Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Wie Zuwanderer am besten Deutsch lernen
Mehr als 3000 Ausländer haben in über 150 Kursen an der Ulmer Volkshochschule die deutsche Sprache und die deutsche Kultur entdeckt
ULM - Auf die Ergebnisse ihrer Schützlinge ist Claudia Schoeppl stolz. Die Leiterin des Fachbereich Deutsch als Fremdsprache an der Ulmer Volkshochschule (VHS) ist der Meinung: Die Erfolgsquoten der insgesamt 3000 Schüler, die Integrationskurse der VHS besuchen und besucht haben, können sich sehen lassen. Sehen lassen kann sich auch die Zahl der Kurse.
In diesen Tagen feiert die VHS „150 mal Deutsch International“. Der 150. Integrationskurs hat im Juli begonnen. Wegen der Prüfungstermine und der Sommerferien ist aber erst jetzt Gelegenheit für ein „buntes Fest“, wie Schoeppl es nennt.
Wie die Prüfungen ausfallen, hängt von der Zusammensetzung der Kurse ab. Kommen die Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern, bestehen Schoeppl zufolge etwa drei Viertel der Schüler. Stammen viele aus dem gleichen Sprachraum, liegt die Erfolgsquote nur bei 50 Prozent. Ein Problem, das sich bei den Schülern aus dem arabischen Sprachraum zeigt.
Konzentration fällt schwer
Gerade in den Jahren 2015 und 2016 besuchten viele Flüchtlinge die Integrationskurse. Diese Schüler mussten nicht nur die deutsche Sprache und Kultur kennenlernen, sondern auch eine andere Schrift. „Viele tragen noch ganz andere Probleme herum. Da fällt es schwer, sich zu konzentrieren“, sagt Schoeppl. Was der Erfolgsquote außerdem schadete: Untereinander werde oft arabisch gesprochen. „Da erfolgt einfach wenig Kommunikation auf deutsch“, sagt Schoeppl.
Das sei 2012 und 2013 anders gewesen, als viele Leute aus damals kriselnden EU-Ländern wie Spanien, Italien und Griechenland die Kurse besuchten. Weil sie keine andere gemeinsame Sprache beherrschten, spielte Deutsch schnell eine wichtige Rolle für den Austausch untereinander.
Inzwischen nimmt die Zahl der Europäer in den Kursen wieder zu – was es einfacher macht, Kurse mit Schülern aus verschiedenen Ländern zu besetzen.
Seit 2012 beginnen an der VHS Ulm jedes Jahr 30 Integrationskurse, die vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert werden. Sie bestehen aus 600 Stunden Deutschunterricht und 100 Stunden, die sich um deutsche Kultur und Geschichte drehen.
Nicht alle Schüler besuchen alle Module an einem Stück. Wer die 700 Stunden hinter sich gebracht hat, nimmt an einer Prüfung teil. Wer sie besteht, bekommt ein Zertifikat für das europäische Sprachlevel B 1. Wer durchfällt, kann weitere 300 Unterrichtsstunden nehmen.
Im zweiten Versuch, sagt Claudia Schoeppl, bestehe fast jeder die Prüfung. Sie sieht bei der VHS einen besonderen Vorteil für die Integrationskurse: Durch das weitere Angebot komme es wirklich zu Kontakten zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen. „Sprache ist Kommunikation und Verstehen. Ohne gemeinsame Sprache geht es nicht“, fasst Schoeppl die überragende Bedeutung zusammen.