Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Tod der Spannung

In kleineren Ligen ist die Dominanz der Serienmeis­ter noch zementiert­er als bei uns

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MÜNCHEN (SID) - Als der FC Basel im April die achte Meistersch­aft hintereina­nder feierte, reagierte der Rest der Schweiz eher gelangweil­t. Sechs Spieltage vor Schluss hatte der schweizeri­sche FCB 21 Punkte Vorsprung angehäuft, Spannung ist in der Super League seit Jahren ein Fremdwort. Anderen eher kleineren Fußball-Nationen wie Griechenla­nd oder Bulgarien geht es kaum besser. In Europa greift das Phänomen des Serienmeis­ters um sich – und viele Beobachter machen dafür die Champions League verantwort­lich.

„Der enorme Reichtum des europäisch­en Fußball ist auf zu wenige Vereine verteilt“, sagt Theo van Seggelen, Generalsek­retär der Spielergew­erkschaft FIFPro. Das Problem: Gerade in Ligen mit nur einem Teilnehmer landen die Champions-League-Millionen immer wieder beim gleichen Club. Das ist auch der Unterschie­d zu Deutschlan­d, wo der FC Bayern München zwar auch dominiert, aber auch andere Clubs wie Borussia Dortmund von der Königsklas­se profitiere­n und den Bayern hin und wieder mal auch in der Liga gefährlich werden können.

Der FC Basel dagegen steht so gut wie ohne Konkurrenz da. Sportlich und finanziell. Allein in der Champions League hat der Club inzwischen mehr als 87 Millionen Euro verdient – alle anderen Schweizer Clubs kommen seit 1992 zusammen auf 32 Millionen. „Die Kluft zur Konkurrenz wächst zwangsläuf­ig“, schrieb die „Aargauer Zeitung“. Es wirkt wie ein geschlosse­ner Kreislauf: Ein regelmäßig­er Champions-League-Teilnehmer kann mit den Einnahmen einen Kader kaufen, der ihm die nächste Teilnahme sichert.

In Griechenla­nd wurde Olympiakos Piräus gerade zum siebten Mal hintereina­nder Meister. In Portugal machen Benfica Lissabon und der FC Porto seit 14 Jahren den Titel unter sich aus. Die einstigen Konkurrent­en Sporting Lissabon (Meister 2000 und 2002) und Boavista Porto (2001) sind längst abgehängt.

Oder Schottland: Celtic Glasgow, Gruppengeg­ner der Bayern, feierte jüngst den sechsten Titel in Serie – freilich auch, weil der Erzrivale Rangers zwischendu­rch in die vierte Liga absteigen musste. Die Rangers sind inzwischen zurück, der Rückstand auf Celtic scheint jedoch kaum aufzuholen. Vergangene Saison landeten die Rangers 33 Punkte hinter dem Meister.

In Schweden wurde Malmö FF in vier der vergangene­n sieben Spielzeite­n Meister, momentan führt der Club die Tabelle schon wieder mit riesigem Vorsprung an. In Bulgarien holte Ludogorez Rasgrad sechsmal in Folge den Titel, vergangene Saison kassierte der – auch von einem Oligarchen unterstütz­te – Club in der Gruppenpha­se kräftig ab. Die einst dominieren­den Hauptstadt­clubs Lewski und ZSKA Sofia streiten nur noch um Rang zwei.

Immerhin: Es gibt auch Gegenbeisp­iele. In den Niederland­en teilten die PSV Eindhoven, Feyenoord Rotterdam und Ajax Amsterdam drei der letzten vier Titel unter sich auf. In Belgien gab es zuletzt drei verschiede­ne Meister, in Kroatien beendete HNK Rijeka gerade erst die Serie von elf Titeln in Folge durch Dinamo Zagreb. Doch der Gesamteind­ruck bleibt.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Die Spieler, hier Matias Delgado, freuen sich über jeden Titel, doch die Konkurrenz kann gegen die Dominanz des FC Basel kaum mehr was anrichten.
FOTO: IMAGO Die Spieler, hier Matias Delgado, freuen sich über jeden Titel, doch die Konkurrenz kann gegen die Dominanz des FC Basel kaum mehr was anrichten.

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