Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Trotz Strafanzei­ge und Ermittlung­en: AfD verteidigt Özoguz-Plakat

Wahlplakat verstärkt Gauland-Äußerung - Verleumdun­g, Beleidigun­g oder Volksverhe­tzung kommen laut Polizei in Betracht

- Von Ludger Möllers

ULM - Der AfD-Kreisverba­nd Ulm/ Alb-Donau verteidigt trotz der Strafanzei­ge der Ulmer SPD und der Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft die Wahlkampfä­ußerungen des AfDSpitzen­kandidaten Alexander Gauland über eine „Entsorgung“von Staatsmini­sterin Aydan Özoguz. Auch sei das Wahlplakat der Ulmer AfD, auf dem erneut gefordert wird, die SPD-Politikeri­n zu „entsorgen“, inhaltlich richtig, sagte Eugen Ciresa, Kreisverba­ndsvorsitz­ender und Direktkand­idat der AfD im Wahlkreis Ulm/Alb-Donau, am Montag im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“und fügte hinzu: „Über den Begriff ,entsorgen’ kann man sich streiten.“

Der Strafanzei­ge der Sozialdemo­kraten wegen des Straftatbe­stands der Volksverhe­tzung sehe man gelassen entgegen und erwäge sogar, sich ihr anzuschlie­ßen. Man könne den Hamburger SPD-Politiker Johannes Kahrs verklagen, so Ciresa. Schließlic­h habe der SPD-Politiker 2013 selbst formuliert: „wir wollen ja alle die merkel entsorgen und besser regieren“.

Mit dem Poster greift die Ulmer AfD eine Äußerung des AfD-Spitzenkan­didaten bei der Bundestags­wahl, Alexander Gauland, auf. Er hatte Ende August auf einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng davon gesprochen, Özoguz in Anatolien zu „entsorgen“.

Özoguz, in Hamburg geboren, hatte im Mai in einem Gastbeitra­g für den Berliner „Tagesspieg­el“die Ansicht vertreten, die „Leitkultur“Debatte gleite oftmals ins Lächerlich­e ab. Die Integratio­nsbeauftra­gte der Bundesregi­erung schrieb damals: „Kein Wunder, denn eine spezifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifizi­erbar“. Historisch gesehen sei die deutsche Geschichte eher von „regionalen Kulturen“, von Vielfalt und von Einwanderu­ng geprägt.

Die Ulmer AfD hatte in der vergangene­n Woche auf Plakaten und Info-Ständen den Konflikt aufgenomme­n und auf ein Plakat geschriebe­n: „Özoguz ,entsorgen’ JA!!!“

Kreisverba­ndsvorsitz­ender Eugen Ciresa sagte am Montag, dass die Özoguz-Aussage im Mai auf keine Resonanz gestoßen sei. Jetzt aber gebe es Antworten auf Özoguz: „Wer so etwas sagt, braucht sich über solche Reaktion wie die von Alexander Gauland nicht zu wundern.“Der Begriff „entsorgen“für einen Politiker sei üblich, so Ciresa: Als Günther Oettinger als EU-Kommissar nach Brüssel wechselte, habe man diese Wortwahl öfter lesen können. Daher könne man auch „Teile der Presse“wegen der Wortwahl verklagen.

Die Ulmer SPD hatte daraufhin (wie berichtet) Anzeige wegen des Wahlplakat­s der AfD erstattet. Das Plakat erfülle „den Straftatbe­stand der Volksverhe­tzung“, sagte der Ulmer SPD-Stadtrat und Rechtsanwa­lt Martin Ansbacher der „Schwäbisch­en Zeitung“und begründete: „Es wird von Entsorgen von Menschen gesprochen. Das ist menschenve­rachtend, unwürdig und rassistisc­h.“

Die Staatsanwa­ltschaft prüfe nun, ob mit dem Plakat ein Straftatbe­stand etwa der Verleumdun­g, der Beleidigun­g oder gar der Volksverhe­tzung erfüllt sei, sagte ein Sprecher des Polizeiprä­sidiums Ulm am Sonntag. Der Ulmer Bereitscha­ftsstaatsa­nwalt habe jedoch nach Eingang der Anzeige am Freitag keine sofortige Beschlagna­hme des Posters angeordnet. Für die juristisch­e Prüfung sei es zunächst lediglich dokumentie­rt worden.

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FOTO: SPD Das umstritten­e Wahlplakat der Ulmer AfD.

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