Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Friedensbewegte trotzen dem Regen
Erinnerung in Westerheim an die Hungerjahre
WESTERHEIM (sz) - „Es gibt keinen Weg zum Frieden, denn Frieden ist der Weg!“Mit diesem Satz von Mahatma Gandhi, dem großen indischen Friedensstifter, haben sich Frauen und Männer der katholischen Kirchengemeinde Westerheim, trotz Regens, auf den Weg zum Mauskreuz gemacht. Zuvor stimmte sich die Gruppe mit den Fragen „Was ist Frieden? Wann ist Frieden?“auf die Wanderung in der Sonntagsfrühe ein.
In der schön hergerichteten Lorettokapelle und an frisch geschmückten Feldkreuzen wurden mit Texten und Liedern Gedankenanstöße zum Thema Frieden und Schöpfung gegeben. Am Mauskreuz wurden die Wanderer vom Verpflegungsauto sowie von Hans Baumann als Vertreter des EAT (Verein zum Erhalt alter Traditionen) erwartet. Dieser Verein hat in den vergangenen Jahren das Kreuz aufgewertet und so wieder neu in Erinnerung gebracht.
Hans Baumann erzählte sehr anschaulich von den Hungerjahren, als im Jahr 1815 auf der kleinen indonesischen Insel Sumbawa der Vulkan Tambora ausbrach. Als Folge des Ausbruchs verdunkelte sich monatelang die Sonne in Europa. Im Sommer fiel unaufhörlich Regen – und auch Schnee. Die mageren Ernten vermoderten im Dauerregen und das Vieh verendete. In dieser Zeit soll sich an der Stelle, an der heute das Mauskreuz steht, die Geschichte zugetragen haben, dass sich zwei Handwerksburschen beim Kampf um eine Maus, erschlagen hätten.
Nach diesen interessanten Erläuterungen wurde, mit Blick auf das Hungerkreuz, wie das christliche Wegzeichen früher genannt wurde, miteinander Brot geteilt. Die muntere Truppe machte sich dann mit ihren bunten Regenschirmen auf den Heimweg. In der Marienburg gab es zum Aufwärmen Kaffee und Tee und ein Zopfbrot, das der EAT aus Anlass des Bauernmarktes im Westerheimer Backhaus frisch gebacken hatte.
Bei der abschließenden Wortgottesfeier wurde in den Gebeten, den Fürbitten und in der Predigt das Friedensthema aufgegriffen. Passend war, dass die Erstkommunionkinder den Gottesdienst mitgestalteten. Sie hatten selbstgebastelte prallgefüllte Erntekörbchen am Altar abgestellt. Nach der Feier besuchten sie die alten und kranken Menschen in der Gemeinde und waren somit auch als Friedensbringer unterwegs.