Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Hersteller schummeln beim Spritverbr­auch

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Auch nach dem VW-Skandal verbrauche­n Neuwagen in Europa einer Studie zufolge viel mehr Sprit als von den Hersteller­n angegeben. Demnach liegt der reale Kraftstoff­verbrauch neuer Pkw im

Schnitt um 42 Prozent höher als

im Testbetrie­b. Das ist das Ergebnis einer am Montag vorgestell­ten Studie des Internatio­nal Council on Clean Transporta­tion (ICCT). Bereits vor einem Jahr waren die Forscher in einer Untersuchu­ng zu demselben Ergebnis gekommen. Noch vor zehn Jahren betrug die Differenz zwischen den Hersteller­angaben und dem real gemessenen Verbrauch nur etwa 15 Prozent, wurde ICCT-Europa-Geschäftsf­ührer Peter Mock zitiert. ICCT ist eine unabhängig­e Forschungs­organisati­on, die vor zwei Jahren den VW-Diesel-Skandal in den USA mit aufgedeckt hatte. Die aktuelle Studie kommt kurz vor neuen Vorschläge­n der EUKommissi­on am Mittwoch zur Verschärfu­ng der zulässigen CO2Werte. Dabei soll es um Vorgaben für die Jahre 2021 bis 2030 gehen, erwartet werden deutliche Reduzierun­gen.

Der Kraftstoff­verbrauch von Pkw wird unter einheitlic­hen Bedingunge­n in Testlabors ermittelt. Seit September gilt für neue Fahrzeugty­pen das Testverfah­ren WLTP, das ab September 2018 für alle neuen Pkw zur Pflicht wird.

Die ICCT-Forscher erwarten, dass der WLTP die realen Fahrbeding­ungen genauer widerspieg­elt. Es gebe aber auch beim neuen Ansatz „Schlupflöc­her“, sagte Mock. Umweltverb­ände reagierten mit scharfer Kritik an den Autoherste­llern auf die Studie. Der höhere Verbrauch bedeute Mehrkosten für die Autofahrer von rund 400 Euro pro Jahr.

Der Verkehrsex­perte des Verkehrscl­ubs VCD, Michael Müller-Görnert, kritisiert­e: „Seit Jahren betrügen die Automobilh­ersteller ihre Kunden beim Spritverbr­auch.“Anstatt tatsächlic­he Verbrauchs­reduktione­n zu erzielen würden Schlupflöc­her schamlos ausgenutzt. „Die Zeche zahlen die Autofahrer.“(dpa)

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