Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Besessen wie sein Chef
Adam Swaczyna arbeitet beim VfB Friedrichshafen Vital Heynen zu –Mittwoch in Burgas
FRIEDRICHSHAFEN - Die Volleyballer des VfB Friedrichshafen haben sich am Montag sehr früh auf den Weg nach Bulgarien gemacht. Am Mittwoch steht das erste von zwei Qualifikationsspielen zur Champions League gegen Neftochimik Burgas (18 Uhr/laola1.tv) an. Schon um 4.30 Uhr war Treffpunkt an der ZFArena. Per Bus ging es nach München, dann mit dem Flugzeug nach Sofia und dann wiederum per Bus ins rund 400 Kilometer entfernte Burgas am Schwarzen Meer. Fast ein Tag Anfahrt für ein Volleyballspiel.
Mit dabei natürlich auch Adam Swaczyna, der seit dieser Saison zusätzlich zu Radomir Vemic Cheftrainer Vital Heynen unterstützt. „Er ist genauso verrückt wie ich“, sagt Heynen über seinen neuen Co-Trainer Swaczyna. Der ist, wie sein Cheftrainer, ein akribischer Arbeiter, überlässt nichts dem Zufall. Deshalb sitzt er am Tag sieben Stunden vor seinem Laptop und studiert Volleyballspiele, vorwärts, rückwärts. Dann hält er eine Szene an und schaut sie sich mehrmals an. Dieses genaue Hinsehen und Bewerten unterscheidet die guten von den weniger guten Trainern. Der ehemalige Co-Trainer des VfB Friedrichshafen, Ulf Quell, hat dies einmal so auf den Punkt gebracht: „Wenn Stelian Moculescu und ich eine Szene anschauen, dann sehe ich die eine Szene. Der ,Stelu‘ hat noch fünf Varianten. Deshalb ist er Cheftrainer, und ich bin sein Assistent.“
Karriereende mit 24
Adam Swaczyna ist seit diesem Sommer Co-Trainer von Vital Heynen. Sein Ziel ist es aber, irgendwann einmal auch fünf Varianten für jede Szene zu kennen, selbst Cheftrainer zu sein. Das hat aber noch ein bisschen Zeit, der im oberschlesischen Kedzierzyn geborene Adam Swaczyna ist ja erst 28. Bereits mit 24 Jahren hat er seine Profikarriere als Libero in der polnischen Plus Liga wegen eines Hüftleidens beenden müssen. Auch eine Operation half ihm nicht weiter. Der Eingriff war erfolgreich, die Schmerzen aber blieben. Adam Swaczyna überlegte nicht lange und entschied sich für eine Trainerkarriere. Dabei scheut er keinen Aufwand, um dazuzulernen. Im Sommer etwa, vor seiner Unterschrift beim VfB, war er auf eigene Kosten sechs Wochen lang in den USA, um das Training der dortigen Volleyballteams zu studieren. Sein nächstes Ziel ist Argentinien. Er hat den bekannten Trainer Julio Velasco, der mit der italienischen Nationalmannschaft in den 1990erJahren zweimal Weltmeister und dreimal Europameister wurde, per EMail kontaktiert. „Bisher habe ich noch keine Antwort bekommen, aber ich bleibe dran.“
Takvam riet Heynen, ihn zu holen
Spannend findet Adam Swaczyna auch die Trainingsmethoden des früheren italienischen und polnischen Nationaltrainers Andrea Anastasi und die Stéphane Antigas, der Polen 2014 zum Weltmeistertitel führte. „Das sind zwei außergewöhnliche Trainer, die Volleyball leben“, sagt Swaczyna. Für den VfB Friedrichshafen hat er sich im Sommer auch entschieden, weil Vital Heynen dort Cheftrainer ist. „Er hat in Polen einen sehr guten Namen, und von ihm kann ich sehr viel lernen“, sagt er. Zuvor war er beim polnischen Spitzenclub Kielce Co-Trainer. VfB-Außenangreifer Andreas Takvam, der selbst von 2014 bis 2016 in Kielce spielte, riet Heynen: „Schau ihn dir an, er hat genauso einen Spleen wie du.“
Die gleichen Ziele wie Heynen hat er sowieso. Diese Saison würde er gerne alle nationalen Titel gewinnen mit dem VfB. Das nächste Ziel ist aber die Qualifikation zur Gruppenphase der Champions League. Am Mittwoch und Sonntag (16 Uhr, ZF-Arena) stehen die Spiele gegen Burgas an. „Ich habe mir die starken Angreifer genauer angeschaut und hoffe, mit meinen Erkenntnissen der Mannschaft helfen zu können“, sagt Swaczyna.