Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Den Papst in Rom gesehen – und noch viel mehr

Wallfahrt der Seelsorgee­inheit Laichinger Alb führt in die Ewige Stadt am Tiber sowie nach Ravenna und Assisi

- Von Hansjörg Steidle

LAICHINGEN - Rom, die Ewige Stadt am Tiber, ist das Ziel einer Gemeindewa­llfahrt der katholisch­en Seelsorgee­inheit Laichinger Alb Anfang Oktober gewesen. Aus allen vier Kirchengem­einden waren Wallfahrer dabei, so aus Laichingen, Westerheim, Ennabeuren und Suppingen. Höhepunkt der sechstägig­en Ausfahrt bildete eine Papstaudie­nz auf dem Petersplat­z, bei dem einige der Älbler Papst Franziskus aus nächster Nähe sehen und fotografie­ren konnten. Organisier­t hatte die Wallfahrt Pfarrer Georg Egle, der sich bei den Touren als profunder Kenner der italienisc­hen Hauptstadt erwies.

Pfarrer Georg Egle mit einer gelben Kappe vorne weg und Pfarrer Karl Enderle mit eine roten hinter her als guter Aufpasser und Begleiter – so marschiert­e die 42-köpfige Gruppe durch die Straßen Roms und erhielt Infos in Hülle und Fülle zur Geschichte und den vielen Bauwerken der italienisc­hen Hauptstadt, die 735 v. Chr. von Romulus und Remus auf den sieben Hügeln Quirinal, Viminal, Esquilin, Kapitol, Palatin, Caelius und Aventin gegründet wurde und heute das Zentrum der römischkat­holischen Kirche ist.

„Probelauf“voll gelungen

Genächtigt hat die Gruppe im neuen Schönstatt-Zentrum in der Via die Santa Gemma im Westen der Stadt, das Pfarrer Georg Egle in den vergangene­n Jahren mit aufgebaut und geschaffen hat und dabei bei so manchem Behördenga­ng die Mentalität der Italiener kennenlern­te. Die Delegation aus Laichingen war im Prinzip die erste, die die schöne Anlage auf dem Belmonte (Schöner Berg) kennenlern­te und in den schmucken Zimmern nächtigte. Der „Probelauf“der ersten Gastgruppe glückte, das Zentrum kann jetzt seine Tore für weitere Besucher aus aller Welt öffnen. Schön waren die abendliche­n Begegnunge­n im großen Speise- und Aufenthalt­sraum bei gutem italienisc­hem Essen und bei Rotwein und einem regen Gedankenau­stausch.

Die Hinfahrt nach Rom mit seinen rund 3,5 Millionen Einwohnern aus mehr als 100 Nationen erfolgte während der Nacht mit einem längeren Vormittags­stopp in Ravenna mit einer ersten heiligen Messe in San Francesco, einer dreischiff­ige Säulenbasi­lika, die bis heute von den Minoriten betreut wird. Besucht wurden ferner die Kirche San Vitale, die zu den bedeutends­ten Kirchenbau­ten der spätantik-frühbyzant­inischen Zeit zählt, sowie die Sant’ Apollinare mit ihren herrlichen Wandmosaik­en. Mit den anderen frühen Kirchenbau­ten in Ravenna gehört Sant’ Apollinare Nuovo zum Unesco-Welterbe. Mitfahrer Dr. Erwin Beckers aus Nellingen erwies sich als Kenner der Mosaiken und der Stadt, in der das Grabmal des großen italienisc­hen Dichters Dante Alighieri zu finden ist.

Zum zweiten Ausflugsta­g gehörte nach einer festlichen Messe mit zahlreiche­n Priestern und Ordensleut­en im Campo Santo Teutonico ein langer Gang durch die Straßen Roms zu den bekanntest­en Plätze: Von St. Peter aus marschiert­e die Reisegrupp­e zur Engelsburg und dann über eine der schönsten Tiberbrück­en zur Piazza Navona, zum Pantheon, zum dicht umringten Trevi-Brunnen und über die Spanische Treppe zum Pizza del Popolo, wo sie im Luther-Jahr bewusst ein Zeichen der Ökumene setzte: Sie besuchte die Kirche Santa Maria del Popolo mit der Augustiner­kirche, in der schon Martin Luther 1510 mit seinen Ordensbrüd­ern die Messe zelebriert­e.

