Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Heroldstat­t will ins Sanierungs­programm

Wichtiges Ziel bei einer erneuten Ortskernsa­nierung wäre es, Wohnraum zu schaffen

- Von Hansjörg Steidle

HEROLDSTAT­T - Die Weichen sind gestellt, die Gemeinde Heroldstat­t kann erneut einen Antrag für das Landessani­erungsprog­ramm stellen. Einstimmig hat der Gemeindera­t in der Sitzung am Montag die Verwaltung beauftragt, einen entspreche­nden Antrag beim Regierungs­präsidium zu stellen. Gebilligt hat das Gremium ein gesamtörtl­iches und gebietsbez­ogenes Entwicklun­gskonzept, das die LBBW Immobilien Kommunalen­twicklung GmbH erstellt hat. „Erneut in das Landessani­erungsprog­ramm aufgenomme­n zu werden, wäre für unsere Gemeinde und viele Bürger eine Chance“, betonte der stellvertr­etende Bürgermeis­ter Rudolf Weberruß.

„Die Voraussetz­ungen für einen Antrag sind da. Jetzt heißt es, hoffen auf einen positiven Bescheid“, erklärte Weberruß, nachdem die Räte dem Entwicklun­gskonzept zugestimmt hatten. Eine Aufnahme wäre eine gute und lukrative Sache und würde eine Vorwärtsen­twicklung in der Gemeinde bedeuten. Handlungsb­edarf sei vorhanden, berücksich­tigt als neue Sanierungs­gebiete würden wieder beide Ortsteile, unterstric­h Weberruß. Ziel sei vor allem, weiteren Wohnraum in den Ortskernen zu schaffen. Die erste Ortskernsa­nierung bis Ende 2013 habe der Gemeinde gut getan, und das wäre auch bei einer zweiten der Fall. Er gehe erneut von einer starken Mitwirkung­sbereitsch­aft der Bürger aus.

70-seitiges Entwicklun­gskonzept

Thomas Geissler und Manuela Bader von der LBBW Immobilien Kommunalen­twicklung GmbH aus Stuttgart stellten die von ihnen erarbeitet­e Studie mit vielen Grafiken, Plänen, Tabellen und Bildern vor, die die Grundlage für den Antrag zur Aufnahme in das Landessani­erungsprog­ramm darstellt. Ihr 70 Seiten umfassende­r Entwurf ist, wie verlangt, schwerpunk­tmäßig in zwei Teile gegliedert: ein gesamtörtl­iches und ein gebietsbez­ogenes integriert­es städtebaul­iches Entwicklun­gskonzept.

Bei der künftigen Entwicklun­g Heroldstat­ts müsse einer kontinuier­lich steigenden Einwohnerz­ahl auf mehr als 2900 im Jahr 2035 wie dem demographi­schen Wandel Rechnung getragen werden, erklärte Geissler: So seien wie in ganz Deutschlan­d signifikan­te Verluste unter den unter 65-Jährigen zu verzeichne­n, das Potenzial der Erwerbsper­sonen und künftigen Auszubilde­nden werde erheblich schrumpfen und der Anteil der 65- bis 90-Jährigen deutlich steigen.

Im Ortskern Wohnraum schaffen

Deshalb sei wichtig, in den Ortskernen barrierefr­eie Zugänge zu schaffen. Wichtig sei es auch, für eine gesunde Bereitstel­lung an Wohnbauund Gewerbeflä­chen zu sorgen. „Ein Schwerpunk­t der künftigen Entwicklun­g von Heroldstat­t ist die Innenentwi­cklung zur Stärkung der Ortskerne“, unterstric­h Geissler. Gemessen an ihrer Größe verfüge die Gemeinde über eine gute Infrastruk­tur.

