Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Lebenskrise light
Sympathisch, aber auch sehr oberflächlich: „Liebe zu Besuch“mit Reese Witherspoon
Auf der Suche nach Kritikpunkten wird man bei „Liebe zu Besuch“schnell fündig: Im Mittelpunkt stehen privilegierte weiße Menschen in Los Angeles mit reichlich überschaubaren Problemen. Zudem ist die Fallhöhe der Konflikte äußerst gering. Und doch: Wer einen Kinoabend lang abschalten will, kann sich durchaus in die Gesellschaft dieser oberflächlichen, aber nicht unsympathischen Charaktere begeben.
Dazu trägt vor allem der Charme von Reese Witherspoon bei. Zu Beginn des Films vergießt die mit Filmen wie „Natürlich blond“bekannt gewordene Schauspielerin in ihrer Rolle als Alice einige Tränchen. Denn just an diesem Tag steht ihr 40. Geburtstag an. Vielleicht trägt auch die frische Trennung von ihrem Mann Austen (Michael Sheen) zum emotionalen Aufruhr bei. Trotz zweier Töchter schlägt sich der Musikproduzent in New York noch immer gerne die Nächte um die Ohren. Ein Umzug nach Los Angeles soll für Alice und ihre Kinder einen Neuanfang bringen.
Der Aufschlag in der Stadt der Träume wird dabei bestens abgefedert, denn die Familie kann in das Domizil von Alices verstorbenem Vater einziehen. Der war ein angesehener Filmregisseur, hat seine Ehefrau Lillian (Candice Bergen) allerdings schon bald wegen einer Affäre verlassen.
Heimkehr, Trennung, älter werden – in Alice rumoren zahlreiche Gefühle, als sie am Abend ihres Geburtstags mit Freundinnen in einer Bar feiert. Dort trifft sie auf George (Jon Rudnitsky) und die Brüder Harry (Pico Alexander) und Teddy (Nat Wolff). Die drei Endzwanziger arbeiten als Filmemacher und feiern ein Angebot, das ihnen den Durchbruch bringen könnte. Allerdings sind sie nicht nur ambitioniert, sondern auch pleite und ohne Unterkunft. Nach einer durchfeierten Nacht wachen sie in der Villa von Alice auf, George gar in ihrem Schlafzimmer. Als die drei erfahren, dass sie sich im Heim eines ihrer Vorbilder aufhalten, kennt die Begeisterung kaum Grenzen. Auf sanften Druck ihrer Mutter bietet Alice das Gästehaus als temporäre Bleibe an. Daraus entwickelt sich eine ungewöhnliche Wohngemeinschaft – die Austen überhaupt nicht behagt, weswegen er sich auf den Weg nach Los Angeles macht.
Die Dynamik des Zusammenlebens der so unterschiedlichen Charaktere wird sympathisch inszeniert. Regisseurin Hallie Meyers-Shyer versucht mit ihrem Regiedebüt in die Fußstapfen ihrer Mutter Nancy Meyer zu treten, die als Großmeisterin romantischer Komödien gilt. Im Vergleich zu deren Erfolge wie „Was das Herz begehrt“mangelt es aber doch deutlich an Substanz. Aber vielleicht bietet sich ja auch Meyers-Shyer wie ihren Charakteren die Chance, es im zweiten Anlauf besser zu machen.