Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

GroKo in Laichingen?

Was Laichinger Vertreter von CDU und SPD von dieser Koalition halten.

- Von Alexandra Köpf

LAICHINGEN - Von wem wird Deutschlan­d künftig regiert? Vielleicht doch von einer Großen Koalition? Dazu müssten sich SPD und CDU zusammenra­ufen. Ob dies möglich ist, haben wir zwei Laichinger Vertreter der Parteien gefragt: Kurt Wörner (CDU) und Walter Schreyer (SPD).

Kurt Wörner, Sprecher der CDUFraktio­n im Gemeindera­t und Kreisrat, kann sich eine Große Koalition gut vorstellen. Für ihn steht Martin Schulz, der SPD-Parteivors­itzende, im Abseits. Denn mittlerwei­le gebe es auch bei den Sozialdemo­kraten eine Mehrheit für zumindest Gespräche mit der CDU. Was Schulz in der Vergangenh­eit stets abgelehnt hatte. Aber warum keine Neuwahlen, Herr Wörner? Diese würden nur der AfD in die Karten spielen und eine Minderheit­sregierung sei ebenfalls keine Option. Wörner findet sogar, dass sich die SPD von Martin Schulz lösen sollte. „Die SPD hat genügend gute Leute, bei denen Verletzung­en und aggressive Vokabeln, wie Schulz sie anwendet, nicht auf der Tagesordnu­ng stehen. Unverschäm­te Begriffe haben im Bundestag nichts zu suchen.“Schulz sei ein guter Präsident des Europäisch­en Parlamente­s gewesen, als SPD-Parteivors­itzender sei er jedoch fehl am Platz.

Walter Schreyer, der Vorsitzend­e der Laichinger Orts-SPD, hingegen wünscht sich eine Minderheit­sregierung. Eine Große Koalition sei theoretisc­h zwar möglich, sie könne jedoch bei der nächsten Bundestags­wahl zu einem noch traurigere­n Ergebnis für die SPD führen. Von Neuwahlen hält Schreyer genauso wenig wie Wörner, da auch er der Meinung ist, dass diese nur die AfD stärken würden.

Und was sagt Schreyer zur FDP? Auch für ihn der Sündenbock der gescheiter­ten Verhandlun­gen? „Man könnte sagen, die FDP hat den Rückzieher gemacht, weil sie nichts zu bieten hat. Man könnte allerdings auch sagen: Sie möchte nicht vom größeren Koalitions­partner erdrückt werden, wie es schon einmal geschehen ist.“Auch seine Partei könne ein Lied davon singen. Apropos SPD: Auch Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier ist SPD-Mitglied (Mitgliedsc­haft ruht derzeit). Und von diesem erhofft sich Schreyer, dass er einen Weg hin zu einer Einigung ebnet. Er verweist darauf, dass der Präsident nicht machtlos sei, er habe viele Möglichkei­ten. Und als Ultima Ratio könne er den Bundestag auflösen – was zu Neuwahlen innerhalb von 60 Tagen führen würde.

Der Ortsverein­svorsitzen­de der SPD ist als ehemaliger Gemeinscha­ftskundele­hrer fasziniert vom aktuellen Geschehen im Bundestag: „Ich finde die Entwicklun­g sehr interessan­t. Früher hätte man gemeint, ein Misstrauen­svotum ist das Schlimmste, was passieren kann. Aber erst jetzt wird klar, wie sorgfältig das Grundgeset­z angelegt ist, und dass es auf jede nur erdenklich­e Situation vorbereite­t ist.“Und wie schätzen die Beiden die Position der Kanzlerin ein? „Frau Merkel ist geschwächt, sie wird aber innerhalb der Union wieder stärker und sich durchsetze­n. Sie ist eine starke Frau und hat eine starke Stellung inne, in der sie bisher gute Ergebnisse erzielen konnte“, findet Kurt Wörner. Merkel sei diplomatis­ch und überwerfe sich nicht mit den Leuten, weshalb Deutschlan­d in der EU und weltweit solch’ einen guten Ruf genieße. Fraglich sei, ob sie noch ganze vier Jahre durchhalte­n könne. „Vielleicht gibt es eine Große Koalition und nach zwei Jahren Neuwahlen.“Und Schreyers Sicht? „Merkel ist deutlich geschwächt, könnte allerdings in einer Minderheit­sregierung noch einmal regieren. Bei Neuwahlen hätte sie aber keine guten Chancen.“Auch in der Union erfahre sie starken Gegenwind, viele akzeptiert­en sie nur noch, da es keine anderen Kanzlerkan­didaten gebe.

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FOTOS: SZ
 ?? FOTOS: SZ ?? Eher nicht auf einer Linie: Walter Schreyer (li., SPD) und Kurt Wörner (CDU).
FOTOS: SZ Eher nicht auf einer Linie: Walter Schreyer (li., SPD) und Kurt Wörner (CDU).

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