Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Trainer auf dem Abstellgleis
Es ist schwer für Ismaël und Co. – Geschäft in der Bundesliga ist gnadenlos und verzeiht kaum Fehler
STUTTGART (dpa) - Mit großem Namen geht im Fußball kaum jemand verloren. Lothar Matthäus beispielsweise wird wohl kein BundesligaTrainer mehr, bleibt dem Sport aber seit Jahren wie etliche andere als TVExperte erhalten. Selbst Mario Basler ist noch im Geschäft und hat seit kurzem wieder eine Trainerstelle. Er arbeitet jetzt für den Hessenligisten Rot-Weiss Frankfurt. Weder Matthäus noch Basler haben als Coach aber je eine Chance im Oberhaus bekommen. Andere, wie Valérien Ismaël, haben sie nicht genutzt.
Dabei galt der Franzose noch vor genau einem Jahr als großer Hoffnungsträger des VfL Wolfsburg. Als Nachfolger von Dieter Hecking übernahm der 42-Jährige die Mannschaft. Die Geschichte danach ist schnell erzählt. Die Ergebnisse stimmten nicht, Ismaël wurde Ende Februar wieder beurlaubt. Allein an ihm lag es nicht: Die Niedersachsen mussten in die Relegation und warten in der laufenden Saison noch immer auf den zweiten Saisonsieg. Was aber von Ismaël in Erinnerung bleibt, ist seine Bilanz: wenige Siege, viele Niederlagen, nur wenige Monate im Amt. Im Fußball wird nichts vergessen. „Es geht nur um Ergebnisse“, sagt er. Das Geschäft verzeiht keine Fehler. Dabei ist die Situation von Ismaël aber nicht besonders.
Allein in Deutschland geht es etlichen Fußballlehrern so wie dem Franzosen. Wer seine Chance in der Bundesliga nicht auf Anhieb nutzt, gerät hierzulande schnell aufs Abstiegsgleis.
Bekannte Namen zählen nicht
Joe Zinnbauer war 2014 beispielsweise mal einer der vielen Trainer des Hamburger SV. Doch die Ergebnisse stimmten nicht, Anfang 2015 wurde er wieder zum Coach der zweiten Mannschaft degradiert. Dass Zinnbauer nochmal in der Bundesliga trainieren wird, ist ziemlich unwahrscheinlich. Auch ein Alexander Zorniger (derzeit Brøndby IF) dürfte es nach seinem Aus beim VfB Stuttgart 2015 in der Bundesliga schwer haben.
Das Geschäft ist brutal. Selbst altgediente Trainer wie Armin Veh geraten angesichts aufkommender Talente wie Julian Nagelsmann oder Domenico Tedesco immer mehr in Vergessenheit. „So leicht wie heute, Bundesliga-Trainer zu werden, war es noch nie“, sagte der 56-Jährige schon vor einiger Zeit.
Dabei hatte die Liga jahrzehntelang auf bekannte Namen wie Veh, Bruno Labbadia oder Mirko Slomka gesetzt. Quereinsteiger schafften selten den Sprung. Seit es in den Clubs die Leistungszentren und neben gut ausgebildeten Spielern auch gut ausgebildete Trainer gibt, ist das anders. Viele Chancen bekommen aber auch die Neuen nicht. Im Vergleich zu Ismaël oder Zinnbauer nutzen Nagelsmann oder Tedesco sie aber gerade.