Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Bekommt das Museum Ulm mehr Geld?
Heute entscheidet der Kulturausschuss über den Abbau des Defizits und ein höheres Budget
ULM (mgo) - Am Thema Finanzen haben sich schon mehrere Ulmer Museumsdirektorinnen die Zähne ausgebissen – Stefanie Dathe könnte es nun schaffen. In seiner heutigen Sitzung berät der Kulturausschuss des Ulmer Gemeinderats über eine Erhöhung des Budget-Zuschusses um 407 000 Euro. Und auch das bereits vorhandene Defizit soll mit Hilfe der Stadt abgebaut werden.
Das Problem des Museums Ulm ist ein strukturelles: Laut der Sitzungsvorlage, die auf dem OnlinePortal der Stadt bereits einsehbar ist, wurden in den vergangenen zehn Jahren bei Eintrittsgeldern und Verkäufen Mindererlöse von 40 beziehungsweise 62 Prozent gegenüber dem Planansatz der Verwaltung eingefahren. Die Besucherzahlen sind in diesem Zeitraum, auch durch die wegen der Sparvorgaben geringeren Anzahl von Sonderausstellungen, ebenfalls zurückgegangen. Deshalb sitzt das Museum auf einem Minus von 410 000 Euro.
Das soll nun, so die Hoffnung von Direktorin Dathe, über einen Zeitraum von fünf Jahren abgebaut werden. Und zwar über eine Bonus-Regelung: Immer wenn das Museum einen ausgeglichenen Jahresabschluss vorlegt, wird ein Fünftel der Schulden erlassen. Wenn es Gewinn erwirtschaftet, darf es die Hälfte davon behalten. Wenn es Miese macht, muss es das Minus im Jahr darauf selbst ausgleichen.
Ein ähnliches Modell kam unter anderem beim einst angeschlagenen Kulturzentrums Roxy zum Einsatz. Einen solchen Defizitabbau hatte sich allerdings auch schon Dathes Vorgängerin Gabriele Holthuis vor zwei Jahren gewünscht: Der Ausschuss ließ sie damals einstimmig abblitzen und hielt ihr unter anderem Konzeptlosigkeit vor. Wenig später warf sie hin.
Dathe, die seit ihrem Amtsantritt Ende 2016 viele Sympathiepunkte gesammelt hat, dürfte dieses Schicksal nicht blühen. Und auch für die Budget-Erhöhung stehen die Chancen wohl nicht schlecht: Nach Informationen unserer Zeitung gab es im Vorfeld der Sitzung positive Signale aus den Fraktionen. Dathe traut man in Ulm offenbar zu, die Probleme des Museums zu lösen. Wenn man ihr die entsprechenden Mittel zur Verfügung stellt.
Das zunächst nur für 2018 vorgesehene zusätzliche Geld soll in verschiedene Bereiche des Museums fließen. Zum einen sollen damit die gestiegenen Kosten unter anderem für Versicherung und Kunsttransporte ausgeglichen werden. Zum anderen sollen ein restauratorisches Volontariat sowie – im zugehörigen HfG-Archiv – ein museologisches Volontariat ausgeschrieben werden. Zudem soll mehr Geld in Marketing, Öffentlichkeitsarbeit und Museumspädagogik gesteckt werden.
Dathe geht es darum, neue Besucherkreise zu erschließen. Die Steilvorlage dazu hat vor wenigen Monaten die Unesco gegeben – als sie den Eiszeithöhlen auf der Schwäbischen Alb und damit indirekt auch der Elfenbeinfigur des Löwenmenschen aus dem Museum das begehrte Prädikat „Weltkulturerbe“verliehen hat.