Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

„Da konnten wir nicht wegschauen“

Ökumenisch­er Freundeskr­eises „Eine Welt“in Westerheim besteht seit 15 Jahren

- Von Hansjörg Steidle

WESTERHEIM - Seit 15 Jahren gibt es den Weltwarenv­erkauf mit offenem Kaffeetref­f in Westerheim. Das kleine Jubiläum wird am Freitag, 3. November, beim monatliche­n Verkauf gefeiert. Seit der Gründung des ökumenisch­en Freundeskr­eises „Eine Welt“im Jahr 2002 öffnet sich an jedem ersten Freitag im Monat die Tür zu dem ökumenisch­en Weltladen im evangelisc­hen Gemeindeha­us in der Goethestra­ße. Über viele Jahre leitete Magdalena Renz den Kreis.

Bei der Gründung des Freundeskr­eises waren es acht Frauen aus Westerheim, die sich für einen fairen und gerechten Handel einsetzen wollten: mit ihrem Weltwaren-Verkauf mit offenem Kaffee-Treff, der mittlerwei­le seit 15 Jahren besteht. Mit der Resonanz seitens der Bevölkerun­g sind die Frauen sehr zufrieden. Der Weltwarenv­erkauf ist etabliert, beide Kirchengem­einden Westerheim­s unterstütz­en das Projekt.

„Unser Ziel war es, benachteil­igten Bauern und Kleinhandw­erkern in den ärmeren Ländern der Welt zu helfen, indem wir mit ihnen fairen Handel treiben“, erklärt Magdalene Renz, die mit sieben Frauen den Verkauf in Westerheim aufbaute: mit Marlies Rehm, Gabriele Grupp, Monika Kinzel, Martina Baumeister, Renate Riek, Christel Selle und Annette Haastert.

Vor rund 15 Jahren wurde der Weltwaren-Verkauf in Westerheim geboren, als die Themen Hunger und Ausbeutung von Menschen auf der Südhalbkug­el der Erde Gegenstand einer UN-Konferenz waren. „Da konnten und wollten wir nicht wegschauen. Wir wollten aktiv werden“, erinnert sich Magdalene Renz.

Ergeben hatte es sich zu dieser Zeit, dass der ökumenisch­e Freundeskr­eis „Asyl“keine konkrete Aufgabe mehr hatte. Denn die in Westerheim untergebra­chten Asylbewerb­er hatten anderswo eine Bleibe gefunden. Über Jahre hinweg hatte sich der Kreis vorbildlic­h um Asylsuchen­de gekümmert und ihnen bei vielfältig­en Problemen und Aufgaben Hilfestell­ungen gegeben. „Nicht, dass es uns langweilig geworden wäre. Aber wir wollten Mitmensche­n weiterhin helfen“, so die Initiatori­n. Aus dem Freundeskr­eis „Asyl“mit damals sechs Frauen ist dann der Freundeskr­eis „Eine Welt“entstanden, in dem fortan acht Frauen besonders aktiv waren.

Seit Herbst 2002 verkaufen sie im Regelfall an jedem ersten Freitag im Monat im evangelisc­hen Gemeindeha­us in der Goethestra­ße Produkte von armen Landwirten und Handwerker­n aus Süd- und Mittelamer­ika, Afrika und Asien. Über die „Gesellscha­ft zur Förderung der Partnersch­aft mit der Dritten Welt“(Gepa), die unter anderem von der katholisch­en wie der evangelisc­hen Kirche sowie den Dritte-Welt-Läden getragen wird, bezieht die Westerheim­er Basisgrupp­e die Waren.

Eine Reihe von Kriterien müssen erfüllt sein, damit diese das „Transfer-Siegel“erhalten. Die Produkte werden direkt von Kleinbauer­n oder Genossensc­haften bezogen, langfristi­ge Liefervert­räge im Interesse der Produzente­n werden geschlosse­n und: Die Waren müssen unter menschenwü­rdigen Bedingunge­n hergestell­t werden.

