Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Weitere Mängel am Flughafen BER

Tüv entdeckt neue Mängel am Berliner Flughafen – Kosten wachsen weiter

- Von Wolfgang Mulke

BERLIN (AFP/dpa) - Eine Reihe technische­r Anlagen auf der Baustelle des Hauptstadt­flughafens BER ist nach einer TÜV-Prüfung noch mit „wesentlich­en Mängeln“behaftet. Der Flughafen bestätigte am Donnerstag Mängel in einer Reihe von sicherheit­srelevante­n Anlagen für den Brandschut­z, dies ändere allerdings nichts an den Plänen zur Fertigstel­lung. Der „Tagesspieg­el“hatte zuvor berichtet, die Lage sei so dramatisch, dass eine Eröffnung vor 2021 wohl unwahrsche­inlich sei.

BERLIN - Es war ein warmer Tag im Frühjahr 2012, als eine Nachricht für Fassungslo­sigkeit, Ärger und Gelächter gesorgt hat. Nur wenige Tage vor der geplanten Eröffnung des neuen Berliner Großflugha­fens BER erhielten Tausende längst geladene Ehrengäste – darunter auch die Bundeskanz­lerin – per Post eine Absage der Feierlichk­eiten. Seither zählt der Berliner „Tagesspieg­el“die „Tage seit Nichteröff­nung“. 2001 sind es heute genau.

Pünktlich zum neuen Tausender wurden nun weitere Mängel am Mammutbauw­erk bekannt, die eine Eröffnung in diesem Jahrzehnt unwahrsche­inlich erscheinen lassen. Der Tüv Rheinland hat etliche gravierend­e Probleme in einem bislang nicht bekannten Statusberi­cht aufgeführt. Die Brandschut­zanlage, die schon vor fünf Jahren nicht funktionie­rte, kann von den Behörden danach immer noch nicht abgenommen werden.

Probleme mit dem Brandschut­z

Sprinklera­nlagen mit zu hohen Durchfluss­mengen oder Druckprobl­emen wurden bemängelt, ebenso die Steuerung der Entrauchun­gsanlage. Kilometerl­ange Rohrleitun­gen müssen wohl erneuert werden. Eine „Wirksamkei­t und Betriebssi­cherheit“sei nicht gegeben, stellen die Gutachter fest.

Für den noch neuen Flughafenc­hef Engelbert Lütke Daldrup sind dies nach eigenen Angaben bekannte Hiobsbotsc­haften. Die Expertise des Tüv werde als Grundlage für eine tragfähige Terminplan­ung gebraucht, erklärt das Unternehme­n. In drei Wochen will der Manager sich auf einen neuen Eröffnungs­termin festlegen. Zuletzt sah der Terminplan einen Abschluss der Bauarbeite­n im August 2018 vor. „Der Rahmenterm­inplan zur baulichen Fertigstel­lung ist ambitionie­rt“, räumt Lütke Daldrup ein. Nach einer längeren Probephase könnten die ersten regulären Maschinen dann Anfang 2020 oder auch erst 2021 in Schönefeld abheben. Wie viel der Airport am Ende kosten wird, steht damit ebenfalls in den Sternen. 2,5 Milliarden Euro sollten es bei Baubeginn sein, 6,6 Milliarden sind von den drei Gesellscha­ftern Berlin, Brandenbur­g und Bund zurzeit bewilligt. Jeder Monat ohne Flugverkeh­r kostet Millionen. Die Teuerung erklärt sich auch aus den Vereinbaru­ngen mit den Firmen, die am BER bauen. Das Auftragsvo­lumen eines beteiligte­n Unternehme­ns hat sich laut „Tagesspieg­el“von anfänglich weniger als zehn Millionen Euro mittlerwei­le verzehnfac­ht, ohne dass damit eine Mehrleistu­ng verbunden ist. Die Nacharbeit­en zum Stundensat­z füllen die Kasse des Konzerns. Auf Pauschalpr­eise lassen sich viele Baufirmen angesichts der vielen Ungewisshe­iten der Bauplanung gar nicht mehr ein.

Finanzieru­ng ist noch offen

Auf sanktionsf­ähige Terminvere­inbarungen auch nicht. Bei den geschätzte­n Baukosten wird es nicht bleiben. Denn sicher ist eines: Schon zur Eröffnung wird der BER aus allen Nähten platzen. 22 Millionen Passagiere können dort jährlich abgefertig­t werden. So viele starten und landen im Flughafen Tegel auch heute schon. Durch zusätzlich­e Terminals will die Betreiberg­esellschaf­t die Kapazität auf 55 Millionen Passagiere im Jahr 2040 ausbauen. Die Finanzieru­ng ist noch offen. Allerdings könnte der BER die Erweiterun­g dann auch schon aus eigenen Einnahmen aus dem Flugbetrie­b bestreiten. Wenn es diese jemals geben wird.

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FOTO: RALF HIRSCHBERG­ER Eine alte Holzpalett­e im Ankunftsbe­reich des BER. Auf der Baustelle des neuen Hauptstadt­flughafens sind neue Mängel aufgetauch­t, die den Eröffnungs­termin weiter verzögern werden.

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