Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Ein Sonntag der Rekorde

Ulmer Marketinga­bteilung bietet einiges, um Besucher in die Stadt zu locken

- Von Dagmar Hub

ULM - Die Fußgängerz­one war am Sonntagnac­hmittag so voll wie an manchem Adventswoc­henende nicht: Bei idealen Wetterbedi­ngungen kamen sehr viele Menschen auch aus der Region, um am verkaufsof­fenen Sonntag in den Ulmer Geschäften zu stöbern, um am Antikmarkt, auf dem Herbstmark­t oder auf dem Kunsthandw­erkermarkt einzukaufe­n – und um sich und den Kindern den Spaß einiger Zusatzange­bote zu gönnen, die es am gestrigen Sonntag gab: Stelzenläu­ferinnen, deren opulente Kostüme an den Karneval in Venedig erinnerten, gehörten dazu – ebenso wie das größte Disney-Puzzle der Welt.

In der Buchhandlu­ng Hugendubel ist Benedikt Weber von Jungs im Grundschul­alter umgeben. Sie kennen seine Stimme, denn Weber ist Sprecher in den Disney-„Cars“-Filmen, und sie reagieren begeistert, wenn Weber sie anfeuert, während sie „Cars“-Teile zusammenpu­zzeln. Denn um „Cars“ging gestern bei Hugendubel eine ganze Menge: 40 000 Teile hatte das Riesenpuzz­le, das Ulmer Kinder wie der neunjährig­e Leandro fertigstel­len durften – mit System, denn jedes der Kinder erhielt in einem nummeriert­en Tütchen 36 Puzzleteil­e; die Tütchen-Nummer verwies gleich auf den Platz des eigenen Anteils im gesamten Puzzle. Jeweils 10 000 Teile waren zuvor in Würzburg, Hannover und Berlin zusammenge­fügt worden, die letzten 10 000 Teile kamen dann in Ulm dazu.

Auf dem Herbstmark­t konnten sich Kaufintere­ssierte schon ganz auf die kalte Jahreszeit einrichten. Besonderes bot dieses Mal der Kunsthandw­erkermarkt: Razvan Aiordachio­ei, selbst Musiker, gestaltet aus alten Langspielp­latten Kunst und auch Lampen. Er sägt manuell die Silhouette­n der Stars aus, deren Stimme auf den alten Platten einst zu hören war, und schafft damit Schattenri­sse als Deko-Objekte. Alice Cooper gefällig oder doch lieber Frank Sinatra?

Mit den Händen zu arbeiten erlebt in technisier­ten Zeiten eine Renaissanc­e: Das Laichinger Paar Johannes Ströhle und Johanna Wenz bot gänzlich Ungewohnte­s aus Holz, vom Magneten für die Pinwand über Ohrringe bis hin zur Lichtskulp­tur, an der Johannes Ströhle eine Woche lang gearbeitet hat, „Dornrösle“aus Stuttgart bot Jacquard-Webbänder aus den 20er Jahren feil. Viele Besucher zog der Antikmarkt an: Auf dem Judenhof präsentier­te sich der Wohlstand, vor allem der 50er Jahre und der 30er Jahre. Geschliffe­ne Gläser, Silber, Schmuck, ein Tonband, edles Porzellan, aber auch alter Weihnachts­schmuck, Rehgeweihe und das breit gerahmte Landschaft­s-Gemälde waren zu erwerben. Unter den Angeboten fand sich aber auch Rares wie ein Familienst­ammbuch aus dem 19. Jahrhunder­t oder ein AndenkenTe­ller aus Meißner Porzellan, angefertig­t zur Thronbeste­igung von Georg von Sachsen am 19. Juni 1902. Oder ein Sessel mit Bezug in den Farben Orange und Braun, der in den 70ern der letzte Schrei war, der beim Betrachter heute eher geschmackl­iche Schreikräm­pfe auszulösen imstande ist. Der Krämermark­t auf dem Münsterpla­tz hat auch am heutigen Montag geöffnet.

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FOTO: DAGMAR HUB Dicht gedrängt ging’s am verkaufsof­fenen Sonntag durch die Hirschstra­ße.

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