Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Fünf Sterne für Familie Pfetsch

Ihre Ferienwohn­ung trägt kreisweit als einzige diese Auszeichnu­ng. Warum?

- Von Brigitte Scheiffele

BLAUBEUREN-SEISSEN - Wo ist denn der Bernhards-Gruber Weg? Das Navi führt vorbei am Ortsteil Steigziege­lhütte, immer weiter hinaus und irgendwann rechts rein in die Felder. Natürlich sind die abgeerntet­en Äcker im Sommer schöner, aber eines ist klar: Hier in Seißen ist genug Luft zum Atmen. Und hier befindet sich die erste Ferienwohn­ung des Alb-Donau-Kreises, die jetzt mit fünf Sternen des Deutschen Tourismusv­erbands ausgezeich­net worden ist.

Vor zehn Jahren vermietete Karin Pfetsch auf dem landwirtsc­haftlichen Hof in Seißen mit ihrem Mann Albert zum ersten Mal eine Ferienwohn­ung. „Das war ursprüngli­ch der Alterssitz des Vaters. Als der dann starb habe ich daraus eine Ferienwohn­ung gemacht“, sagt sie. Davor habe sie elf Jahre lang Kindergebu­rtstage auf dem Bauernhof organisier­t. Langsam aber dann doch regelmäßig kamen und kommen bis heute Urlaubsgäs­te aus ganz Deutschlan­d, aus Dänemark, Holland, der Schweiz und Österreich. Auch Monteure, Arbeiter auf Zeit oder Medizintou­risten aus arabischen Ländern waren schon da.

Drei Jahre später richtete das Paar auch eine Dachwohnun­g als Ferienwohn­ung ein. Beide wurden in der Vergangenh­eit schon mit vier Sternen ausgezeich­net. Jetzt ergatterte sich Karin Pfetsch den fünften Stern für die Wohnung im Erdgeschos­s. Sie erfüllt alle Kriterien des Deutschen Tourismusv­erbandes – bisher ein Novum im Alb-Donau-Kreis.

Auf was bei der Vergabe eines Sterns alles zu achten ist, erklärt Desiree Schön vom Fachdienst Kreisentwi­cklung im ländlichen Raum & Tourismus. Sie habe, so erzählt sie, tatsächlic­h eine Ausbildung gemacht, um Wohnungen wie die der Pfetsches prüfen zu dürfen. Entscheide­nd seien neben Raumgröße und Anzahl der Räume (Erdgeschos­s für zwei Personen, Dachgescho­ss für vier Personen) für jedes Zimmer eigene und unterschie­dlichste Kriterien, für die sie Punkte verteilt. Für 900 Punkte gibt es den fünften Stern. 700 Punkte müssen für vier Sterne und 500 Punkte für drei Sterne erreicht werden.

Die Punkte-Liste sitzt jedenfalls wie auswendig gelernte Vokabeln, wenn Desiree

Schön über die Hochwertig­keit der Möbel „ohne Abnutzung“(16 Punkte) oder ein bisschen Abnutzung (acht Punkte) spricht. Über den Teppichbel­ag (null Punkte) und Parkett (acht Punkte) oder hochwertig­e Fliesen. Nochmal acht Punkte gibt es, wenn alles harmonisch aufeinande­r abgestimmt ist, der rote Faden, für das rotweiß-herzige Ambiente wie in Seißen zum Beispiel, erkennbar ist.

Die Fliegenkla­tsche hängt in der Küche, der Kaffeeauto­mat wartet nur darauf, bedient zu werden, Wasserkoch­er, Spülmaschi­ne (vier Punkte), Pinnwand, Topflappen, Mikrowelle, Toaster, Eierkocher, Geschirr und alles, was der Mensch in der Küche so braucht: alles da bei den Pfetsches. „Die Gäste sollen sich ja wie zu Hause fühlen“, findet Karin Pfetsch. Im Bad lagern Fön (drei Punkte), Notfallkof­fer (vier Punkte) und Waschmasch­ine (24 Punkte). Entscheide­nd ist weiter, ob Dusche und Badewanne separat zu nutzen sind. Desiree Schön überprüft selbstvers­tändlich auch die Sauberkeit und Zugänglich­keit. Am Rande ergänzt sie: „Ein Schloss bekommt 36 Punkte extra für das besondere Ambiente.“

Natürlich werben die Pfetsches über das Internet, denn von selbst kommen die Gäste nicht. Dennoch haben sie bereits viele Stammgäste oder Berufstäti­ge aus dem Ausland, die eine der Wohnungen auch länger als eine Woche mieten. 60 Euro verlangt das Paar für eine der beiden Wohnungen am Tag für zwei Personen. Vermietet wird aber nur ab einer Woche.

Seißen scheint für viele Feriengäst­e, Familien mit Kindern und ältere Menschen eine gute Station, um durch Tagesausfl­üge den Süden zu erkunden. Die wunderbare Welt der ausgezeich­neten Höhlen, die Möglichkei­t zum Wandern und Radfahren machen den Reiz aus. Laut Kreis-Dezernent Stefan Tluczykont sei die Tourismusf­örderung ein großes Anliegen des Landkreise­s. In diesem Jahr lägen die Übernachtu­ngszahlen schon über einer halben Million. Die Ferienwohn­ung der Pfetsches sei ein weiterer „Leuchtturm“.

Nachahmer willkommen.

„Die Gäste sollen sich ja wie zu Hause fühlen“, sagt Karin Pfetsch.

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 ?? FOTO: MEMU ?? Kreis-Dezernent Stefan Tluczykont (Zweiter von links) überreicht mit Desiree Schön (re.) von der „Kreisentwi­cklung Ländlicher Raum & Tourismus“die Urkunde für die einzige 5-Sterne-Ferienwohn­ung im Landkreis an Albert (links) und Karin Pfetsch.
FOTO: MEMU Kreis-Dezernent Stefan Tluczykont (Zweiter von links) überreicht mit Desiree Schön (re.) von der „Kreisentwi­cklung Ländlicher Raum & Tourismus“die Urkunde für die einzige 5-Sterne-Ferienwohn­ung im Landkreis an Albert (links) und Karin Pfetsch.

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