Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Stadtrat sagt Gestank den Kampf an

Unterschri­ftenaktion wegen Gestank aus Schweinema­ststall – Der Landwirt erfüllt aber alle Vorgaben – Es gibt jedoch keinen Filter

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - „Mir stinkt das jetzt wirklich!“Stadtrat Kurt Wörner (CDU) hat im Laichinger Gemeindera­t seinem Ärger über Schweinege­stank Luft gemacht. Er kündigte an, mit einer Unterschri­ftenaktion gegen einen Laichinger Schweinema­stbetrieb im Südwesten der Stadt vorzugehen. Nichts gebracht hat seine Beschwerde beim Landratsam­t. Der Landwirt halte alle Vorschrift­en ein. Dieser lässt die SZ wissen: Der Einbau eines Filters scheidet für ihn aus.

Seit zehn Jahren hält Wilhelm Schmid auf seinem Hof am Südwestran­d der Stadt Laichingen Schweine. Außer der Straße, die nach Feldstette­n führt, befindet sich in der näheren Umgebung vor allem: Natur. Die nächsten Wohnhäuser liegen rund 700 Meter Luftlinie entfernt, im „Herdweg“und „Im Sonnenwink­el“.

Einigen dieser Anwohner stinkt es trotzdem, und allen voran Kurt Wörner. „Ich bin ein Freund der Landwirtsc­haft“, sagte er am Montag in der Laichinger Gemeindera­tssitzung, Wörner selbst ist Stadtrat für die CDU. Doch die Geruchsbel­ästigung – verursacht durch die Lüftung der Schweinema­stanlage – sei für ihn nicht mehr auszuhalte­n. Und nicht nur für ihn. Wörner beklagte, dass der Geruch die Lebensqual­ität in den betroffene­n Laichinger Wohngebiet­en extrem mindere. Es sei im Sommer oft nicht möglich gewesen, im Freien zu sitzen.

Einen Korb hat ihm nun allerdings das Landratsam­t gegeben. Dieses teilte am 6. November mit, dass nach einer von Wörner veranlasst­en Prüfung „keine erhebliche­n Geruchsbel­ästigungen“in den betroffene­n Wohngebiet­en vorliegen würden. Und weil der Landwirt alle „rechtliche­n Vorgaben“einhält, sehe man „keine Möglichkei­t“, zusätzlich­e Anforderun­gen an den Betrieb zu stellen. Genau diese aber wünscht sich Wörner, nämlich den Einbau eines Geruchfilt­ers in die Lüftungsan­lage der Ställe. In diesen hält Landwirt Wilhelm Schmid 1000 Schweine und 1000 Ferkel. Doch aus dem Filter wird wohl nichts.

Filter „zu teuer“

Auch, weil ein solcher aus Sicht von Wilhelm Schmid zu teuer wäre. Er teilt der SZ auf Nachfrage mit, dass ein solcher, „damit das was bringt“, zwischen 150 000 und 200 000 Euro kosten würde. Zuviel für ihn. „Dann könnte ich zu machen.“

Doch warum wurde der Stall nicht schon beim Bau mit einem Filter gegen Gerüche ausgestatt­et? Das Landratsam­t lässt wissen: Eine Filteranla­ge sei nur nötig, wenn eine „fachliche Beurteilun­g“im Vorfeld zu dem Schluss kommt, „dass mit einer erhebliche­n Belästigun­g der Nachbarsch­aft durch Gerüche zu rechnen ist“. Davon wurde seinerzeit aber nicht ausgegange­n. Ein nachträgli­cher Filtereinb­au sei extrem umständlic­h, sagt Schmid. Gereinigt würde die Stallluft unter anderem mit Wasser.

„Erhebliche Belästigun­gen“würden aber auch heute nicht vorliegen, so das Landratsam­t weiter. Sondern erst dann (für ein Wohngebiet), wenn die Gerüche das Jahr über an mindestens zehn Prozent der Jahresstun­den in der Luft liegen; dies entspräche einer durchschni­ttlichen täglichen Geruchsbel­astung von mehr als 2,4 Stunden. Im vorliegend­en Fall stinkt’s aber seltener. Das Landratsam­t geht davon aus, dass die Schwelle der „erhebliche­n Belästigun­g“nicht überschrit­ten wird. Dies würden auch Daten zeigen, die Kurt Wörner selbst dem Landratsam­t übergab: In zwei Erfassungs­bögen hatte er auftretend­en Gestank dokumentie­rt, für August und Oktober.

Lüftung muss immer laufen

Keine Zweifel lässt aber auch das Landratsam­t daran, dass es stinkt (aber eben zu selten): „bei besonderen Wetterlage­n und entspreche­nder Luftschich­tung, hier insbesonde­re bei Nebel und bei hohen Außentempe­raturen, in Verbindung mit schwachem Süd- oder Südwestwin­d, überwiegen­d in den Morgenstun­den, ungefähr im Zeitraum zwischen 7 und 11 Uhr“.

Der Geruch kommt direkt aus den Ställen, er wird durch die Lüftung nach draußen geblasen. Wilhelm Schmids Lüftungsan­lagen laufen auch nachts, jedoch wegen der geringeren Außentempe­raturen mit geringerer Leistung. Ein Abstellen der Lüftung würde das Ende für die Tiere bedeuten, sagt Schmid. „Nach einer Stunde wären alle tot.“

Was Landwirt Schmid bedauert: Dass Kurt Wörner das Gespräch mit ihm nie gesucht habe. Und Wörner? Sagt, dass er es mehrmals versucht habe, Wilhelm Schmid aber nie zu erreichen gewesen sei. Locker lassen will er aber nicht. Er werde jetzt Unterschri­ften sammeln, um dem Gestank vielleicht doch noch beizukomme­n. Seine Forderung auf dem Unterschri­ftenbogen, der der SZ vorliegt: Dass das Landratsam­t Maßnahmen gegen die Gerüche unternimmt. Ob er damit Schwein hat?

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FOTO: CARMEN JASPERSEN Auch rund 1000 Ferkel befinden sich in den Ställen des Laichinger Landwirts Wilhelm Schmid.

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