Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Jazziger Testlauf für das Labor
Roxy-Reihe startet mit Jan Felix May
ULM (bh) - Eine Sternstunde des jungen Jazz hat das Roxy zum Auftakt der neuen Reihe „Laborphase“mit Konzerten im intimen Rahmen im Labor, dem neuen Wohnzimmer der Kulturhallen, erlebt. Persische Teppiche und Stehllampen von anno dazu mal sorgten für eine fast nostalgische Stimmung.
Aber von nostalgischer Gemütlichkeit ist keine Spur, als die an Felix May Band die ebenerdige Bühne betritt. Von der ersten Sekunde überträgt sich auf die rund 50 Besucher die pulsierende Energie und Lebendigkeit ihrer Crossover-Musik mit Anklängen an Hardrock, Rhythm’n’Blues, Neo Soul, Latin und Hip-Hop – auf allerhöchstem technischen Niveau.
Früher hätte man gesagt: Der 1993 in Mainz geborene Pianist Jan Felix May ist ein Wunderkind. Mit drei Jahren griff er zum ersten Mal in die Tasten griff und ein paar Jahre später vier bundesweite erste Preise bei „Jugendjazz“gewann. Noch während der Schule studierte er parallel Musik an der Hochschule in Mainz. 2015 suchte er für seine Band Mitmusiker auf Augenhöhe und stieß dabei auf den deutsch-kolumbianischen Drummer Julian Camargo, der wiederum den Bassisten Edu Sabella in seiner Formation hatte. Dazu kamen noch Gitarrist Lukas Roos und die Saxofonistin Kerstin Haberecht, die Ulm aber wegen ihrer Hochzeitsreise fehlte. Im Frühjahr 2018 soll das erste Album der Combo auf dem Markt kommen
In Ulm haben die Musiker erstmals – passend zum Titel „Laborphase“– die Stücke vorgestellt. Und die hauen einen vom Hocker. Mit sanften Solo-Intros schleicht sich der Pianist, der zuweilen auch das Keyboard gleichzeitig bedient, in die Gefühligkeit der Zuhörer ein, um die Romantik dann auf einen Paukenschlag zu beenden und den Drummer und Bassisten von der Kette zu lassen. In dieses fesselnde Gewitter mischt sich dann der Gitarrist ein, der mit seinen irrwitzigen Sololäufen in Sache Tempo nur von einem überholt wird: dem Hochgeschwindigkeitspianisten Jan Felix May. Die Band gerät in keiner Sekunde bei diesem Klangorkan aus den Fugen, die Präzision der Musiker ist unglaublich.
Umarmung in Freude und Dankbarkeit
Der Abend hinterließ glückliche und einen besonders glücklichen Zuhörer. In der hintersten Reihe des „Wohnzimmers“saß der DiplomMusikpädagoge für E-Bass, Thomas Dirr. Der hatte einst an der Musikschule Neu-Ulm dem Bassisten der Band, Edu Sabella, Einzelunterricht gegeben. Der umarmte seinen Lehrer nach dem Konzert mit sichtbarer Freude und Dankbarkeit.
Heute, gastiert im Roxy die Tour zum Kleinkunstpreis Baden-Württemberg. Auf der Bühne stehen Werner Koczwara, Michael Krebs und Bernd Kohlhepp. Beginn ist um 20 Uhr, Karten gibt’s an der Abendkasse.