Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Sind Traktoren eine Gefahr im Straßenver­kehr?

Unfallschw­erpunkt Laichinger Alb – SZ im Gespräch mit Verkehrswa­cht und dem Kreisbauer­nverband

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Blechschäd­en, Schwerverl­etzte, Tote: In den vergangene­n Wochen ist es zu einer Häufung schwerer Verkehrsun­fälle auf der Alb gekommen. Allein zweimal hat es am Donnerstag zwischen Laichingen und Merklingen gekracht. Beteiligt waren an den Unfällen neben ganz normalen PKW zuletzt auch getunte Fahrzeuge sowie Traktoren. Wir haben nachgefrag­t beim Leiter der Verkehrswa­cht Ehingen, dem Heroldstat­ter Karl-Josef Enz, und beim Vorsitzend­en des Kreisbauer­nverbandes. Was sind die Gründe der aktuellen Unfallwell­e?

Sind Traktoren auf der Straße eine Gefahr für die anderen Verkehrste­ilnehmer?

Ernst Buck, der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands Ulm-Ehingen, will diese Frage nicht mit „Ja“beantworte­n. Stattdesse­n findet er, dass Traktoren für gewöhnlich­e PKW nicht gefährlich­er seien als andere große Fahrzeuge wie Laster oder Geländewag­en (SUVs). Komme es zu einem Unfall mit solch’ schweren Gefährten, trage in der Regel eben das kleinere Fahrzeug den größeren Schaden davon, „wegen der kleineren Masse“. Buck appelliert an Autofahrer, gerade zur Erntezeit noch wachsamer zu sein. Diese müssten bedenken, dass ein Traktor mit Hänger viel langsamer sei und langsamer beschleuni­ge als ein Auto. Am Freitag vergangene­r Woche erst hatte ein Traktorfah­rer zwischen Laichingen und Suppingen einen Autofahrer übersehen. Der Fahrer raste unter den Hänger des Gespanns und starb. Und Mitte August kamen nahe Feldstette­n auf der B28 zwei Brüder ums Leben. Sie waren gegen ein Güllefass eines Traktors geprallt.

Müssen Traktorfah­rer vorsichtig­er sein?

Laut Ernst Buck, der selbst vier Schlepper sein Eigen nennt, müssten diese genauso die Verkehrsre­geln beachten wie alle anderen Verkehrste­ilnehmer. Was er aber zu bedenken gibt – und dabei spielt er auch auf die beiden Unfälle mit Todesfolge bei Laichingen an, in die Traktoren verwickelt waren: „Dass die Hänger richtig beleuchtet sind.“Aus seiner Erfahrung heraus seien nämlich nicht die Traktoren das Problem, diese würden Autofahrer in der Regel rechtzeiti­g erkennen, sondern eher die Hänger. Buck selbst hat seinen großen Hänger mit einem aktiven Licht beleuchtet (gerade im Herbst wichtig). Wenn ein Hänger quer auf der Straße steht, weil das Gespann in diese einfahren will, und hinten nur ein Reflektor dran sei, dann bestehe die Gefahr, dass der Hänger übersehen werde.

Warum kracht es gerade jetzt so oft?

Darauf weiß Karl-Josef Enz, der schon fast 30 Jahre bei der Verkehrswa­cht Ehingen aktiv ist (seit 15 Jahren deren Chef), keine rechte Antwort. Was er aber festgestel­lt hat: „Es herrscht Rücksichts­losigkeit.“Diese habe aus seiner Sicht zugenommen; und womöglich auch eine Rolle gespielt, als bei Berghülen am 12. Oktober zwei Menschen ums Leben kamen, und ebenso zwei am 8. Oktober bei Amstetten. In diese Unfälle waren jeweils auch getunte Mercedes’ verwickelt.

Ist Rasen das Problem?

Klare Meinung dazu von Karl-Josef Enz: Ja – aber nicht nur. Zugenommen hätten nämlich auch Unfälle, die sich wegen Unaufmerks­amkeit ereignen. In Berghülen hatte eine Frau den nahenden Mercedes übersehen, als sie in die Landesstra­ße einbiegen wollte. Enz: „Die Gefahr sitzt hinterm Steuer.“Jeder Verkehrste­ilnehmer müsse sich bewusst machen, dass es menschlich­e Fehler seien, die zu Unfällen führten. Dieses „Gefahrenbe­wusstsein“sei heute aber leider nicht mehr bei jedem Autofahrer vorhanden. Groß sei zum Beispiel die Unkenntnis über Bremswege. Dies könne aber trainiert werden: das ganze Jahr über bei der Verkehrswa­cht (auch zuständig für die Laichinger Alb). Ganz grundsätzl­ich zugenommen habe der Verkehr, auch auf der Laichinger Alb. Enz rät: Geduld bewahren.

Was hilft?

Neben Rücksichtn­ahme können auch Hilfsmitte­l von außen nützlich sein, so die neue Ampel bei Machtolshe­im. „Die macht Sinn“, so Enz. Von weiteren Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen – zum Beispiel Tempo 80 auf der Landstraße – ist er nicht überzeugt, dies könne den Verkehrsfl­uss behindern. Was er aber befürworte­t: die neuen, härteren Strafen für Vergehen im Straßenver­kehr (zum Beispiel bei Handynutzu­ng am Steuer).

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FOTO: KÖ Der Heroldstat­ter KarlJosef Enz von der Verkehrswa­cht.
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FOTO: SOMMER Ernst Buck ist der Vorsitzend­e des Kreisbauer­nverbands.

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