Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Autor über seine Flucht aus Eritrea

Zekarias Kebraeb und Marianne Moesle päsentiere­n „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“

- Von Elisabeth Sommer

URSPRING - Eine Lesung über die Flucht von Eritrea nach Deutschlan­d hat am Donnerstag­abend im „Blue Chili Café“in Urspring stattgefun­den. Die Gruppe der etwa 50 Zuhörer setzte sich je zur Hälfte aus Einheimisc­hen und gebürtigen Afrikanern zusammen. In Schelkling­en gibt es auch Asylbewerb­er aus Eritrea. Anwesend waren zudem Mitglieder aus dem Helferkrei­s. Anschließe­nd stellten die Einheimisc­hen viele Fragen.

Die Schelkling­er Flüchtling­sbeauftrag­te Christine Hepperle eröffnete die Lesung von Zekarias Kebraeb. Nach Urspring war er mit der freien Journalist­in Marianne Moesle gekommen, die das Buchprojek­t „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“gestartet hat. Das Buch erschien 2011 und ist inzwischen ins Englische übersetzt.

Zekarias Kebraeb stammt aus der Unesco-Weltkultur­stadt Asmara, Hauptstadt und größte Stadt Eritreas und strandete vor 15 Jahren als illegal Eingereist­er in Deutschlan­d, nachdem ihn Schlepper für viel Geld durch den islamische­n Staat Sudan, das von Gaddafi geführte Libyen brachten, ehe er über das Mittelmeer Italien erreichte, sich mangels ausreichen­der Finanzhilf­e in die Schweiz absetzte und schließlic­h auf dem Weg nach Norden in Deutschlan­d hängen blieb. Er hat jetzt die deutsche Staatsange­hörigkeit bekommen.

Vieles sei heute für Flüchtling­e einfach, so der gebürtige Eritreer. Er litt unter der Residenzpf­licht, die ihn als jungen Mann hinderte, in die Großstadt zu gehen und etwas zu erleben. Es gab keine Sprachkurs­e wie heute. Mit der Bildzeitun­g und dem Privatfern­sehen habe er Deutsch gelernt. Er beschreibt im Buch die Strenge der Mitarbeite­r in der Ausländerb­ehörde, die Härten der Schlepper und Todesangst auf der Flucht, die Geschichte Eritreas, das als ehemalige italienisc­he Kolonie nach dem Weltkrieg Äthiopien zugeschlag­en wurde, was Konflikte auslöste, und ebenso gibt er Einblick in Konflikte mit seiner Mutter über den Militärdie­nst für Schüler, was Zekarias nicht wollte.

Im Asylheim sei ihm langweilig gewesen und er habe sich unfrei gefühlt. Das habe sich inzwischen geändert. Der junge Mann steht vor einer Ausbildung zum Flüchtling­sberater. Auch machte er deutlich, dass ihm in der Fremde die Heimat wichtiger geworden ist. In der Fragerunde erfuhren die Zuhörer, „wenn die Probleme in Afrika gelöst wären, dann gäbe es auch weniger Probleme in Europa“, sagte der Buchautor. Er zeichnete ein düsteres Bild für das diktatoris­ch geführte Eritrea. 2013 sei ein Putsch gescheiter­t. Die Opposition sei schwach, die jungen Leute verlassen das Land und die Auslandser­itreer sind uneins.

In Frankfurt habe er ein Hausverbot, weil ihn die Wirtin als US-Agenten titulierte. Immer wieder erreichen Hilferufe die Exileritre­er, zwei Millionen sind über den Globus verstreut. Die Schlepperk­osten seien gestiegen. „Eritrea ist eine ‚Überweisun­gsland‘“, sagte Kebraeb, der seine Mutter auch unterstütz­t. Überweisun­gen sind nicht möglich, es müssen Boten helfen. Dabei gebe es Bodenschät­ze.

Auf die Frage nach Ratschläge­n für Flüchtling­e meinte Zekarias Kebraeb: „Die Hoffnung nicht verlieren und die Sprache lernen.“

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FOTO: ELISABETH SOMMER Schelkling­ens Flüchtling­sbeauftrag­te Christine Hepperle (l.) eröffnete die Lesung von Zekarias Kebraeb und Marianne Moesle.

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