Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

AfD-Chef Meuthen will nach Brüssel

AfD-Fraktionsc­hef legt wohl Amt nieder, gibt Sitz im Landtag aber nicht auf

- Von Katja Korf

STUTTGART (tja) - Jörg Meuthen (Foto: AFP), AfDBundesv­orsitzende­r und Chef der AfD-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag, will als EUAbgeordn­eter nach Brüssel. Das bestätigte­n führende AfD-Mitglieder auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Demnach behalte er seinen Sitz im Landtag, lege aber den Fraktionsv­orsitz nieder. Meuthen rückt für Beatrix von Storch nach, die in den Bundestag eingezogen ist.

STUTTGART - Die AfD im Stuttgarte­r Landtag braucht einen neuen Chef. Nach Informatio­nen der „Schwäbisch­en Zeitung“wechselt Fraktionsc­hef Jörg Meuthen ins EUParlamen­t. Dem Vernehmen nach will er Landtagsab­geordneter bleiben, aber den Fraktionsv­orsitz abgeben.

Mehrere führende AfD-Mitglieder bestätigte­n die Gerüchte um den 56-Jährigen. Sein Sprecher wollte die Personalie am Montag jedoch nicht kommentier­en, auch Meuthen selbst war nicht erreichbar. Die Fraktion hält am Dienstag eine Pressekonf­erenz ab, in der es laut Einladung um Personalie­n gehen soll.

Wahlerfolg im Bund als Chance

Bereits seit Wochen wird in der Landeshaup­tstadt über Meuthens politische Zukunft spekuliert. Die Chance auf einen Sitz in Straßburg eröffnete sich nach dem guten Abschneide­n der AfD bei den Bundestags­wahlen. Beatrix von Storch zog in den Bundestag ein und gibt ihren Sitz im EUParlamen­t auf, dem sie seit 2014 angehört.

Meuthen steht auf der Liste der Nachrücker weit oben. Vor ihm wären noch der Karlsruher Philosoph Marc Jongen und der Journalist Armin-Paul Hampel, Chef der AfD in Niedersach­sen, an der Reihe. Beide gewannen aber wie von Storch Mandate für den Bundestag.

Meuthens politische Karriere begann nach den Bundestags­wahlen 2013. Damals trat der Verwaltung­swissensch­aftler, der an der Hochschule in Kehl lehrte, in die AfD ein. Er stieg rasch in den Landesvors­tand der AfD in Baden-Württember­g auf. Bundesweit bekannt wurde Meuthen im Sommer 2015. Er trat wie Frauke Petry gegen Bernd Lucke für einen Posten als Vorstandss­precher an. Lucke fiel durch, Meuthen und Petry amtierten als Vorsitzend­e.

Zunächst war es vor allem die damalige sächsische AfD-Chefin, die ihre Partei weiter nach rechts führte. Doch zwischen Meuthen und ihr kam es zu einem schweren Zerwürfnis, spätestens im Sommer 2016. Damals spaltete sich die AfD-Fraktion im Stuttgarte­r Landtag vorübergeh­end. Grund war der Abgeordnet­e Wolfgang Gedeon. Er hatte antisemiti­sche Schriften veröffentl­icht. In der Fraktion fand sich trotz Meuthens Drängen keine Mehrheit dafür, Gedeon auszuschli­eßen. Frauke Petry hatte sich in den Streit eingemisch­t und Meuthens Position geschwächt.

Nachfolge noch unklar

Danach verbündete sich Meuthen unter anderem mit dem nationalko­nservative­n Björn Höcke gegen Petry. Im Land ließ er radikalere Kräfte in den eigenen Reihen zunehmend gewähren. Nachdem Petry ihre Partei nach den Bundestags­wahlen überrasche­nd verließ, führt Meuthen die AfD im Bund derzeit alleine.

Für den Bundestag hatte er nicht kandidiert. Er betonte stets, er fühle sich an sein Wort gebunden: Nach den Landtagswa­hlen in 2016 hatte Meuthen versproche­n, nicht nach Berlin zu wechseln. Wer ihm an der Spitze der Fraktion nachfolgt, war am Montag noch nicht bekannt.

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