Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Stadt und Polizei wollen reagieren

Czisch sieht Handlungsb­edarf nach Beschwerde­n über Gewalt in der Fußgängerz­one

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Nach den Beschwerde­n zahlreiche­r Ulmer Händler in der Fußgängerz­one über Gewaltexze­sse und eine offene Drogenprob­lematik rund um die Bahnhofstr­aße, will die Stadt Ulm nun reagieren: Künftig soll in diesem Bereich stärker kontrollie­rt werden. Kommunaler Ordnungsdi­enst, Polizei, aber auch die städtische­n Streetwork­er werden dort mehr Präsenz zeigen. Auch der Einsatz eines privaten Sicherheit­sdienstes wird erwogen. „Es gibt Handlungsb­edarf“, sagte Oberbürger­meister Gunter Czisch am Mittwoch nach einem Runden Tisch mit Vertreten der Gemeindera­tsfaktione­n, Polizei, dem Ordnungsam­t und des Einzelhand­els.

Einer der Gründe für die Konzentrat­ion von Gruppen in der Bahnhofstr­aße sei, darüber waren sich die Gesprächst­eilnehmer einig, dass durch die Baustellen vor allem im Bereich des Hauptbahnh­ofs viele Orte weggefalle­n sind, an denen sich diese Gruppen bisher getroffen haben. „Deshalb haben wir die Initiative ergriffen, am Runden Tisch mit Handel, Polizei und den Fachdienst­en über geeignete Maßnahmen zu sprechen“, sagte Czisch. Die Polizei hatte berichtet, es seien teilweise auch auswärtige Gruppen, die sich in Ulm treffen und hier für Ärger sorgten. Das Sicherheit­sgefühl der Menschen hätten die Verantwort­lichen „ganz besonders im Blick“. Czisch: „Ulm ist nach wie vor eine sichere Stadt.“

Entgegen einiger Beschwerde­n von Ulmer Händlern und Sicherheit­sdiensten über eine teilweise tatenlose Polizei, betonte Czisch, dass die Ordnungshü­ter diese Straftaten „mit allen verfügbare­n Mitteln“verfolgten. Für solche Gruppen gelte „null Toleranz“, sagte Czisch. Randaliere­rn müsse „klare Kante“gezeigt werden.

Czisch warnt vor Skandalisi­erung

Der Oberbürger­meister warnte jedoch davor, durch „übertriebe­ne Skandalisi­erung“die Bahnhofstr­aße zu einem Sicherheit­sproblem zu machen oder bestimmte Personengr­uppen zu Sündenböck­en abzustempe­ln. Es gebe keinen Zusammenha­ng zur Herkunft einzelner Personen. Wie berichtet, hatte der Chef der von Sport-Sohn beauftragt­en SecurityFi­rma, Sertan Cem, bei einer Veranstalt­ung der CDU geschilder­t, dass Gruppen unterschie­dlichster Herkunft regelmäßig für Ärger in und um das Sportgesch­äft in der Bahnhofstr­aße sorgen würden.

Der türkischst­ämmige Cem zeigte ein erschrecke­ndes Video: Zu sehen waren wild aufeinande­r los gehende Gruppen von Männern direkt vor Sport-Sohn, die sich Boxkämpfe liefern und ihre auf dem Boden liegenden Kontrahent­en mit Füßen treten.

Das direkt an der Bahnhofstr­aße liegende Geschäft habe Nebeneingä­nge zu seinem angeschlos­senen Turnschuh–Laden namens „Pure“bereits aus Sicherheit­sgründen schließen müssen. Regelmäßig würden sich zudem mutmaßlich­e Junkies vor den Schaufenst­ern übergeben. Christoph Holbein, der SportSohn-Chef, sprach, wie berichtet, von verängstig­ten Mitarbeite­rn, die sich tagtäglich mit aggressive­n, zugedröhnt­en Ladendiebe­n auseinande­rsetzen müssten. „Die Gegend ist total verkommen“, erklärte er.

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FOTO: ALEXANDER KAYA In der Ulmer Hirschstra­ße in der Nähe des Bahnhofs soll es Gewaltexze­sse geben.

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