an Restaurants und auf Märkten verkauft Petra Schneider ihre Schnecken. „Die meisten wollen sie verzehrfertig“, sagt sie. Ganz verschiedene Zubereitungsarten hat sie inzwischen entwickelt. Der Klassiker seien die Schnecken im Haus mit Kräuterbutter. „In der Region werden Schnecken auch gern als Salat gegessen“, fügt die Expertin hinzu. Ihr selbst schmecken sie kross angebraten am besten.
Weil die Weinbergschnecken streng geschützt sind, dürfen Liebhaber sie nicht einfach in der heimischen Natur sammeln und zubereiten. Um ihre Zucht zu beginnen, hatte Petra Schneider vor zehn Jahren eine einmalige Sammelerlaubnis. „Aber das ist streng reglementiert und wird kontrolliert“, berichtet Petra Schneider.
Die Weinbergschnecken sollen nicht nur gut schmecken – ähnlich wie Pilz beschreibt Petra Schneider den Geschmack, sie sollen auch einen gesundheitsfördernden Effekt haben. „So soll Schneckenschleim zum Beispiel gegen Warzen und verschleimte Bronchen helfen“, verrät die Züchterin den Landfrauen, unter denen nur wenige sind, die selbst schon mal Schnecken probiert haben. Ihre Schneckenzucht betreibt Petra Schneider komplett in Handarbeit, darauf ist sie besonders stolz.
Während ab dem Frühjahr vor allem die Mast der Schnecken ansteht, werden die Tiere in den ersten richtig kalten Tagen geerntet. „Wenn die Schnecken in den Winterschlaf gehen, entleeren sie vorher ihren Darm, was für den Verzehrt natürlich praktischist“, erklärt die Züchterin. Außerdem lagern sie zum Verschließen der Häuser den Kalk aus ihrem Körper aus, der auch den Geschmack beeinträchtigen würde. Anschließend werden sie zubereitet und teilweise auch eingefroren, um das ganze Jahr über Schnecken anbieten zu können.