Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Heroldstatt will ins Sanierungsprogramm
Wichtiges Ziel bei einer erneuten Ortskernsanierung wäre es, Wohnraum zu schaffen
HEROLDSTATT - Die Weichen sind gestellt, die Gemeinde Heroldstatt kann erneut einen Antrag für das Landessanierungsprogramm stellen. Einstimmig hat der Gemeinderat in der Sitzung am Montag die Verwaltung beauftragt, einen entsprechenden Antrag beim Regierungspräsidium zu stellen. Gebilligt hat das Gremium ein gesamtörtliches und gebietsbezogenes Entwicklungskonzept, das die LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH erstellt hat. „Erneut in das Landessanierungsprogramm aufgenommen zu werden, wäre für unsere Gemeinde und viele Bürger eine Chance“, betonte der stellvertretende Bürgermeister Rudolf Weberruß.
„Die Voraussetzungen für einen Antrag sind da. Jetzt heißt es, hoffen auf einen positiven Bescheid“, erklärte Weberruß, nachdem die Räte dem Entwicklungskonzept zugestimmt hatten. Eine Aufnahme wäre eine gute und lukrative Sache und würde eine Vorwärtsentwicklung in der Gemeinde bedeuten. Handlungsbedarf sei vorhanden, berücksichtigt als neue Sanierungsgebiete würden wieder beide Ortsteile, unterstrich Weberruß. Ziel sei vor allem, weiteren Wohnraum in den Ortskernen zu schaffen. Die erste Ortskernsanierung bis Ende 2013 habe der Gemeinde gut getan, und das wäre auch bei einer zweiten der Fall. Er gehe erneut von einer starken Mitwirkungsbereitschaft der Bürger aus.
70-seitiges Entwicklungskonzept
Thomas Geissler und Manuela Bader von der LBBW Immobilien Kommunalentwicklung GmbH aus Stuttgart stellten die von ihnen erarbeitete Studie mit vielen Grafiken, Plänen, Tabellen und Bildern vor, die die Grundlage für den Antrag zur Aufnahme in das Landessanierungsprogramm darstellt. Ihr 70 Seiten umfassender Entwurf ist, wie verlangt, schwerpunktmäßig in zwei Teile gegliedert: ein gesamtörtliches und ein gebietsbezogenes integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept.
Bei der künftigen Entwicklung Heroldstatts müsse einer kontinuierlich steigenden Einwohnerzahl auf mehr als 2900 im Jahr 2035 wie dem demographischen Wandel Rechnung getragen werden, erklärte Geissler: So seien wie in ganz Deutschland signifikante Verluste unter den unter 65-Jährigen zu verzeichnen, das Potenzial der Erwerbspersonen und künftigen Auszubildenden werde erheblich schrumpfen und der Anteil der 65- bis 90-Jährigen deutlich steigen.
Im Ortskern Wohnraum schaffen
Deshalb sei wichtig, in den Ortskernen barrierefreie Zugänge zu schaffen. Wichtig sei es auch, für eine gesunde Bereitstellung an Wohnbauund Gewerbeflächen zu sorgen. „Ein Schwerpunkt der künftigen Entwicklung von Heroldstatt ist die Innenentwicklung zur Stärkung der Ortskerne“, unterstrich Geissler. Gemessen an ihrer Größe verfüge die Gemeinde über eine gute Infrastruktur.
Wie die Städteplaner aufgrund der Inaugenscheinnahme von Gebäuden in den möglichen Sanierungsgebieten ermittelt haben, weisen in Ennabeuren 11,6 Prozent der Gebäude keine oder leichte Mängel auf, 41,2 Prozent erkennbare Mängel, 37,4 Prozent starke Mängel und 9,8 Prozent schwerwiegende Mängel. Im Ortsteil Sontheim bestehe ein ähnliches Bild: 10,5 Prozent haben nur leichte Mängel, 45,7 Prozent erkennbare, 30,5 Prozent starke und 13,3 Prozent schwerwiegende.
„Ein Teil des privaten Gebäudebestands zeigt hohen Modernisierungsbedarf. Die fortschreitende Umstrukturierung der Landwirtschaft hinterlässt zunehmende Leerstände, insbesondere in Nebengebäuden“, erklärte Thomas Geissler. Ziel der städtebaulichen Erneuerung in Heroldstatt sei es, weiteren Wohnraum zu schaffen sowie den ortstypischen Charakter zu erhalten. Ziel sei, alte Bausubstanz zu verbessern und aufzuwerten, aber auch öffentliche Straßen und Plätze umzugestalten. Auch energetische Maßnahmen mit Blick auf den Klimaschutz seien zu treffen, meinte Geissler.
Die vorgesehenen Sanierungsgebiete in Ennabeuren bei einer Größe von 7,6 Hektar liegen im Bereich der Brunnestraße, Hülbenstraße, Feldstetter Straße sowie der Steinstetter Straße. In Sontheim sind als Sanierungsgebiet bei einer Fläche von 6,7 Hektar die Bereiche um Lange Straße Ost, der Justinger Weg, die Wiesenstraße und Weberstraße geplant.
Zu den Kosten der Ortskernsanierungen wartete Manuela Bader mit folgenden Zahlen auf: Geschätzten Aufwendungen von 4,073 Millionen Euro stehen Einnahmen von 993 000 Euro gegenüber. Folglich betrage der Ausgabenüberschuss 3,08 Millionen Euro, der den benötigten Förderrahmen darstellt. Die Landesfinanzhilfe beim Landesanierungsprogramm betrage 1,848 Millionen Euro, der Anteil der Gemeinde an voraussichtlich förderfähigen Kosten von 40 Prozent liege dann bei 1,232 Millionen Euro.
Bürgerwerkstatt kam gut an
Manuela Bader ließ noch wissen, dass die Bürgerwerkstatt der LBBW mit ihrer Kollegin Jasmin Kizler im Rahmen der siebten Leistungs- und Verkaufsschau am 25. und 26. März in der Berghalle sehr gut angenommen worden sei. Viele Besucher hätten sich am Stand der LBBW Informationen zu Gebäudesanierungen geholt und Anregungen eingebracht. Die Resonanz sei gut gewesen, das lasse auf ein großes Interesse am Landessanierungsprogramm hoffen.
Werner Knehr sprach den Wunsch aus, die Bevölkerung rechtzeitig und umfassend in das mögliche Sanierungsprogramm einzubinden. Wichtig sei, Wohnraum in den Ortskernen zu erhalten und zu schaffen. Hans Barth sprach von einem Segen bei den ersten Ortskernsanierungen für Heroldstatt. „Wenn wir das Landessanierungsprogramm erneut auflegen könnten, dann wäre das eine tolle Sache“, sagte Barth abschließend und traf den Tenor im Rat.