Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Comedy zum Biegen
Lachen, das hilft und heilt: Benefizkabarettabend in Suppingen für Jakob Dokter
SUPPINGEN - Am 2. August 2016 hat sich das Leben von Familie Dokter aus Machtolsheim dramatisch verändert. Jakob Dokter, damals 37, erlitt einen Schlaganfall, nach dem er beinahe vollständig gelähmt war. Nur mühsam, aber bestimmt kämpft sich Dokter seither zurück ins Leben, zurück in die Selbstständigkeit. Dabei wird er nicht vergessen, nicht allein gelassen von seinen Freunden, von seiner Familie. Und auch nicht von den Bürgern der Laichinger Alb. Rund 250 von ihnen haben am Samstag in Suppingen einen Kabarettabend besucht, dessen Erlös an die Familie Dokter geht.
Um der Familie das Haus in Machtolsheim zu erhalten, kämpft ein Freundeskreis aus Syrern, Deutschen, Italienern und Türken täglich gegen Bürokratie, gegen finanzielle Engpässe an. Der zwölfköpfige Freundeskreis von Jakob Dokter hat eine Spendenaktion mit der Stadt Laichingen ins Leben gerufen (wir berichteten). Interstützung erfährt die Familie auch durch den Betreuer der Familie, Rechtsanwalt Bernhard Schweizer.
Auf der Homepage der Stadt Laichingen wird auf das Spendenkonto hingewiesen. „Ich garantiere, jeder Cent kommt bei der Familie an“, versicherte Bürgermeister Klaus Kaufmann. Bernhard Schweizer fand am Samstag bestätigende Worte für die engagierten Freunde Jakob Dokters: „Dieser Freundeskreis bringt etwas für heutige Zeiten eher Außergewöhnliches zustande. Er erhält das geknüpfte Freundschaftsband.“ Schweizer zeigte sich überwältigt von den bisherigen Aktionen.
Um weitere Spenden zu sammeln, hatte der Freundeskreis nun das Comedyduo „Der Pfefferle ond sein Ernst“gewinnen können. Erdem Tütümcü und Angela Mayer begrüßten gut 250 Gäste und Spender am Abend und bestätigten ihren Einsatz für die Familie. „Jakob gibt nicht auf, und deshalb geben wir nicht auf. Wir sind für dich da“, richte Tütümcü das Wort an den ebenfalls im Saal sitzenden Jakob Dokter. „Wir sind Freunde – in guten wie in schlechten Zeiten.“
Die beiden Ulmer Komiker Werner Schwarz und Markus Rabe spielten ohne Gage zugunsten der Spendenaktion in der Suppinger Kornberghalle, kostenlos zur Verfügung gestellt von der Stadt. Geplant war das Programm „Ochsengespräche“. Der Tontechniker fiel aber krankheitsbedingt kurzfristig aus, und der „Ersatzmann“konnte sich das aktuelle Programm in der Kürze der Zeit nicht aneignen. Daher wichen die beiden Vollblutkomiker auf ihr bewährtes und urkomisches Programm „Em Urlaub“aus. In ihren Zugaben allerdings gaben sie auch noch Kostproben ihres neuen „Stammtischgesprächs“aus dem Ochsen zum Besten und machten Lust auf mehr.
Werner Schwarz alias Wilhelm Pfefferle und Markus Rabe alias Kumpel Ernst sind ein Komikerduo, das seinen Job beherrscht. Mit Wortwitz, Gags, umwerfender Mimik und Gestik trieben sie das Publikum zum lauten Lachen, es gab viel Szenenapplaus. Aber auch zum Nachdenken animierten sie die Gäste. Mit hintersinnigem Humor und spitzbübisch, mit einer großen Portion Situationskomik und umwerfender Mimik nahmen „Das Pfefferle ond sein Ernst“das Publikum mit „in Urlaub“nach Malle und wurde dort stürmisch gefeiert. Egal ob am Strand, am abendlichen Buffet oder beim Glas Wein auf dem Balkon, Autor Werner Schwarz hat den schwäbischen Urlauber genau angeschaut und eine großartig, aber keinesfalls klamaukige Persiflage daraus gemacht. Philosophische Erwägungen, gepaart mit augenzwinkernder Derbheit und feinem Humor machten das Programm aus. Bereits der etwas hektische Aufbruch am Stuttgarter Flughafen sorgte beim Publikum für Erheiterung. Hatte doch Pfefferle seine Ohrenstöpsel vergessen und wollte den Urlaub deshalb schon abbrechen. Und das, obwohl er extra noch einen Sprachkurs gemacht hatte. An der Rezeption und im Museum hat er mit seinen neuen Kenntnissen dann auch so richtig Erfolg.
Tiefschürfende Gespräche in weinseliger Laune führten zu weitgreifenden Erkenntnissen. So werde sich die Menschheit laut Pfefferle weiter entwickeln, bis letztendlich nur noch „a Hira in em G’fierbeutel“übrigbliebe. „Ond du setzt morgen am Strand a Kapp uff“, war der einzige Kommentar von Kumpel Ernst angesichts dieser hochphilosophischen Erkenntnisse. Pauschalterroristen am Büffet, ätherisches Bewusstsein oder Symbiose mit der Badehose waren weitere Sprachblüten, die der „zweifache Absolvent der Kunst AG Professor Pfefferle“hervorbrachte, zur größten Freude des Publikums, das für seine Begeisterung mit mehreren Zugaben belohnt wurde.