Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Zentimeterarbeit auf zehn Metern Höhe
Ehingerin steht in Aschaffenburg im Finale der deutschen Meisterschaft der Staplerfahrer
EHINGEN - Jana Giuliano wohnt in Ehingen und arbeitet seit rund einem Jahr im Hochregallager am hiesigen Standort des Unternehmens Seifert Logistics als Gabelstapler-Fahrerin. Mit drei ihrer Kollegen hat sie kürzlich an den Vorausscheidungen des diesjährigen Staplercups teilgenommen und auf Anhieb den ersten Platz belegt. Jetzt geht es für sie zum deutschen Finale nach Aschaffenburg.
Der Staplercup wurde 1992 in Aschaffenburg als regionaler Wettbewerb ins Leben gerufen. Seit 2005 veranstaltet der Gabelstapler-Hersteller „Linde“den Wettbewerb als „Deutsche Meisterschaft der Staplerfahrer“. Insgesamt kämpfen im Finale 74 Fahrerinnen und Fahrer aus ganz Deutschland um die Titel. Davor haben mehr als 2000 Männer und Frauen bei 25 Regionalmeisterschaften deutschlandweit um die Qualifikationsplätze für die 13. Deutsche Meisterschaft im Staplerfahren gekämpft. Eine von denen, die die Qualifikation geschafft haben, ist Jana Giuliano.
Giuliano ist über einen Bekannten zu dem Logistikunternehmen gekommen und eher durch Zufall zum Gabelstaplerfahren. „Sie hat zuerst mit der Ameise (motorbetriebener Handhubwagen, Anm. der Red.) beim Verladen von Paletten und Gitterboxen geholfen. Weil sie sich für den Stapler interessiert hat, haben wir das dann einfach mal ausprobiert“, erzählt Standortleiter Bernd Braun, der bei sich zwei Frauen als Staplerfahrerinnen beschäftigt. Da sie nicht nur die Fähigkeit, sondern auch ein gewisses Talent bewies, konnte sie schnell den Staplerschein machen und loslegen. Mittlerweile beherrscht Jana Giuliano sogar den Umgang mit dem Seitenstapler, mit dem sie kammeraunterstützt aus bis zu zehn Metern Höhe arbeitet.
„Mir macht die Arbeit sehr viel Spaß, auch wenn ich mich anfangs schon etwas schwer getan habe, den Abstand und die Höhe richtig abzuschätzen“, sagt Jana Giuliano. Es sei wie beim Einparken gewesen, auch da hätte sie nicht immer genau gewusst, wie viel Platz hinter dem Heck des Autos noch gewesen sei. „Aber je besser man wird, desto mehr Spaß macht es. Und auch mit dem Einparken klappt es jetzt viel besser“, sagt Jana Giuliano und lacht.
Das Seifert-Team war bereits in früheren Wettkämpfen erfolgreich. „Ein Mitarbeiter hat schon einmal bei der deutschen Meisterschaft den dritten Platzt belegt“, erinnert sich Bernd Braun. Ehrgeiz sei schon da, aber der Teamgedanke stehe im Vordergrund. So macht das Team jedes Jahr unter sich aus, wer teilnimmt. Nach Aschaffenburg wird Giuliano auch nicht alleine gehen. Ein Kollege fährt mit und unterstützt sie. „Damit sie nicht alleine und zumindest ein kleiner Fanklub zum Anfeuern dabei ist“, sagt Bernd Braun.
Vorentscheid aus drei Parcours
Der Vorentscheid bestand aus drei verschiedenen Parcours, die Jana Giuliano und ihre acht Konkurrentinnen mit drei verschiedenen Staplern auf Zeit bewältigen mussten. Mit einem elektrisch betriebenen Frontstapler musste sie mit einem auf der Gabel befestigten Ministapler ein Fass von einem Spielzeug-Lastwagen aufnehmen und es ein Stück weiter auf einen anderen umladen. Mit dem Seitenstapler bestand die Aufgabe darin, einen Basketball von der Gabel in einen Korb rutschen zu lassen. Ein Teil der neuen Aufgaben für das Finale wird noch diese Woche veröffentlicht. Die wird sich Jana Giuliano genau anschauen, und etwas üben, wenn sich die Möglichkeit bietet.
„Ein bisschen aufgeregt bin ich, aber es wird sicherlich viel Spaß machen“, sagt Giuliano und fügt an, dass sie aber durchaus Ambitionen auf das Treppchen hat. „Da ich das erste Mal im Finale bin, reicht mir der dritte Platz, aber Gewinnen wäre auch super.“