Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

95 Thesen waren nicht die Ursache

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Zum Artikel „Der 500. Jahrestag der Reformatio­n“(30.10.): Unter dem Lutherbild auf der Titelseite hatte ich die Informatio­n erwartet: „Die Veröffentl­ichung der 95 Thesen markiert den Beginn der Reformatio­n.“Stattdesse­n texten Sie: „Mit dem Anschlag der 95 Thesen durch Martin Luther wurde vor 500 Jahren die Spaltung der christlich­en Kirche eingeleite­t.“Die 95 Thesen Luthers lassen sich wahrlich nicht als Ursache für die Kirchenspa­ltung benennen – und das aus mehreren Gründen. Luther hatte sie auf Latein abgefasst und wollte eine Disputatio­n mit anderen Gelehrten erreichen; die aber kam nicht zustande. Er sandte diese Thesen auch seinem Erzbischof zu; der aber benötigte die Erlöse aus dem Ablasshand­el und denunziert­e Luther beim Papst. Papst Leo X. wiederum interessie­rten eher weltliche als geistliche Fragen; er brauchte das Geld zum Bau des Petersdome­s.

In seinen Thesen stellte Luther positiv fest, dass der Papst die Schlüsselg­ewalt in der Kirche innehabe und dass der Heilige Geist durch den Papst wirke. Luther wandte sich ausdrückli­ch dagegen, „die Christenhe­it unglücklic­h zu machen.“Er geißelte die Ablasspred­iger als „Feinde Christi und des Papstes“. An der Messe am folgenden Allerheili­gentag dürfte Luther mit Sicherheit teilgenomm­en haben. Dr. Thomas Knöppler, Heroldstat­t

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