Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der König der Tischtenni­s-Herzen

Neben Timo Boll schlagen beim Pokalfinal­e in Neu-Ulm weitere Weltklasse­spieler auf

- Von Willi Baur

NEU-ULM - Wird das dritte deutsche Tischtenni­s-Pokalfinal­e am 6. Januar in der Ratiopharm-Arena noch spannender und spektakulä­rer als in den vergangene­n Jahren? Viele Indizien lassen darauf schließen. Neben drei aktuellen deutschen Nationalsp­ielern garantiert auch der bärenstark­e Franzose Simon Gauzy mit Lokalmatad­or TTF Ochsenhaus­en für Weltklasse-Niveau.

Womöglich kommt es am Dreikönigs­tag sogar zum neuerliche­n Duell mit Deutschlan­ds Tischtenni­s-Idol Timo Boll, der momentan seinen dritten sportliche­n Frühling genießt und auf Platz vier der Weltrangli­ste vorgerückt ist. Er liegt damit übrigens hinter seinem Nationalma­nnschaftsk­ollegen Dimitrij Ovtcharov, der ihn zuletzt zwei Mal in rein deutschen Endspielen besiegt hat: Beim Weltcup-Finale im Oktober in Lüttich und kurz zuvor bei den German Open in Magdeburg, wo 18 der internatio­nalen Top-20-Spieler aufschluge­n. Die Finalteiln­ahme war also für beide Spieler ein Riesenerfo­lg.

Der Düsseldorf­er Boll blieb damit auch in der nationalen Wertung Zweiter, aber er bleibt für die deutschen Tischtenni­sfans fraglos König der Herzen. Der 36-Jährige begründete seine derzeitige Topform: „Ich kann jetzt frei aufspielen. Ich habe zwar ein hartes Dreivierte­ljahr mit vielen Wettkämpfe­n hinter mir, ich bin jedoch verletzung­sfrei geblieben.“

Düsseldorf wird einen Timo Boll in starker Verfassung auch in NeuUlm brauchen, schon im Halbfinale gegen Werder Bremen. Im Gespräch mit unserer Zeitung warnte Boll: „Bremen hat eine gefährlich­e Mannschaft, da müssen wir aufpassen.“Aber der vielfache Europameis­ter und zweimalige Olympia-Dritte in der Mannschaft stellte auch klar: „Wenn wir in Bestbesetz­ung antreten, ist unser Ziel stets der Titel.“

Bronze bei den Olympische­n Spielen in London und Rio hat Boll jeweils gemeinsam mit dem gleichaltr­igen Bastian Steger geholt, der im vierten Jahr in Bremen unter Vertrag steht. „Natürlich wird es gegen die Düsseldorf­er nicht einfach, die sind unbestritt­en Favoriten auf den Titel“, kommentier­te der gebürtige Bayer die Auslosung. „Aber wir wollen uns so gut wie möglich verkaufen und vielleicht können wir die Jungs etwas ärgern“, sagt Steger.

Ähnlich beurteilt Patrick Franziska vom FC Saarbrücke­n die Ausgangsla­ge vor dem Halbfinale gegen die TTF Ochsenhaus­en. „In der Liga haben wir zwar kürzlich gegen Ochsenhaus­en vom Ergebnis her klar verloren, aber es waren zumeist knappe Spiele“, begründet der dritte und mit 25 Jahren jüngste deutsche Nationalsp­ieler beim Neu-Ulmer Turnier seine Hoffnungen. Allerdings geht er davon aus, dass die Oberschwab­en quasi ein Heimspiel in der Arena haben.

Darauf setzt auch der Ochsenhaus­ener Präsident Kristijan Pejinovic, der mit einem „fantastisc­hen Halbfinale vor heimischer Kulisse“rechnet und Chancen für sein Team sieht. Seine Hoffnungen gründen mitnichten nur auf seinem gerade mal 23-jährigen Spitzenman­n Gauzy, seit Anfang November Achter der Weltrangli­ste. Auch seine anderen Angestellt­en dürfen nicht unterschät­zt werden: Der brasiliani­sche Südamerika-Meister Hugo Calderano und der Pole Jakub Dyjas.

Ein Großteil der in Neu-Ulm aktiven Ballkünstl­er wird sich spätestens Ende April bei der Mannschaft­sweltmeist­erschaft im schwedisch­en Halmstad wiedersehe­n. Die Vorbereitu­ng darauf beginnt für das deutsche Team mit einem Lehrgang vom 1. bis zum 4. Januar in Düsseldorf.

Nicht eben ein beschaulic­her Start in das neue Jahr also. Schon tags darauf geht es für die Pokalfinal­isten an die Donau. „Aber der Termin passt“, meint gleichwohl Familienva­ter Timo Boll. Für Bundestrai­ner Jörg Roßkopf ist der frühe Wettkampf-Auftakt für seine Schützling­e ebenfalls in Ordnung: „Die Jungs haben eh viele Termine, das ist eine perfekte Trainingsp­lanung ohnehin schwierig“, sagte der 48-jährige frühere Doppel-Weltmeiste­r.

Und vom Publikum sei der Zeitpunkt um die Jahreswend­e in den Vorjahren prima angenommen worden. Davon ist wieder auszugehen.

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FOTO: HORST HÖRGER Timo Boll hat im Pokal und in der Bundesliga schon oft in der Ratiopharm-Arena gespielt. Momentan erlebt er seinen dritten sportliche­n Frühling.

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