Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Edel sei der Held, übel der Schurke
Der neue Follett: „Das Fundament der Ewigkeit“führt in die Zeit der Glaubenskriege
Eines der Lieblingsbücher der Deutschen hat eine neue Fortsetzung erhalten. Nein, nicht „Der Herr der Ringe“oder die Bibel, sondern Ken Folletts Roman „Die Säulen der Erde“. Mit dem Wälzer zementierte der Brite seinen Ruf als Erzähler leicht verdaulicher Historienromane. Nun kehrt er mit seinem neuen Werk in den fiktiven englischen Ort Kingsbridge zurück. Es ist die Zeit der Religionskriege. Im Schatten der Kathedrale stehen sich Katholiken und Protestanten unversöhnlich gegenüber. Der Originaltitel „A Column of Fire“(Feuersäule) beschreibt das aufgeheizte Klima dieser Zeit recht anschaulich. Dagegen bleibt es ein Rätsel, was mit der deutschen Übersetzung „Das Fundament der Ewigkeit“gemeint sein soll.
Denn Bestand hat in dieser Welt erst einmal wenig. Es ist eine Periode der Unsicherheit: Welche Religion wird bevorzugt, welche verfolgt? Vor der Folie der Weltpolitik lässt Follett erfundene mit historisch belegten Figuren munter agieren. Auf den ersten paar Hundert Seiten allerdings verliert man die ursprünglich eingeführte Hauptfigur aus den Augen. Dabei ist dieser Ned Willard ein klassischer Follett-Held: intelligent, ehrgeizig und hochanständig.
Neds Familie wird um ihr Vermögen gebracht, seine große Liebe Margery mit einem tumben katholischen Adelsspross verheiratet. Ned landet in den Diensten der späteren Königin Elizabeth I.. Für sie wird er einen der ersten Geheimdienste aufbauen, ein Aspekt, der vom Autor zur Werbung für den Roman besonders herausgestellt wurde. Bis es so weit ist, müssen sich die Leser freilich mehrere Hundert Seiten gedulden. Vielleicht liegt es daran, dass Follett mehr Faszination für die jüngste Schöpfung seiner schillernden Schurken-Galerie aufbringt: Pierre Aumande, ein Emporkömmling, der keine Skrupel auf dem Weg zu einem höheren gesellschaftlichen Status kennt. Auch er ist im Spionagegewerbe tätig und macht sich mit allen Mitteln daran, die im Verborgenen praktizierenden Protestanten in Paris zu enttarnen. Seine Auftritte zählen zu den eindringlicheren Momenten des Buches.
Dazu gesellt sich ein Sammelsurium weiterer Figuren. Die Geschichte droht doch arg auszuufern. Doch Follett weiß immer noch, Geschichte anschaulich zum Leben zu erwecken. Und natürlich ist sich der Autor der Aktualität seines Stoffes bewusst: Religiöser Extremismus, Intoleranz, Ausgrenzung – die Bezüge zu derzeitigen politischen Entwicklungen drängen sich dem Leser auf. Das verleiht dem „Fundament der Ewigkeit“dann auch bei aller SchwarzWeiß-Malerei und dem gewohnt schnörkellosen Stil einen Reiz, der über die übliche unterhaltsame Geschichtsstunde in Romanform hinausgeht.