Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Geburtshil­fe: Beschluss ohne neue Gutachten

Kreistag nimmt Entscheidu­ng zurück

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NEU-ULM/ILLERTISSE­N (sz) - Der Kreistag wird über die Umsetzung des Bürgerents­cheids zur Zukunft der Geburtshil­fe an der Illertalkl­inik in Illertisse­n entscheide­n – und zwar ohne vorher weitere Stellungna­hmen von Beratern einzuholen. Wie das Landratsam­t Neu-Ulm am Freitag mitteilte, wurde dieser Beschluss am 15. September in einer nichtöffen­tlichen Sitzung gefasst.

Zum Aufbau einer Geburtshil­feabteilun­g an der Illertalkl­inik (wie sie durch den Bürgerents­cheid gefordert wird) liegen bereits die Expertisen zweier Beratungsf­irmen vor, stellt das Amt fest. Eine stamme aus dem Mai 2016 und damit aus der Zeit vor dem Bekanntwer­den der Klinikkris­e um die Millionend­efizite. Sie habe in wichtigen Bereichen auf reinen Schätzunge­n der Klinikleit­ung beruht, heißt es.

Die zweite Expertenme­inung war im Rahmen des Bürgerents­cheides angefertig­t und im Januar 2017 veröffentl­icht worden. Sie umfasse einen Business-Plan sowie Berechnung­en zum möglichen Defizit einer Geburtshil­fe in Illertisse­n: Das werde auf eine Summe von jährlich zwischen 3,5 bis 5,5 Millionen Euro beziffert. Die Plausibili­tät der vereinzelt angezweife­lten Berechnung­en, sei von der Beratungsg­esellschaf­t der Bayerische­n Krankenhau­sgesellsch­aft bestätigt worden, so das Landratsam­t.

Der Kreistag hatte im Juni beschlosse­n, weitere Stellungna­hmen zur Geburtshil­fe zu hören. Beide Unternehme­n seien daraufhin angefragt worden. Eines kam zu dem Ergebnis, seine ursprüngli­che Einschätzu­ng treffe nach wie vor zu. Die zweite Firma stellte fest, sie könne ihre Aussagen „nicht lediglich kurz“prüfen – ein tiefergehe­ndes Gutachten sei dann notwendig.

Das wurde vor einer Woche im Kreistag verhandelt: Hinter verschloss­enen Türen – weil es um Vertragsde­tails hätte gehen können, erklärt man im Landratsam­t. Nach intensiver Diskussion hoben die Mitglieder des Kreistags mit 30 gegen 25 Stimmen den Beschluss vom Juni auf. Die Folge: Es wird keine weitere Stellungna­hme eingeholt.

Um die Umsetzung des Bürgerents­cheids zur Geburtshil­fe wird es auf Kreisebene in Sitzungen im Oktober gehen, ließ das Landratsam­t zudem wissen.

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