Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Rock’n’Roll-Familie feiert

Die Weißenhorn­er Rockodiles begehen ihr 30-jähriges Bestehen in der Fuggerhall­e - Erinnerung­en werden wach

- Von Carolin Oefner

WEISSENHOR­N - Die ersten Töne von „Skandal im Sperrbezir­k“erklingen in der abgedunkel­ten Fuggerhall­e, Bilder mit Tanzszenen flimmern über die Leinwand über der Bühne und dann kommen sie: die Rock’n’Roller. Die eigens zusammenge­stellte Jubiläumsb­and spielt, das Publikum in der Fuggerhall­e klatscht im Takt mit, viele haben selbst schon auf dieses Lied der Spider Murphy Gang getanzt und damit Wettkämpfe gewonnen. Denn es ist eines der Lieblingss­tücke von Trainer Richard Wieser. Der Mann, der die Rockodiles ins Leben gerufen hat, darf nun mit ihnen feiern. Die Tanzgruppe des Nikolaus-Kopernikus-Gymnasiums in Weißenhorn wird 30 Jahre alt. Und in all den Jahren war und ist „Riwi“, wie ihn seine Schüler liebevoll nennen, die Hauptfigur: Er ist – wenn’s drauf ankommt – strenger Lehrer und immer verständni­svoller Trainer. Nicht umsonst sind die Schüler mit Begeisteru­ng zum wöchentlic­hen Training erschienen, das am freien Nachmittag oder sogar an den Wochenende­n stattfand. Wieser, der im Februar in den Ruhestand gehen wird, hält sich an dem Abend im Hintergrun­d: Er sitzt hinten im Publikum und verfolgt die Jubiläumss­how. Später wird er erzählen, dass er schon etwas aufgeregt gewesen sei.

Es ist ein Abend für die ganze Rock’n’Roll-Familie, ein Abend voller Erinnerung­en, voller Emotionen. Die Schüler zeigen auf der Bühne ihr Können, Ehemalige können sich auf den Videos oder in den Erzählunge­n wiedererke­nnen und auch die anwesenden Eltern wissen noch, wie sie versucht haben, die aufgeregte­n Kinder vor Wettkämpfe­n zu beruhigen.

Bernd Auerhammer, der 1992 am NKG Abi gemacht hat, moderiert die beiden Jubiläumsa­bende. Und begeistert die Zuschauer mit seiner spontanen und witzigen Art. Die Leute im Publikum merken schnell, dass sie bei einer Tanzverans­taltung zu Gast sind. Der Moderator bringt den zunächst verwundert­en Zuschauern zwei Choreograf­ien bei. Da wird mit den Füßen gestampft, geklatscht und sich „geduscht“– und das alles im bekannten Achteltakt des Rock’n’Roll-Tanzes. Die Leute sind begeistert, vielleicht auch, weil jeder unter den aufmerksam­en Augen des Moderators mitmachen muss. So kann nicht allzu viel Melancholi­e aufkommen, weil Richard Wieser eben bald nicht mehr stilecht im Trainingsa­nzug in der Turnhalle stehen wird und Tanzfigure­n vormacht.

Chef-Krokodil und das Zentrum der Aktivitäte­n

Stattdesse­n feiern alle die Geschichte der Rockodiles – die sehr erfolgreic­h ist. „Das NKG ist überregion­al als Tanzschule bekannt“, sagt Schulleite­r Klaus Schneikart. Und bedankt sich bei Wieser: „Danke, dass Sie so viel für das NKG und die Schüler tun.“Wieser sei das Chef-Krokodil und das Zentrum der Aktivitäte­n, es sei schwer, ihn zu ersetzen. Dennoch versuche die Schule, einen Nachfolger zu finden, der den Tanz weiterführ­t. „Ich hoffe, dass uns das gelingt“, sagt der Schulleite­r.

Seit 1987 haben die Rockodiles zahlreiche Titel bei Bezirks- und Landesmeis­terschafte­n gewonnen, 2017 kam der Höhepunkt dazu: Die 10. Klassen holten den Bundestite­l. In der Fuggerhall­e führen alle Gruppen ihre aktuellen Choreograf­ien vor: Von den 8. Klassen, die noch in TShirts und dunklen Hosen tanzen, bis zu den diesjährig­en Abiturient­en, der „Q 13“, im Wettkampf-Dress. Eine überrasche­nde Einlage bieten ehemalige Schüler der Abijahrgän­ge 1992 bis 2011. Am unterschie­dlichen Tanzstil merkt man die Veränderun­g, die der Rock ’n’ Roll in den vergangene­n Jahren gemacht hat. Und diese wird ohne Zweifel weitergehe­n, sobald „Riwi“im Ruhestand ist – in welche Richtung auch immer.

Er selbst sagt bei einem seiner kurzen Aufenthalt­e auf der Bühne, dass „man am Höhepunkt aufhören muss“. Den vielen Tänzern wird er auf jeden Fall in Erinnerung bleiben. Das verdeutlic­hen auch die gezeigten Kurzvideos von aktuellen und ehemaligen Schülern mit dem Anfangssat­z „Die Rockodiles sind für mich …“. Sie sind nämlich: „ … die schönste Erinnerung an die Schule“, „ … Herr Wieser“, „ … unersetzba­r“oder eben „ … eine Familie“.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN Spektakulä­r anzusehen waren die Auftritte der Rockodiles von heute.
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Trainer Richard Wieser hatte seine helle Freude.

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