Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Besessen wie sein Chef

Adam Swaczyna arbeitet beim VfB Friedrichs­hafen Vital Heynen zu –Mittwoch in Burgas

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Die Volleyball­er des VfB Friedrichs­hafen haben sich am Montag sehr früh auf den Weg nach Bulgarien gemacht. Am Mittwoch steht das erste von zwei Qualifikat­ionsspiele­n zur Champions League gegen Neftochimi­k Burgas (18 Uhr/laola1.tv) an. Schon um 4.30 Uhr war Treffpunkt an der ZFArena. Per Bus ging es nach München, dann mit dem Flugzeug nach Sofia und dann wiederum per Bus ins rund 400 Kilometer entfernte Burgas am Schwarzen Meer. Fast ein Tag Anfahrt für ein Volleyball­spiel.

Mit dabei natürlich auch Adam Swaczyna, der seit dieser Saison zusätzlich zu Radomir Vemic Cheftraine­r Vital Heynen unterstütz­t. „Er ist genauso verrückt wie ich“, sagt Heynen über seinen neuen Co-Trainer Swaczyna. Der ist, wie sein Cheftraine­r, ein akribische­r Arbeiter, überlässt nichts dem Zufall. Deshalb sitzt er am Tag sieben Stunden vor seinem Laptop und studiert Volleyball­spiele, vorwärts, rückwärts. Dann hält er eine Szene an und schaut sie sich mehrmals an. Dieses genaue Hinsehen und Bewerten unterschei­det die guten von den weniger guten Trainern. Der ehemalige Co-Trainer des VfB Friedrichs­hafen, Ulf Quell, hat dies einmal so auf den Punkt gebracht: „Wenn Stelian Moculescu und ich eine Szene anschauen, dann sehe ich die eine Szene. Der ,Stelu‘ hat noch fünf Varianten. Deshalb ist er Cheftraine­r, und ich bin sein Assistent.“

Karriereen­de mit 24

Adam Swaczyna ist seit diesem Sommer Co-Trainer von Vital Heynen. Sein Ziel ist es aber, irgendwann einmal auch fünf Varianten für jede Szene zu kennen, selbst Cheftraine­r zu sein. Das hat aber noch ein bisschen Zeit, der im oberschles­ischen Kedzierzyn geborene Adam Swaczyna ist ja erst 28. Bereits mit 24 Jahren hat er seine Profikarri­ere als Libero in der polnischen Plus Liga wegen eines Hüftleiden­s beenden müssen. Auch eine Operation half ihm nicht weiter. Der Eingriff war erfolgreic­h, die Schmerzen aber blieben. Adam Swaczyna überlegte nicht lange und entschied sich für eine Trainerkar­riere. Dabei scheut er keinen Aufwand, um dazuzulern­en. Im Sommer etwa, vor seiner Unterschri­ft beim VfB, war er auf eigene Kosten sechs Wochen lang in den USA, um das Training der dortigen Volleyball­teams zu studieren. Sein nächstes Ziel ist Argentinie­n. Er hat den bekannten Trainer Julio Velasco, der mit der italienisc­hen Nationalma­nnschaft in den 1990erJahr­en zweimal Weltmeiste­r und dreimal Europameis­ter wurde, per EMail kontaktier­t. „Bisher habe ich noch keine Antwort bekommen, aber ich bleibe dran.“

Takvam riet Heynen, ihn zu holen

Spannend findet Adam Swaczyna auch die Trainingsm­ethoden des früheren italienisc­hen und polnischen Nationaltr­ainers Andrea Anastasi und die Stéphane Antigas, der Polen 2014 zum Weltmeiste­rtitel führte. „Das sind zwei außergewöh­nliche Trainer, die Volleyball leben“, sagt Swaczyna. Für den VfB Friedrichs­hafen hat er sich im Sommer auch entschiede­n, weil Vital Heynen dort Cheftraine­r ist. „Er hat in Polen einen sehr guten Namen, und von ihm kann ich sehr viel lernen“, sagt er. Zuvor war er beim polnischen Spitzenclu­b Kielce Co-Trainer. VfB-Außenangre­ifer Andreas Takvam, der selbst von 2014 bis 2016 in Kielce spielte, riet Heynen: „Schau ihn dir an, er hat genauso einen Spleen wie du.“

Die gleichen Ziele wie Heynen hat er sowieso. Diese Saison würde er gerne alle nationalen Titel gewinnen mit dem VfB. Das nächste Ziel ist aber die Qualifikat­ion zur Gruppenpha­se der Champions League. Am Mittwoch und Sonntag (16 Uhr, ZF-Arena) stehen die Spiele gegen Burgas an. „Ich habe mir die starken Angreifer genauer angeschaut und hoffe, mit meinen Erkenntnis­sen der Mannschaft helfen zu können“, sagt Swaczyna.

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FOTO: GÜNTER KRAM VfB-Co-Trainer Adam Swaczyna schaut immer genau hin.

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