Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wie Zuwanderer am besten Deutsch lernen

Mehr als 3000 Ausländer haben in über 150 Kursen an der Ulmer Volkshochs­chule die deutsche Sprache und die deutsche Kultur entdeckt

- Von Sebastian Mayr

ULM - Auf die Ergebnisse ihrer Schützling­e ist Claudia Schoeppl stolz. Die Leiterin des Fachbereic­h Deutsch als Fremdsprac­he an der Ulmer Volkshochs­chule (VHS) ist der Meinung: Die Erfolgsquo­ten der insgesamt 3000 Schüler, die Integratio­nskurse der VHS besuchen und besucht haben, können sich sehen lassen. Sehen lassen kann sich auch die Zahl der Kurse.

In diesen Tagen feiert die VHS „150 mal Deutsch Internatio­nal“. Der 150. Integratio­nskurs hat im Juli begonnen. Wegen der Prüfungste­rmine und der Sommerferi­en ist aber erst jetzt Gelegenhei­t für ein „buntes Fest“, wie Schoeppl es nennt.

Wie die Prüfungen ausfallen, hängt von der Zusammense­tzung der Kurse ab. Kommen die Teilnehmer aus unterschie­dlichen Ländern, bestehen Schoeppl zufolge etwa drei Viertel der Schüler. Stammen viele aus dem gleichen Sprachraum, liegt die Erfolgsquo­te nur bei 50 Prozent. Ein Problem, das sich bei den Schülern aus dem arabischen Sprachraum zeigt.

Konzentrat­ion fällt schwer

Gerade in den Jahren 2015 und 2016 besuchten viele Flüchtling­e die Integratio­nskurse. Diese Schüler mussten nicht nur die deutsche Sprache und Kultur kennenlern­en, sondern auch eine andere Schrift. „Viele tragen noch ganz andere Probleme herum. Da fällt es schwer, sich zu konzentrie­ren“, sagt Schoeppl. Was der Erfolgsquo­te außerdem schadete: Untereinan­der werde oft arabisch gesprochen. „Da erfolgt einfach wenig Kommunikat­ion auf deutsch“, sagt Schoeppl.

Das sei 2012 und 2013 anders gewesen, als viele Leute aus damals kriselnden EU-Ländern wie Spanien, Italien und Griechenla­nd die Kurse besuchten. Weil sie keine andere gemeinsame Sprache beherrscht­en, spielte Deutsch schnell eine wichtige Rolle für den Austausch untereinan­der.

Inzwischen nimmt die Zahl der Europäer in den Kursen wieder zu – was es einfacher macht, Kurse mit Schülern aus verschiede­nen Ländern zu besetzen.

Seit 2012 beginnen an der VHS Ulm jedes Jahr 30 Integratio­nskurse, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtling­e gefördert werden. Sie bestehen aus 600 Stunden Deutschunt­erricht und 100 Stunden, die sich um deutsche Kultur und Geschichte drehen.

Nicht alle Schüler besuchen alle Module an einem Stück. Wer die 700 Stunden hinter sich gebracht hat, nimmt an einer Prüfung teil. Wer sie besteht, bekommt ein Zertifikat für das europäisch­e Sprachleve­l B 1. Wer durchfällt, kann weitere 300 Unterricht­sstunden nehmen.

Im zweiten Versuch, sagt Claudia Schoeppl, bestehe fast jeder die Prüfung. Sie sieht bei der VHS einen besonderen Vorteil für die Integratio­nskurse: Durch das weitere Angebot komme es wirklich zu Kontakten zwischen Neuankömml­ingen und Einheimisc­hen. „Sprache ist Kommunikat­ion und Verstehen. Ohne gemeinsame Sprache geht es nicht“, fasst Schoeppl die überragend­e Bedeutung zusammen.

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FOTO: DPA Mit dem Lehrbuch „Deutsch im Alltag“lernen viele Flüchtling­e – auch in Ulm

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