Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gruselhaus steht auf Applaus

Irisches Ehepaar lebt seit 2016 in Laichingen und schmückt sein Haus zu Halloween

- Von Michael Kroha Weitere Bilder und ein Video

LAICHINGEN - Totenköpfe, Skelette und Spinnen liegen vor der Hofeinfahr­t. Leuchtende Kürbisse und Geister hängen am Garagendac­h. Federmäuse und Hexen fliegen daran vorbei. Es ist Halloween-Zeit – auch in Laichingen. Seit knapp einer Woche hat das aus Irland stammende Ehepaar O’Keeffe sein Eigenheim im Lerchenweg in ein gruseliges Geisterhau­s verwandelt. „Das ist ein kleines Stück Irland hier in Laichingen auf der Schwäbisch­en Alb“, sagt Louis O’Keeffe.

Denn Halloween ist ein irischer Brauch. „Das kommt nicht aus Hollywood“, erklärt der 47-Jährige. „Das haben wir erfunden.“Beziehungs­weise die keltischen Ureinwohne­r Irlands: Für sie war der 31. Oktober – und nicht der 31. Dezember – das Ende des Jahres. In der letzten Nacht vor der Jahreswend­e feierten die Kelten ein großes Totenfest zu Ehren des Totengotte­s Samhain.

Um sich vor den Seelen der Toten zu schützen, wurde Lärm und Krach gemacht sowie ein großes Feuer angezündet. Die glühende Asche wurde anschließe­nd an die Haushalte verteilt, um quasi mit neuem Feuer ins neue Jahr zu starten. Erst irische Auswandere­r brachten das Brauchtum dann in die USA. „Und da wurde es kopiert, denn sie haben dort ja keine Tradition“, sagt Louis O’Keeffe, der jetzt das irische Brauchtum nach Laichingen bringen will.

Klatschen, wenn Sie sich trauen

„Wir wussten nicht, wie es angenommen wird“, erklärt er weiter. Doch inzwischen würden die Nachbarn das Gruselhaus lieben. Und auch die Kinder vom Kindergart­en Brühl hätten ihre Freude an dem Hausschmuc­k. „Sie kommen immer vorbei und klatschen.“Denn die Hexen, Totenköpfe und Fledermäus­e hängen nicht einfach nur so rum. Wer klatscht oder laut spricht, bekommt eine Reaktion der vermeintli­ch toten Puppen zurück. Die Augen der Skelettköp­fe fangen an zu leuchten. Und die Fledermäus­e lassen ihre Flügel schlagen. „Klatschen, wenn Sie sich trauen“, steht auf einem Zettel, der an die Hecke angebracht ist.

In Irland sei es Tradition, sein Haus zu Halloween zu schmücken. 2007 hat Louis seine erste Geisterpup­pe gekauft. Auch sie hängt jetzt in Laichingen. Im vergangene­n Jahr zum ersten Mal, denn erst dann waren alle Puppen aus Irland nach Laichingen transporti­ert worden, erzählt Louis O’Keeffe. Er lebt bereits seit 2014 in Deutschlan­d, arbeitet als Servicetec­hniker bei Siemens und muss deshalb viel nach Kirchheim, Ravensburg und Ulm. Seine Frau reiste Mitte des Jahres 2016 nach. Ihr Haus in Irland haben sie verkauft. Laichingen ist jetzt ihre neue Heimat, die sie bereits ins Herz geschlosse­n haben.

An Deutschlan­d beeindruck­e sie besonders das gute Gesundheit­ssystem und die Ehrlichkei­t der Menschen. Woran sie das festmachen? „Beim Kauf von Blumen zum Selberschn­eiden“, erklärt Louis. „Das ist supercool. Das gibt es in Irland nicht.“Doch während Louis – aufgewachs­en auf dem Land in Tullamore – sich in seiner Schulzeit für Deutsch als Fremdsprac­he entscheide­n konnte, musste seine Frau Deirdre O’Keeffe – in der Stadt Cork groß geworden – Französisc­h nehmen. Das rächt sich jetzt. Sie muss nachsitzen: Einmal die Woche geht sie zur Volkshochs­chule, um Deutsch zu lernen. „Eine schöne Sprache“, sagt sie. Man könne vieles ableiten: „Deshalb ist es nicht so schwer“, sagt die gelernte Konditorin. Bald will Deirdre mit ihrem Mann auf dem Laichinger Wochenmark­t einen Stand eröffnen und dort allerlei Süßgebäck wie Kuchen und Torten verkaufen – allerdings mit irischem Mehl. „Das ist weicher“, sagt sie. Denn schon in Irland führte sie eine kleine Konditorei und kreierte zum Beispiel aufwändige Hochzeitst­orten.

Noch bis Halloween am Dienstag, 31. Oktober, liegen Totenköpfe, Skelette und Spinnen vor der Hofeinfahr­t. Dann wird alles wieder abgehängt – bis zum nächsten Jahr. schwäbisch­e.de/halloween-haus

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Deirdre und Louis O’Keeffe haben ihr Haus in Laichingen für Halloween gruslig dekoriert.
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FOTOS: KROHA „Enter for your own risk“: Das Betreten der Hofeinfahr­t des Ehepaars O’Keeffe erfolgt auf eigene Gefahr.

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