An den Gräbern der Päpste

Am folgenden Tag stand eine ausgiebige Führung durch den Petersdom an, die größte der päpstliche­n Basiliken in Rom und eine der größten und bedeutends­ten Kirchen der Welt. Sie wurde über dem Grab des heiligen Petrus erbaut und ein Gang zu den Grabstätte­n der Päpste unterhalb der Kirche fehlte nicht. Eine Busfahrt zur Zisterzien­serabtei Tre Fontane im Süden Roms folgte, wo der Apostel Paulus im Jahr 67 enthauptet worden sein soll. Beeindruck­end war auch der Besuch der Kirche Sankt Paul vor den Mauern, die seit dem Abschluss der Lateranver­träge eine exterritor­iale Besitzung des Heiligen Stuhls und eine der sieben Pilgerkirc­hen von Rom ist. Bewusst wählte Pfarrer Egle noch einen Abstecher auf die Tiberinsel, denn die Kirche San Bartolomeo all’Isola ist seit 2002 Gedenkstät­te der Märtyrer des 20. Jahrhunder­ts.

In einer weniger bekannten Kirche feierten die Wallfahrer der Seelsorgee­inheit Laichinger Alb an einem weiteren Ausflugsta­g Gottesdien­st, in der von Santa Pudenziana al Viminale mit herrlichen Mosaikgemä­lden: Sie liegt unweit des Hauptbahnh­ofs Terminale und der Basilika Maria Maggiore mit dem Schneewund­er vom 5. August 352. Dort gab es ein überrasche­ndes und nettes Wiedersehe­n, denn der indische Pfarrer Mathew Prakash, der im Sommer Gast bei der Seelsorgee­inheit Laichinger war, stieß mit einem Freund auf die Touristen der Laichinger Alb und begleitete sie ein Stück des Weges durch Rom.

Stationen des Tages bildeten noch die Lateranski­rche, die San Giovanne in Laterano, mit ihrer imposanten Kirchendec­ke. Der lange Tag endete mit einem Marsch von San Clemente aus zum Kolosseum und am Nationalde­nkmal Monumento a Vittorio Emanuele II, vorbei zum Kapitol mit großartige­m Blick auf das Forum Romanum der alten Römer.

Der Abschluss der Rom-Wallfahrt beinhaltet­e den Höhepunkt, für den sich die Älbler auch früh auf den Weg machten: Die Papst-Audienz stand auf dem Petersplat­z an. Ungeduldig warteten viele tausend Gäste mit denen um die Pfarrer Egle und Enderele sowie Gemeindere­ferentin Marienschw­ester Rita Fleck auf das Oberhaupt der katholisch­en Kirche. Sommerlich heiß war es geworden, bis Papst Franziskus auftauchte und durch die Reihen der Besucher aus aller Herren Länder in seinem PapaMobil düste.

Groß war der Jubel, als der Mann aus Argentinie­n den vielen Menschen zuwinkte. Beifall brandete auf, als die Laichinger unter den Delegation­en aus aller Welt begrüßt wurden. Papst Franziskus predigte am Tag des heiligen Franz von Assisi (4. Oktober) zum Thema „Heutzutage Missionare der Hoffnung sein“und bezeichnet­e den heiligen Franz als „Missionar der großen Hoffnung“. Er rief zur Treue zu Jesus Christus auf.

Rückfahrt über Assisi

Nicht auf direktem Weg ging es zurück in die Heimat, die Wallfahrer legten noch einen Halt in der Stadt ein, in der dieser „Missionar der Hoffnung“gelebt und gewirkt hat: in Assisi im mittelital­ienischen Umbrien in der Nähe der Regionalha­uptstadt Perugia. Einer Besichtigu­ng der Kirche Santa Maria degli Angeli und einer abschließe­nden Messfeier in der Capella della Pace bei der Basilika San Francesco folgte ein Bummel durch die Gassen Assisis und ein mehrgängig­es Abendessen als krönender Abschluss einer interessan­ten und gelungenen Wallfahrt, von der die Teilnehmer wohl noch lange zehren werden.

 ??  ?? Die Gemeindewa­llfahrer der Laichinger Alb im Anschluss an die umjubelte Papstaudie­nz auf dem Petersplat­z im Vatikan mitten in Rom.
Die Gemeindewa­llfahrer der Laichinger Alb im Anschluss an die umjubelte Papstaudie­nz auf dem Petersplat­z im Vatikan mitten in Rom.
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FOTOS: STEIDLE
 ??  ?? Bei einer Besichtigu­ngstour.
Bei einer Besichtigu­ngstour.
 ?? : ?? Picknick vor der Laterankir­che.
: Picknick vor der Laterankir­che.
 ??  ?? In Ravenna unterwegs.
In Ravenna unterwegs.
 ??  ?? Zwei Pfarrer gut gelaunt in Rom.
Zwei Pfarrer gut gelaunt in Rom.

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