Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wiesenthal-Center kritisiert Ulmer Polizei
Rabbiner: Attacke auf Synagoge soll als Fall von Antisemitismus eingestuft werden
ULM/JERUSALEM (mru)- Nach der Attacke auf die Ulmer Synagoge übt das Simon-Wiesenthal-Center, eine jüdische, international tätige Nichtregierungsorganisation mit Hauptsitz in Los Angeles, Kritik an den Behörden in Ulm. Rabbi Abraham Cooper, der stellvertretende Leiter der Organisation, beklagt gegenüber der Zeitung „Jerusalem Post“, dass die Polizei den Angriff in Ulm nicht als einen Fall von Antisemitismus einstuft. „Solche empörenden Einstellungen und Entscheidungen stellen eine Bedrohung der Sicherheit für jeden jüdischen Bürger in Deutschland und jede jüdische Institution dar“, sagte Cooper der Zeitung.
Nach Ansicht des Rabbiners ist es nicht das erste Mal, dass Antisemitismus von staatlichen Stellen in Deutschland geleugnet wird. Erst habe ein Gericht verneint, dass der Wurf eines Molotow-Cocktails gegen die Synagoge in Wuppertal (Nordrhein-Westfalen) eine antisemitische Attacke gewesen sei. Jetzt werde auch bei dem Angriff auf das Gotteshaus in Ulm ein solcher Hintergrund bestritten.
Wie berichtet, hat ein Unbekannter die Fassade der Ulmer Synagoge am Weinhof mit gezielten Fußtritten beschädigt. Die Polizei hat inzwischen Fahndungsfotos von dem Verdächtigen veröffentlicht und erhofft sich Hinweise von Zeugen.
Bislang haben die Ermittler aber nichts Greifbares in der Hand. Hinweise gingen keine ein. Den Vorwurf, sie würde Antisemitismus verleugnen, will die Ulmer Polizei aber nicht auf sich sitzen lassen. „Wir mutmaßen nicht. Wir verlassen uns auf die Fakten“, sagte Uwe Krause, Pressesprecher des Ulmer Präsidiums. „Wir ermitteln in alle Richtungen.“Dazu gehörten natürlich auch antisemitistische Motive. Nur gebe es darauf bislang keine Hinweise. Die Polizei ermittle jedoch weiterhin mit hohem Aufwand.