Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Stadtrat sagt Gestank den Kampf an
Unterschriftenaktion wegen Gestank aus Schweinemaststall – Der Landwirt erfüllt aber alle Vorgaben – Es gibt jedoch keinen Filter
LAICHINGEN - „Mir stinkt das jetzt wirklich!“Stadtrat Kurt Wörner (CDU) hat im Laichinger Gemeinderat seinem Ärger über Schweinegestank Luft gemacht. Er kündigte an, mit einer Unterschriftenaktion gegen einen Laichinger Schweinemastbetrieb im Südwesten der Stadt vorzugehen. Nichts gebracht hat seine Beschwerde beim Landratsamt. Der Landwirt halte alle Vorschriften ein. Dieser lässt die SZ wissen: Der Einbau eines Filters scheidet für ihn aus.
Seit zehn Jahren hält Wilhelm Schmid auf seinem Hof am Südwestrand der Stadt Laichingen Schweine. Außer der Straße, die nach Feldstetten führt, befindet sich in der näheren Umgebung vor allem: Natur. Die nächsten Wohnhäuser liegen rund 700 Meter Luftlinie entfernt, im „Herdweg“und „Im Sonnenwinkel“.
Einigen dieser Anwohner stinkt es trotzdem, und allen voran Kurt Wörner. „Ich bin ein Freund der Landwirtschaft“, sagte er am Montag in der Laichinger Gemeinderatssitzung, Wörner selbst ist Stadtrat für die CDU. Doch die Geruchsbelästigung – verursacht durch die Lüftung der Schweinemastanlage – sei für ihn nicht mehr auszuhalten. Und nicht nur für ihn. Wörner beklagte, dass der Geruch die Lebensqualität in den betroffenen Laichinger Wohngebieten extrem mindere. Es sei im Sommer oft nicht möglich gewesen, im Freien zu sitzen.
Einen Korb hat ihm nun allerdings das Landratsamt gegeben. Dieses teilte am 6. November mit, dass nach einer von Wörner veranlassten Prüfung „keine erheblichen Geruchsbelästigungen“in den betroffenen Wohngebieten vorliegen würden. Und weil der Landwirt alle „rechtlichen Vorgaben“einhält, sehe man „keine Möglichkeit“, zusätzliche Anforderungen an den Betrieb zu stellen. Genau diese aber wünscht sich Wörner, nämlich den Einbau eines Geruchfilters in die Lüftungsanlage der Ställe. In diesen hält Landwirt Wilhelm Schmid 1000 Schweine und 1000 Ferkel. Doch aus dem Filter wird wohl nichts.
Filter „zu teuer“
Auch, weil ein solcher aus Sicht von Wilhelm Schmid zu teuer wäre. Er teilt der SZ auf Nachfrage mit, dass ein solcher, „damit das was bringt“, zwischen 150 000 und 200 000 Euro kosten würde. Zuviel für ihn. „Dann könnte ich zu machen.“
Doch warum wurde der Stall nicht schon beim Bau mit einem Filter gegen Gerüche ausgestattet? Das Landratsamt lässt wissen: Eine Filteranlage sei nur nötig, wenn eine „fachliche Beurteilung“im Vorfeld zu dem Schluss kommt, „dass mit einer erheblichen Belästigung der Nachbarschaft durch Gerüche zu rechnen ist“. Davon wurde seinerzeit aber nicht ausgegangen. Ein nachträglicher Filtereinbau sei extrem umständlich, sagt Schmid. Gereinigt würde die Stallluft unter anderem mit Wasser.
„Erhebliche Belästigungen“würden aber auch heute nicht vorliegen, so das Landratsamt weiter. Sondern erst dann (für ein Wohngebiet), wenn die Gerüche das Jahr über an mindestens zehn Prozent der Jahresstunden in der Luft liegen; dies entspräche einer durchschnittlichen täglichen Geruchsbelastung von mehr als 2,4 Stunden. Im vorliegenden Fall stinkt’s aber seltener. Das Landratsamt geht davon aus, dass die Schwelle der „erheblichen Belästigung“nicht überschritten wird. Dies würden auch Daten zeigen, die Kurt Wörner selbst dem Landratsamt übergab: In zwei Erfassungsbögen hatte er auftretenden Gestank dokumentiert, für August und Oktober.
Lüftung muss immer laufen
Keine Zweifel lässt aber auch das Landratsamt daran, dass es stinkt (aber eben zu selten): „bei besonderen Wetterlagen und entsprechender Luftschichtung, hier insbesondere bei Nebel und bei hohen Außentemperaturen, in Verbindung mit schwachem Süd- oder Südwestwind, überwiegend in den Morgenstunden, ungefähr im Zeitraum zwischen 7 und 11 Uhr“.
Der Geruch kommt direkt aus den Ställen, er wird durch die Lüftung nach draußen geblasen. Wilhelm Schmids Lüftungsanlagen laufen auch nachts, jedoch wegen der geringeren Außentemperaturen mit geringerer Leistung. Ein Abstellen der Lüftung würde das Ende für die Tiere bedeuten, sagt Schmid. „Nach einer Stunde wären alle tot.“
Was Landwirt Schmid bedauert: Dass Kurt Wörner das Gespräch mit ihm nie gesucht habe. Und Wörner? Sagt, dass er es mehrmals versucht habe, Wilhelm Schmid aber nie zu erreichen gewesen sei. Locker lassen will er aber nicht. Er werde jetzt Unterschriften sammeln, um dem Gestank vielleicht doch noch beizukommen. Seine Forderung auf dem Unterschriftenbogen, der der SZ vorliegt: Dass das Landratsamt Maßnahmen gegen die Gerüche unternimmt. Ob er damit Schwein hat?