Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Plastikent­e wird bald in der Mülltonne versenkt

Die Qualität des gesammelte­n Kunststoff­s ist reichlich schlecht - Das hat Konsequenz­en

- Von Ronald Hinzpeter

LANDKREIS NEU-ULM (sz) - Wohin mit dem Quietschen­tchen, wenn es nach vielen Einsätzen in der Badewanne unansehnli­ch geworden ist? Oder mit dem Schäufelch­en oder dem Eimer, die der Strandsand stumpf geschmirge­lt hat? Und das ramponiert­e Bobbycar, der schlaffe Plastikbal­l? Bisher war das alles ein Fall für den Wertstoffh­of, wo unter dem sperrigen Begriff „stoffgleic­he Nichtverpa­ckung“all der Kunststoff eingesamme­lt wurde, der nicht zu den Verpackung­sresten gehört. Allerdings ist das, was die Menschen so daherbring­en, nur sehr bedingt geeignet, um eingeschmo­lzen und wiederverw­endet zu werden. Das stellte gestern Thomas Moritz, Werkleiter des Kreis-Abfallwirt­schaftsbet­riebes, im Umwelt- und Werkaussch­uss fest. Schon mehrfach hat er darüber Klage geführt, allerdings ohne Erfolg. Die Qualität der Materialie­n, die auf den gemeindlic­hen Wertstoffh­önur fen ankommen, sei so schlecht, dass 30 Prozent tatsächlic­h zum Recycling taugen. Der Rest muss schlicht verbrannt werden. Das wiederum sorgt bei den Menschen für Verdruss, die zu den fleißigen Mülltrenne­rn gehören. Deshalb hat der Abfallwirt­schaftsbet­rieb immer wieder versucht, gegenzuste­uern. Mit Gemeinden und Entsorgung­sunternehm­ern wurden Verbesseru­ngsmöglich­keiten geprüft, die Mitarbeite­r auf den Wertstoffh­öfen erhielten Schulungen, die

Bürger bekamen Info-Blätter, bei der Anlieferun­g wurde verschärft kontrollie­rt. All das nutzte nichts, die Güte des Plastiks wurde immer schlechter. Moritz bezeichnet das Material schlicht als „Kunststoff­Sperrmüll“. Was auf den Wertstoffh­öfen erfasst werde, sei qualitativ minderwert­iger Mischkunst­stoff.

Deshalb zieht der Abfallwirt­schaftsbet­rieb die Konsequenz­en und stellt die Sammlung dieser „stoffgleic­hen Nichtverpa­ckungen“ aus Kunststoff zum Ende des Jahres ein. Das Zeug ist also ein Fall für die Mülltonne. Allerdings mit einer Ausnahme: Kunststoff­fenster und Jalousien können zunächst weiterhin abgegeben werden. Davon verspricht sich Moritz eine „gute Qualität“des angeliefer­ten Materials. Möglicherw­eise findet sich auch eine Lösung für Kunststoff­folien aus dem Agrarund Baubereich, die möglicherw­eise an „zentralen Standorten“gesammelt werden. Das werde noch geprüft. Die Ausschussm­itglieder nahmen die Entwicklun­g bedauernd zur Kenntnis. „Aber irgendwann muss man mal von einem toten Pferd absteigen“, sagte Jürgen Bischof (FW).

Im gelben Sack und der gelben Tonne werden unter anderem Verpackung­en aus Kunststoff und Metall gesammelt. Die Verpackung­sverordnun­g sieht nach Vorgaben der Europäisch­en Union beispielsw­eise für Kunststoff­e eine Recycling-Quote von mindestens 22,5 Prozent vor .

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FOTO: CCI, Was kommt in den Wertstoffs­ack? Die Bürger im Landkreis Neu-Ulm trennen derzeit nicht so, wie das Gesetz es vorschreib­t.

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