Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Autor über seine Flucht aus Eritrea
Zekarias Kebraeb und Marianne Moesle päsentieren „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“
URSPRING - Eine Lesung über die Flucht von Eritrea nach Deutschland hat am Donnerstagabend im „Blue Chili Café“in Urspring stattgefunden. Die Gruppe der etwa 50 Zuhörer setzte sich je zur Hälfte aus Einheimischen und gebürtigen Afrikanern zusammen. In Schelklingen gibt es auch Asylbewerber aus Eritrea. Anwesend waren zudem Mitglieder aus dem Helferkreis. Anschließend stellten die Einheimischen viele Fragen.
Die Schelklinger Flüchtlingsbeauftragte Christine Hepperle eröffnete die Lesung von Zekarias Kebraeb. Nach Urspring war er mit der freien Journalistin Marianne Moesle gekommen, die das Buchprojekt „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“gestartet hat. Das Buch erschien 2011 und ist inzwischen ins Englische übersetzt.
Zekarias Kebraeb stammt aus der Unesco-Weltkulturstadt Asmara, Hauptstadt und größte Stadt Eritreas und strandete vor 15 Jahren als illegal Eingereister in Deutschland, nachdem ihn Schlepper für viel Geld durch den islamischen Staat Sudan, das von Gaddafi geführte Libyen brachten, ehe er über das Mittelmeer Italien erreichte, sich mangels ausreichender Finanzhilfe in die Schweiz absetzte und schließlich auf dem Weg nach Norden in Deutschland hängen blieb. Er hat jetzt die deutsche Staatsangehörigkeit bekommen.
Vieles sei heute für Flüchtlinge einfach, so der gebürtige Eritreer. Er litt unter der Residenzpflicht, die ihn als jungen Mann hinderte, in die Großstadt zu gehen und etwas zu erleben. Es gab keine Sprachkurse wie heute. Mit der Bildzeitung und dem Privatfernsehen habe er Deutsch gelernt. Er beschreibt im Buch die Strenge der Mitarbeiter in der Ausländerbehörde, die Härten der Schlepper und Todesangst auf der Flucht, die Geschichte Eritreas, das als ehemalige italienische Kolonie nach dem Weltkrieg Äthiopien zugeschlagen wurde, was Konflikte auslöste, und ebenso gibt er Einblick in Konflikte mit seiner Mutter über den Militärdienst für Schüler, was Zekarias nicht wollte.
Im Asylheim sei ihm langweilig gewesen und er habe sich unfrei gefühlt. Das habe sich inzwischen geändert. Der junge Mann steht vor einer Ausbildung zum Flüchtlingsberater. Auch machte er deutlich, dass ihm in der Fremde die Heimat wichtiger geworden ist. In der Fragerunde erfuhren die Zuhörer, „wenn die Probleme in Afrika gelöst wären, dann gäbe es auch weniger Probleme in Europa“, sagte der Buchautor. Er zeichnete ein düsteres Bild für das diktatorisch geführte Eritrea. 2013 sei ein Putsch gescheitert. Die Opposition sei schwach, die jungen Leute verlassen das Land und die Auslandseritreer sind uneins.
In Frankfurt habe er ein Hausverbot, weil ihn die Wirtin als US-Agenten titulierte. Immer wieder erreichen Hilferufe die Exileritreer, zwei Millionen sind über den Globus verstreut. Die Schlepperkosten seien gestiegen. „Eritrea ist eine ‚Überweisungsland‘“, sagte Kebraeb, der seine Mutter auch unterstützt. Überweisungen sind nicht möglich, es müssen Boten helfen. Dabei gebe es Bodenschätze.
Auf die Frage nach Ratschlägen für Flüchtlinge meinte Zekarias Kebraeb: „Die Hoffnung nicht verlieren und die Sprache lernen.“