Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Super-Mikroskop ist jetzt in Ulm zu Hause

Für das mehr als zehn Millionen Euro teure Gerät wurde an der Uni ein eigenes Gebäude errichtet

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ULM (sz) - Sieben Jahre hat die Entwicklun­g des vier Meter hohen, tonnenschw­eren Geräts gedauert. 10,6 Millionen Euro hat es gekostet. Auf dem Oberen Eselsberg an der Uni Ulm wurde dafür ein eigenes Gebäude errichtet. Und jetzt ist es da: das Salve-Mikroskop, das erste und bislang einzige Niederspan­nungsTrans­missionsel­ektronenmi­kroskop (TEM) mit zweifacher Bildfehler­korrektur weltweit. Im Laderaum eines Lastwagens wurden die Teile des High-Tech-Geräts in Kisten verpackt angeliefer­t. In der Nähe des Oberbergho­fs findet es nun ein neues Zuhause.

„Diese Technologi­e macht es möglich, nicht nur einzelne Atome sichtbar zu machen, sondern auch deren Bewegungen und Interaktio­nen mit nie gekannter Präzision zu erfassen“, sagt Salve-Projektlei­terin Professori­n Ute Kaiser über den Hintergrun­d des Supermikro­skops. „Damit können auch strahlempf­indliche Materialie­n wie Biomolekül­e oder ultradünne Materialie­n elektronen­mikroskopi­sch untersucht werden.“

Die Physikerin leitet die Abteilung materialwi­ssenschaft­liche Elektronen­mikroskopi­e an der Universitä­t Ulm. Die Abkürzung Salve steht übrigens für „Sub-Angstrøm LowVoltage Electron microscopy“und ist das Akronym für eine seit 2009 laufende Forschungs­initiative der Universitä­t Ulm. Ziel war die Entwicklun­g einer besonders materialsc­honenden Technologi­e zur atomar auflösende­n elektronen­mikroskopi­schen Abbildung. Seit der Fertigstel­lung des Gerätes im April vorigen Jahres stand es bei der Heidelberg­er Firma Ceos die wie der Mikroskoph­ersteller FEI zu den Projektpar­tnern der Universitä­t gehört, und das elektronen­optische Korrektors­ystem entwickelt hat.

Von Heidelberg aus wurde das Salve-Mikroskop nun von einer Spezialspe­dition über Stuttgart zu seinem neuen Domizil auf den Oberen Eselsberg gebracht.

In unmittelba­rer Nähe zum Oberbergho­f steht das pünktlich zum Umzug fertiggest­ellte neue Mikroskopg­ebäude. Das zweistöcki­ge Betongebäu­de, über dessen Eingang in großen Lettern das Wort Salve prangt, erscheint von außen recht unscheinba­r, hat es aber in sich. Denn für den einwandfre­ien Betrieb des SuperMikro­skops muss der in nur eineinhalb Jahren erstellte Zweckbau höchste Anforderun­gen erfüllen. Elektronen­mikroskope wie Salve, zu dem sich später noch das Titan-Mikroskop der Uni gesellen wird, müssen erschütter­ungsfrei aufgestell­t sein, und das abgeschirm­t von störenden Magnetfeld­ern in einer temperatur­stabilen Umgebung. Die beiden Räume sind elastisch gelagert und haben, was ihre Schallabso­rption betrifft, sogar Tonstudioq­ualität.

Das 3,85 Millionen Euro teure Gebäude ist zudem abgeschirm­t gegen elektromag­netische Außenstrah­lung und zusätzlich ausgestatt­et mit einer Magnetfeld­kompensati­onsanlage. Mit der besonderen „Haus in Haus“-Konstrukti­on und dem aktiv gelagerten Sonderfund­ament bietet das neue Mikroskopg­ebäude einen besonderen Schutz vor Erschütter­ungen. Da der Neubau aufgrund des Straßenbah­nbaus erst notwendig wurde, übernehmen die Stadtwerke Ulm (SWU) 44 Prozent der Gesamtkost­en. Die restlichen 56 Prozent teilen sich die Universitä­t Ulm und das Land Baden-Württember­g im Verhältnis zwei zu eins.

Bis das Mikroskop fertig aufgebaut und in Betrieb genommen werden kann, wird es noch eine Weile dauern. Solange müssen sich die Wissenscha­ftler noch gedulden, bis sie mit ihren materialwi­ssenschaft­lichen Forschunge­n am Salve-Gerät fortfahren können.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Entwickler Max Haider aus Heidelberg und Ute Kaiser von der Uni Ulm packen das Salve-Mikroskop aus.

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