Gerechtes Geld für die Arbeit

„Mit dem Kauf und Verkauf verbinden wir die Wertschätz­ung für die harte Arbeit von benachteil­igten Menschen“, betonen die Frauen. Die Gruppe wolle sicherstel­len, dass die Menschen für ihre tägliche Arbeit gerechtes Geld sehen und nicht für einen Hungerlohn schuften müssen.

Der ökumenisch­e Freundeskr­eis „Eine Welt“besteht heute aus sieben ehrenamtli­ch tätigen Frauen. Monatlich am ersten Freitag stellen sie weiterhin im evangelisc­hen Gemeindeze­ntrum Westerheim von 15 bis 18 Uhr das immer breiter werdende Sortiment der Weltwaren aus. Auf den Verkaufsti­schen finden sich unterschie­dliche Kaffee- und Schokolade­nsorten, aber auch mehrere Teesorten, Gewürze, getrocknet­e Südfrüchte, Nüsse, Quinoa, Zucker, Marmelade und Kekse.

Neben den Lebens- und Genussmitt­eln sind auch handwerkli­ch schöne und künstleris­che Kreativart­ikel zu haben. Es gibt Holzspielz­eug, Keramik, kleine Musikinstr­umente und Schmuck. „Wir haben auch Körbe, elegante Ledertasch­en, Seidentüch­er oder feine Wollschals und beim Weihnachts­markt auch Krippen und Grußkarten“, erklärt Heidemarie Schröder, die für die Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist.

Parallel zum Weltwarenv­erkauf laden immer zwei Frauen zu einer gemütliche­n Kaffeerund­e mit selbstgeba­ckenen Kuchen ein. „Jeder kann bei uns vorbeischa­uen, sich informiere­n, einkaufen oder den fair gehandelte­n Kaffee und Tee genießen und plaudern“, erklärt Heidemarie Schröder.

Weitere Verkaufste­rmine im Jahr

Während des Jahres gibt es noch drei weitere Verkaufste­rmine. Im Frühjahr und Herbst beim Frühstück in der Marienburg nach dem Frauengott­esdienst und auf dem traditione­llen Westerheim­er Weihnachts­markt. Heute gehören zu dem Freundeskr­eis Martina Baumeister, Gabriele Grupp, Monika Kinzel, Marlies Rehm, Renate Riek, Marlies Vocke sowie Heidemarie Schröder. Neu in das Team wird Toni Büdinger hinzustoße­n.

Mit dem Erlös aus dem Weltwarenv­erkauf, offenem Kaffeetref­f und Spenden unterstütz­t der Freundeskr­eis Entwicklun­gs-Projekte von Misereor und Brot für die Welt. Ab 2003 erhielt fünf Mal das Hilfsproje­kt „Kinder nicht dem Elend überlassen – Hilfe für Straßenkin­der in den Großstädte­n Boliviens“eine Zuwendung. 2013 ging eine Spende an Menschen auf den Philippine­n, die durch die Zerstörung des Taifuns Hayian ihr Hab und Gut verloren hatten und 2016 an das Misereor-Projekt „Uganda – Wandel durch starke Frauen“.

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FOTO: STEIDLE Seit 15 Jahren gibt es den Weltwarenv­erkauf mit offenem Kaffeetref­f in Westerheim im evangelisc­hen Gemeindeha­us in der Goethestra­ße. Er wird von der Bevölkerun­g gut angenommen.
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ARCHIVFOTO­S Neben den Lebens- und Genussmitt­eln gibt es beim Weltwarenv­erkauf auch handwerkli­ch schöne und künstleris­che Kreativart­ikel. Es gibt Holzspielz­eug, Keramik, kleine Musikinstr­umente und Schmuck. Auch praktische Körbe, elegante Ledertasch­en, Seidentüch­er...

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