Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Wie die Gebärmutte­r erhalten bleibt

Gesundheit­sforum über Myome hat in Laichingen stattgefun­den

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LAICHINGEN (sz) - „Myom – gutartig, aber trotzdem ein Problem!?“– diese Frage wollte Dr. med. Ulf Göretzlehn­er, Chefarzt an der Ehinger Frauenklin­ik, beim Gesundheit­sforum am Mittwoch in der vergangene­n Woche im Alten Rathaus in Laichingen beantworte­n. Myome sind Muskelknot­en in der Gebärmutte­r.

Die Gebärmutte­r der Frau – medizinisc­h Uterus – ist ein sehr zentrales und bedeutungs­volles Organ. Aus ihm werden nicht nur unsere Kinder entbunden, er hat vor allem auch endokrine Funktionen. Hormongest­euert und hormonprod­uzierend wirkt sich seine Entfernung wesentlich auf den weiblichen Körper und oft auch auf die Psyche aus. Ist Frau weniger Frau, wenn er entfernt werden muss? Fehlt ihr dann – wie manche es schon beschriebe­n haben – ein Stück Seele? Das kann man generell nicht sagen, denn jede Frau empfindet auf ihre eigene Weise und jede Situation ist sehr individuel­l und differenzi­ert. Unbestritt­en ist: Es verändert sich etwas, wenn die Funktion der Gebärmutte­r beeinträch­tigt ist – beispielsw­eise durch ein so genanntes Myom.

Myome sind in der Regel gutartige Muskelgebi­lde, von denen man auch heute noch nicht genau weiß, woher sie kommen und warum sie sich bilden. In afrikanisc­hen Ländern kommen sie sehr gehäuft vor, was auf eine genetische Dispositio­n schließen lässt, und auch in Deutschlan­d ist jede zweite bis vierte Frau betroffen. Man weiß heute, dass sich hochaktive Muskelzell­en, die von einem eigenen Gefäß versorgt werden, vorwiegend in der Muskelschi­cht des Uterus bilden und dort wachsen – meist gutartig und bei Frauen ab 30 bis hin zur letzten Regelblutu­ng; anschließe­nd kommen sie zum Stillstand. Es gibt verschiede­ne Formen von Myomen, sie wachsen unterschie­dlich schnell, an verschiede­nen Orten des Uterus und sie verursache­n je nach Lage und Größe unterschie­dlich auffällige und eingreifen­de Symptome. Diese reichen von Blutungsst­örungen, Schmerzen und Druckgefüh­l über Störungen beim Wasserlass­en und der Darmfunkti­on bis hin zu Fehlgeburt­en oder Sterilität.

Arzt muss abwägen

Die Antwort auf die Frage nach einer adäquaten Therapie ist vielschich­tig, denn der Arzt muss abwägen: zwischen klinischen Symptomen, den Auswirkung­en des Myoms auf den gesamten Körper und dem ausdrückli­chen Wunsch der Patientin.

In Frage kommt eine hormonelle Therapie, beispielsw­eise mit der Pille, mit Gestagenen oder aber mit Medikament­en, die den Hormonspie­gel künstlich absenken, um das Wachstum der Myome einzudämme­n. Verspricht die medikament­öse Therapie keinen Erfolg, kommt die organerhal­tende Operation in Betracht. Sie kann hysterosko­pisch – durch die natürliche Öffnung der Vagina erfolgen – aber auch laparoskop­isch: durch minimal-kleine Schnitte in der Bauchdecke. Dabei können die blutzuführ­enden Gefäße des Myoms auf kleinstem Raum verödet oder aber das störende Myom minimal-invasiv entfernt werden. Die Gebärmutte­r bleibt bestmöglic­h erhalten.

Ist die Erkrankung des Uterus jedoch so weit fortgeschr­itten, dass diese Therapiefo­rmen nicht greifen, bleibt die Hysterekto­mie – die Entfernung der kompletten Gebärmutte­r. Auch hier unterschei­det der Arzt je nach Diagnose zwischen dem vaginalen und dem Eingriff über einen – diesmal größeren – Bauchschni­tt. Die Hormonlage verändert sich – der Körper verändert sich – diese Folgen sind unbestritt­en. Ob eine Hormonersa­tztherapie in Frage kommt, ob keine oder andere Medikament­e verordnet werden, ist letztendli­ch eine Frage der eigenen Haltung, vor allem aber auch eine Frage der Aufklärung, Informatio­n und des vertrauens­vollen Gesprächs mit dem Facharzt.

Dr. Göretzlehn­er ging im Anschluss an seinen Vortrag auch noch auf persönlich­e Anliegen der Zuhörerinn­en und die gestellten Fragen ein.

 ?? FOTO: WÜSTENHAGE­N ?? Starke Regelschme­rzen oder ein unerfüllte­r Kinderwuns­ch? In solchen Fällen sollten sich Frauen auf Myome – gutartige Tumore in der Gebärmutte­r – untersuche­n lassen. Dr. med. Ulf Göretzlehn­er, Chefarzt an der Ehinger Frauenklin­ik, hat darüber beim...
FOTO: WÜSTENHAGE­N Starke Regelschme­rzen oder ein unerfüllte­r Kinderwuns­ch? In solchen Fällen sollten sich Frauen auf Myome – gutartige Tumore in der Gebärmutte­r – untersuche­n lassen. Dr. med. Ulf Göretzlehn­er, Chefarzt an der Ehinger Frauenklin­ik, hat darüber beim...

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