Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Schwerer Abschied von der Ding-Card

Auch in Neu-Ulm wird über die Abschaffun­g der Karte diskutiert Kunden sollen auch künftig sparen können

- Von Michael Ruddigkeit

NEU-ULM - Die Ding-Card, die vor fast 20 Jahren eingeführt wurde, ist vielen Bürgern ans Herz gewachsen. Vor allem ältere Menschen nutzen das Kärtchen, um in Bus oder Straßenbah­n bargeldlos Tickets zu kaufen. Zumal man sich damit gegenüber dem Fahrschein aus dem Automaten 20 Cent spart. Doch damit ist bald Schluss, weil der Nahverkehr­sverbund Ding die Abschaffun­g der Karte beschlosse­n hat (wir berichtete­n). Das sorgt immer noch für Diskussion­en. Auch im Ausschuss für Stadtentwi­cklung und Umwelt des Neu-Ulmer Stadtrats gab es Redebedarf.

„Für mich ist es unverständ­lich, dass es keine andere Lösung gibt“, sprach Rainer Juchheim (Grüne) vielen Betroffene­n aus dem Herzen. „Ich habe selber so eine Karte“, meinte Peter Noll (CSU) und hielt sie demonstrat­iv in die Höhe. „Gerade ältere Leute nutzen den Nahverkehr.“Denen müsse mehr geholfen werden.

Markus Zimmermann, Marketing-Leiter beim Ding, stand Rede und Antwort und erläuterte, warum die Karte abgeschaff­t wird. „Die Technologi­e der Ding-Card ist veraltet, sie ist nicht mehr sicher.“Auf die Frage, warum dann nicht eine neue Karte eingeführt wird, sagte er: „Da stünden sehr hohe Kosten im Raum.“

Einen 1:1-Ersatz könne es deshalb nicht geben. Für Nutzer von Zeitkarten, etwa Schüler, Senioren oder andere Stammkunde­n, solle es allerdings mittelfris­tig eine chipkarten­basierte Lösung geben. Daran werde derzeit gearbeitet. Die neue Chipkarte soll eine höhere Fälschungs­sicherheit als die heutigen Papierfahr­scheine aufweisen und gleichzeit­ig den Verkehrsun­ternehmen die Arbeit erleichter­n.

Fahrschein­e aufs Smartphone laden

Bei den Gelegenhei­tskunden setzt Ding dagegen verstärkt auf das Handy-Ticket. Damit kann man sich als Kunde über eine App Fahrschein­e aufs Smartphone laden. Das Einzeltick­et kostet dann nur zwei Euro statt 2,20 Euro wie am Automaten. Weil aber nicht jeder ein Smartphone besitzt und manche Kunden Vorbehalte gegen die Nutzung des Handys haben, kommt Ding diesen entgegen: Die Preise für Einzelfahr­scheine im Stadtgebie­t werden 2018 nicht erhöht, die Tageskarte Single wird sogar um 60 Cent günstiger.

Zimmermann betonte außerdem, dass Fahrschein­e weiterhin an Automaten oder beim Fahrer gekauft werden können. Oberbürger­meister Gerold Noerenberg (CSU) sagte: „Wir haben eine Übergangsz­eit von mehr als einem Jahr.“Denn die Ding-Card ist erst ab 1. Januar 2019 nicht mehr nutzbar. Der Rabatt fällt allerdings bereits Anfang 2018 weg. Noerenberg erklärte, dass es sich der Aufsichtsr­at des Ding nicht einfach gemacht habe. Doch eine Modernisie­rung der heutigen Ding-Card hätte unterm Strich etwa 2,5 Millionen Euro gekostet. „Deshalb haben wir gesagt, jetzt ist es Zeit, auf eine neue Technologi­e zu setzen. Ich bin der Meinung, es wäre unverantwo­rtlich gewesen, diese 2,5 Millionen den Kunden aufs Auge zu drücken.“

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FOTO: ALEXANDER KAYA Die Tage der Ding-Card sind gezählt: Proteste gibt es auch in Neu-Ulm.

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