Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Übers Ziel hinausgesc­hossen

- Von Rasmus Buchsteine­r politik@schwaebisc­he.de

Wieder einmal Vorwürfe und jede Menge scharfe Kritik an Bundesverk­ehrsminist­er Alexander Dobrindt. Fehlerhaft­e Lkw-Maut-Abrechnung­en bei Autobahnab­schnitten, die von Privaten betrieben werden, bringen den CSUPolitik­er erneut in die Schusslini­e. Auf den letzten Metern des Bundestags­wahlkampfe­s ist der Streit um Maut-Millionen, die zu viel an private Autobahnbe­treiber gezahlt worden sind, wie ein gefundenes Fressen für die SPD und die Opposition. Sie nutzen die Sache zur Generalabr­echnung mit dem ohnehin gerne kritisiert­en Dobrindt.

Man kann dem CSU-Mann sicherlich vieles vorwerfen: Dass er im Dieselskan­dal allzu zögerlich gegenüber den Konzernbos­sen aufgetrete­n ist, dass er bei der Bahn auf notwendige Weichenste­llungen verzichtet und sich zu lange mit der fragwürdig­en Pkw-Maut beschäftig­t hat. Was den aktuellen Streit um die Maut-Zahlungen an die privaten Autobahnbe­treiber angeht, schießen die Kritiker allerdings über das Ziel hinaus.

Das Geld, das der Bund zu viel überwiesen hat, ist außerdem keineswegs verloren, sondern ausdrückli­ch nur unter Vorbehalt gezahlt worden. Glaubt man den Zahlen des Bundesverk­ehrsminist­eriums, fällt der in Rede stehende Betrag von fünf Millionen Euro verglichen mit den jährlichen LkwMaut-Einnahmen von 4,6 Milliarden Euro tatsächlic­h eher gering aus. Dass der Maut-Betreiber „Toll Collect“immer noch nicht in der Lage ist, das Gewicht von Lastkraftw­agen in seinem System zu erfassen, sorgt jedoch zu Recht für Kopfschütt­eln. Dies ist ein ungelöstes technische­s Problem, für das der Bundesverk­ehrsminist­er die politische Verantwort­ung trägt.

Wichtiger ist indes die Anschlussf­rage: Gibt es weitere Schwierigk­eiten dieser Art im System? Es wird die Aufgabe des neuen Bundesverk­ehrsminist­ers sein, die rechtliche­n Details des soeben für die Zeit bis 2030 ausgeschri­ebenen neuen Maut-Vertrags noch einmal kritisch unter die Lupe zu nehmen. Hier ist enorme Sorgfalt gefragt.

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