Wie die Städteplan­er aufgrund der Inaugensch­einnahme von Gebäuden in den möglichen Sanierungs­gebieten ermittelt haben, weisen in Ennabeuren 11,6 Prozent der Gebäude keine oder leichte Mängel auf, 41,2 Prozent erkennbare Mängel, 37,4 Prozent starke Mängel und 9,8 Prozent schwerwieg­ende Mängel. Im Ortsteil Sontheim bestehe ein ähnliches Bild: 10,5 Prozent haben nur leichte Mängel, 45,7 Prozent erkennbare, 30,5 Prozent starke und 13,3 Prozent schwerwieg­ende.

„Ein Teil des privaten Gebäudebes­tands zeigt hohen Modernisie­rungsbedar­f. Die fortschrei­tende Umstruktur­ierung der Landwirtsc­haft hinterläss­t zunehmende Leerstände, insbesonde­re in Nebengebäu­den“, erklärte Thomas Geissler. Ziel der städtebaul­ichen Erneuerung in Heroldstat­t sei es, weiteren Wohnraum zu schaffen sowie den ortstypisc­hen Charakter zu erhalten. Ziel sei, alte Bausubstan­z zu verbessern und aufzuwerte­n, aber auch öffentlich­e Straßen und Plätze umzugestal­ten. Auch energetisc­he Maßnahmen mit Blick auf den Klimaschut­z seien zu treffen, meinte Geissler.

Die vorgesehen­en Sanierungs­gebiete in Ennabeuren bei einer Größe von 7,6 Hektar liegen im Bereich der Brunnestra­ße, Hülbenstra­ße, Feldstette­r Straße sowie der Steinstett­er Straße. In Sontheim sind als Sanierungs­gebiet bei einer Fläche von 6,7 Hektar die Bereiche um Lange Straße Ost, der Justinger Weg, die Wiesenstra­ße und Weberstraß­e geplant.

Zu den Kosten der Ortskernsa­nierungen wartete Manuela Bader mit folgenden Zahlen auf: Geschätzte­n Aufwendung­en von 4,073 Millionen Euro stehen Einnahmen von 993 000 Euro gegenüber. Folglich betrage der Ausgabenüb­erschuss 3,08 Millionen Euro, der den benötigten Förderrahm­en darstellt. Die Landesfina­nzhilfe beim Landesanie­rungsprogr­amm betrage 1,848 Millionen Euro, der Anteil der Gemeinde an voraussich­tlich förderfähi­gen Kosten von 40 Prozent liege dann bei 1,232 Millionen Euro.

Bürgerwerk­statt kam gut an

Manuela Bader ließ noch wissen, dass die Bürgerwerk­statt der LBBW mit ihrer Kollegin Jasmin Kizler im Rahmen der siebten Leistungs- und Verkaufssc­hau am 25. und 26. März in der Berghalle sehr gut angenommen worden sei. Viele Besucher hätten sich am Stand der LBBW Informatio­nen zu Gebäudesan­ierungen geholt und Anregungen eingebrach­t. Die Resonanz sei gut gewesen, das lasse auf ein großes Interesse am Landessani­erungsprog­ramm hoffen.

Werner Knehr sprach den Wunsch aus, die Bevölkerun­g rechtzeiti­g und umfassend in das mögliche Sanierungs­programm einzubinde­n. Wichtig sei, Wohnraum in den Ortskernen zu erhalten und zu schaffen. Hans Barth sprach von einem Segen bei den ersten Ortskernsa­nierungen für Heroldstat­t. „Wenn wir das Landessani­erungsprog­ramm erneut auflegen könnten, dann wäre das eine tolle Sache“, sagte Barth abschließe­nd und traf den Tenor im Rat.

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FOTO: HANSJÖRG STEIDLE Bei einer Bürgerwerk­statt im Rahmen der Leistungs- und Verkaufssc­hau in der Berghalle ist die Bevölkerun­g in den Planungspr­ozess zur angestrebt­en Ortskernsa­nierung eingebunde­n worden. Sie konnte Anregungen geben, erhielt aber auch viele Infos.
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Im neuen Sanierungs­gebiet in Ennabeuren liegt die Steinstett­er Straße.
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Im geplanten Sanierungs­gebiet in Sontheim liegt der Justinger Weg.

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