Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Tausende wollen vor dem Münster beten
Christen aller Kirchen treffen sich am Sonntag für ein gemeinsames Vaterunser - Was hinter der Aktion steckt
ULM (mase) - Was die Geistlichen der christlichen Kirchen für den Sonntagnachmittag in Ulm planen, hat es in der Stadt noch nie gegeben. So ganz wissen die Kirchenvertreter noch nicht, was sie erwarten wird. Sie haben ihre Gläubigen dazu aufgerufen, am Sonntagnachmittag auf den Münsterplatz zu kommen, um gemeinsam das Vaterunser zu beten. Keine Reden, nur ein Gebet.
„Wir wollten keine Vorträge oder dergleichen, sondern das machen, was das Eigene aller Christen ist“, erklärt Markus Mattes, Pfarrer von St. Johann Baptist in Neu-Ulm. Hintergrund der Aktion ist die Spaltung der Christen durch die Reformation vor 500 Jahren. Zehn Tage vor dem Gedenktag, der in diesem Jahr ein Feiertag ist, wollen die Ulmer und Neu-Ulmer zusammen feiern.
Entstanden ist die Idee nicht bei den Würdenträgern, sondern gewissermaßen basisdemokratisch, wie Roland Schütter von der evangelischen Friedenskirche Neu-Ulm berichtet: „Die Idee kam von Leuten aus verschiedenen Gemeinden, die miteinander ins Gespräch gekommen sind.“Gremien wie die ökumenische Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland griffen die Idee auf, die Kirchenvertreter trugen sie in ihre Gemeinden weiter.
Mindestens 2000 Menschen werden sich auf dem Münsterplatz für ein gemeinsames Vaterunser treffen, davon ist Pfarrer Mattes überzeugt. „Ich habe meinen Gläubigen gesagt, jeder muss einen Christen mitbringen“, berichtet er. Auch die Geistlichen anderer Gemeinden haben für die Aktion geworben.
Die Organisatoren sehen das Vaterunser als Gebet für Ulm und NeuUlm und für die Menschen, die dort und in der Umgebung leben. Geplant ist es als eine Art Flashmob.
Damit wird eigentlich eine spontane Aktion vieler Menschen bezeichnet. Spontan ist das Vaterunser zwar nicht. Doch die Gläubigen sollen sich nur fürs Gebet treffen und können sich danach wieder zerstreuen – oder den Austausch mit anderen Christen suchen.
Beginnen soll das Gebet am Münsterplatz mit dem letzten Glockenschlag um 15 Uhr.
Den Termin haben die Organisatoren so ausgesucht, dass er nicht mit anderen Veranstaltungen der Religionsgemeinschaften in Ulm oder Neu-Ulm kollidiert. Wer sich schon vor dem Gebet mit anderen Gläubigen treffen will, kann zu einem von fünf Startpunkten für einen Gebetsmarsch zum Münsterplatz kommen: Um 14 Uhr machen sich Christen vom Neu-Ulmer Petrusplatz und von St. Georg in Ulm auf den Weg zum Münsterplatz. Um 14.30 Uhr brechen an der Wengenkirche, an der Neuapostolischen Kirche um am Haus der Begegnung in Ulm weitere Menschen auf. Wer daran nicht teilnehmen will, kann um 15 Uhr direkt auf den Münsterplatz vors Hauptportal des Münsters kommen.