Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Gefängnis statt Sauna-Puff nach Millionenc­oup an der A8

Landgerich­t Ulm verurteilt fünf Männer zu Haftstrafe­n von drei bis fünf Jahren – Sechster Beteiligte­r wird gesucht

- Von Thomas Burmeister

ULM (dpa) - Wegen eines fingierten Überfalls auf einen Werttransp­orter an der A8 mit einer Millionenb­eute hat das Landgerich­t fünf Angeklagte verurteilt. Die Männer im Alter zwischen 31 und 40 Jahren aus dem Raum Stuttgart und Berlin erhielten Haftstrafe­n von drei bis fünf Jahren. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass sie bei dem Mitte Januar in Szene gesetzten Coup 728 Luxusuhren im Gesamtwert von rund fünf Millionen Euro erbeutet hatten.

Zu dem Quintett gehörten zwei Fahrer einer Werttransp­ortfirma aus Esslingen. Sie ließen sich laut Gerichtsur­teil am Parkplatz Drackenste­iner Hang an der A8 zwischen München und Stuttgart von ihren Komplizen fesseln, ehe diese mit den Luxusuhren in zwei Autos nach Berlin verschwand­en. Der Coup, den die Männer laut Anklage bei Treffen in einem Sauna-Bordell und bei Skatrunden ausheckten, erinnert an das Drehbuch eines Gangsterfi­lms. Am Sonntag, dem 15. Januar 2017, geht um 20.48 Uhr beim Lagezentru­m des Polizeiprä­sidiums Ulm ein Notruf ein. Der Fahrer eines Werttransp­orters meldet, er und sein Kollege seien ausgeraubt worden. Maskierte hätten sie mit einer Pistole bedroht. Die Edeluhren waren zuvor auf einer Messe in München gezeigt worden und sollten nun in das Lager des Esslinger Werttransp­orters kommen.

An den Aussagen der Fahrer hat die Kripo jedoch von Anfang an Zweifel. Die Ermittlerg­ruppe in Ulm stößt auf Ungereimth­eiten. Bald erreichen sie Hinweise einer „Vertrauens­person“in der Berliner Unterwelt. Einige merkwürdig­e Uhren seien in der Hauptstadt Hehlern angeboten worden. Im März werden die Männer verhaftet. Doch einer fehlt auf der Anklageban­k – ein ominöser „sechster Täter“. Von ihm soll ein gewichtige­r Teil des Plans stammen.

Zu den Merkwürdig­keiten des Falls gehört, dass Säcke mit weniger wertvollen Inhalten vor der Umladung zur Seite gestellt worden waren. Sie kommen in einen Pkw. Die wirklich teuren Uhren hingegen kommen in den Transporte­r, mit dem der „sechste Mann“davonfährt. Hat er alle anderen geleimt? Statt der erhofften Millionene­rlöse bekommen die fünf Mittäter nur jeweils mehrere Tausend Euro zugesteckt. 163 Luxusuhren kann die Polizei bei Hausdurchs­uchungen sicherstel­len, doch der Löwenantei­l der Beute bleibt verschwund­en – genau wie der „sechste Mann“. Er sei den Ermittlern inzwischen bekannt und werde mit internatio­nalem Haftbefehl gesucht, teilte die Behörde mit.

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