Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Das Herz schön geschmeidig halten
Wolfgang Steffel spricht vor 50 Zuhörern über Erde und Ackerboden in Westerheim
WESTERHEIM (sz) - Zum Thema „Erde und Ackerboden in biblischer Deutung“hat der vorletzte Vortrag der katholischen Kirchengemeinde Westerheim zum Jahresthema „Die Erde ist schön“am Freitag vergangene Woche stattgefunden. Rund 50 Zuhörer hatten sich zum Vortrag in der Marienburg eingefunden, um den Ausführungen des Dekanatsreferenten Wolfgang Steffel zu folgen.
„Liebe Ackermenschen, werte Erdlinge, liebe Trinkkumpane, humorvolle Konsorten“, so lautete die freundliche Begrüßung des Referenten aus Ulm. Somit war klar: Es versprach interessant und inspirierend zu werden. Warum so eine Begrüßung durchaus passend war, das erläuterte der Referent des Dekanats Ehingen-Ulm im Folgenden. „Ackermensch findet seinen Ursprung bei Adam oder eben Adama, was so viel heißt wie der erste von Gott erschaffene Mensch aus Ackerboden“, erklärte Steffel.
Der Erdling ergab sich aus dieser Tatsache heraus, dass Adam der Bibel nach aus dem Staub der Erde geformt worden sei. Der Konsorte sei durchaus passend, da „es der Schicksalsteilende, im Lateinischen con für mit und sors für Schicksal teilen“. „Wo die Erde das erste Mal in der Bibel Erwähnung findet?“hat Wolfgang Steffel gleich gefragt und wurde vom Publikum auch nicht enttäuscht. „Gleich, im ersten Satz der Bibel, denn – im Anfang schuf Gott Himmel und Erde“, erklärte Steffel.
„Der Ackerboden in biblischer Deutung“, so lautete Titel des Abends. „Erde zu Erde, Staub zu Staub, somit sind wir aus Staub erschaffen. Aus toter Materie hat uns Gott erschaffen, in unsere Nase hat Gott seinen Atem eingehaucht“, sagte der Gast aus Ulm und weiter: „Aufgrund dieser unglaublichen Vorgehensweise Gottes versteht sich auch die Dualität des Menschen. Auf der einen Seite die Bedeutungslosigkeit durch die Formung aus Staub und auf der anderen Seite der eingehauchte Lebensatem vom Schöpfer selbst“, legte Steffel dar.
„Wir haben somit die Bodenständigkeit in uns und auch die Bindung zum Himmel“, meinte der Dekanatsreferent. Das Publikum hörte kritisch und wach zu, aufmerksam folgten die Zuhörer der theologischen Auslegung. „ …denn er lässt das Grün wachsen, sorgt somit für uns und gab uns als Zeichen seiner Wertschätzung Edelsteine. Edelsteine, die zum Beispiel unsere Verletzlichkeit (Bdelliumharz), unsere Leiblichkeit (Karneolstein) oder auch einen Edelstein des Landwirts (Onyx), aufzeigen. Durch die mitgebrachten Edelsteine wurde es noch anschaulicher.
Als Kinder Gottes hätten wir „Grund zu jauchzen, zu frohlocken und ein Halleluja zu singen – aus voller Kehle mit Leib und Seele, denn nichts anderes heißt es, ein Halleluja zu singen, als zu frohlocken“, meinte Steffel. Eine Aufgabe hätten die Menschen jedoch laut des Referenten noch, „denn wir sollen für Gott formbar bleiben und unser Herz nicht durch das Leben verleiten und verhärten lassen“. Sondern: „Wir sollen unser Herz geschmeidig halten,“lauteten die Worte des Bischofs Irenäus von Lyon, der um 180 n. Chr. in Lyon als Bischof gelebt hat. So ähnlich sei der Wunsch von Mahatma Gandhi auch gewesen: „...ein Klumpen Lehm in der Hand des Töpfers...“zu sein. „Zugänglich sein für die Aufgaben, die jedem in unterschiedlicher Weise gestellt werden“, wie Dekanatsreferent Steffel meinte.
Spannend und aufschlussreich war der Abend. Es wurde gesungen, gelacht und nachgedacht. Im gemütlichen Austausch wurde das eine und das andere Zitat noch beleuchtet.