Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Schnall ond Fall
Schnall ond Fall: augenblicklich, sofort, plötzlich; dann: unvermutet, unverrichteter Dinge. Beispiele: D’r Karle ond Klara hand schnall-ond-fall g’heired. Oder: D‘r Karle hot en Dag noch seim Achzehnda schnall-ond fall a Audo hau messa.
Schwäbisch der Schnall ist aus mittelhochdeutschem (ca. 1050 – 1350) snal entstanden: „rasche und schnellende bewegung und der dadurch entstehende laut“(Lexer, Mittelhochdeutsches Wörterbuch), also der Knall; dem mhd. snal liegt in Ablautbildung das mhd. Wort snel (schnell, rasch) zugrunde, das außer zu obigem snal, schwäbisch Schnall, auch zu mhd.
snalle (Lexer: schnalle; verächtlich für mund; altes geschwätziges weib) geführt hat, ferner zu (schwäbischem) schnellen (einen Schnall tun), zu der Schneller (Ruck; auch das Quantum Garn, nach dessen Aufoder Abwickeln die Feder am Haspel mit einem Schnall einschnappt; ferner zum mittelalterlichen Schnellgalgen, der zu schwäbisch schnell-galgen/schnelz-galgen/schnalzgalgen etc
geführt hat. ond ist hochdeutsches und auf Schwäbisch, denn hdt. –u- vor n/m wird im Schwb. zu -o-: ond, o’a’gnehm, gsond ond monder, etc. Der Fall, beruhend auf mhd. val (Fall, Sturz, Untergang), ist in seiner Grundbedeutung der Sturz. Schnall ond Fall, auch auf Schnall ond Fall entstammt wie hochdt. Knall und Fall der Militär- oder Jägersprache des 17. Jahrhunderts: auf den Schnall/ Knall der Büchse folgt gleichzeitig, unmittelbar, sofort, augenblicklich der Fall des Gegners bzw. des Wildes. Aus einer angesetzten Formel Knall/ Schnall und Fall war eins wurde dann das Adverbiale Knall-und-Fall/ Schnall-ond-Fall. Der Derwisch in Nathan der Weise : „Wer sich Knall und Fall ihm selbst zu leben nicht entschließen kann, der lebet andrer Sklav‘ für immer“(Wäre Lessing Schwabe gewesen, hieße es wohl Schnall ond Fall ).