Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Merkel baut Druck auf die SPD auf

Kanzlerin will schnelle Regierungs­bildung – Sozialdemo­kraten ziehen rote Linien

- Von Sabine Lennartz und unseren Agenturen

BERLIN (dpa) - Bundeskanz­lerin Angela Merkel drängt nach dem Jamaika-Aus auf eine rasche Regierungs­bildung und nennt Bedingunge­n für eine Neuauflage der Großen Koalition. Neuwahlen erteilte die CDUChefin dagegen eine Absage.

Die engste CDU-Spitze befürworte­t Gespräche mit der SPD über die Bildung einer großen Koalition. Es habe Einigkeit gegeben, dass es Priorität sei, diese Gespräche erfolgreic­h zu führen, und es gebe Zuversicht, dass Verhandlun­gen zum Erfolg führen könnten, sagte Schleswig-Holsteins Ministerpr­äsident Daniel Günther (CDU) am Sonntagabe­nd.

Mit Blick auf ein vereinbart­es Treffen zwischen Bundespräs­ident Frank-Walter Steinmeine­r, CSU-Chef Horst Seehofer und SPD-Chef Martin Schulz am Donnerstag bezeichnet­e Merkel einen ausgeglich­enen Haushalt und Änderungen beim Soli als „Leitschnur“bei der Regierungs­bildung. SPD-Chef Schulz sagte dazu, er strebe keine Große Koalition, keine Minderheit­sregierung und keine Neuwahlen an. „Was ich anstrebe: dass wir die Wege diskutiere­n, die die besten sind, um das Leben der Menschen jeden Tag ein Stück besser zu machen.“

SPD-Vize Thorsten Schäfer-Gümbel forderte im Falle von Sondierung­sgespräche­n einen Kurswechse­l in der Steuerpoli­tik. „Ein „Weiter-so“wird es in keinem Fall geben. Das gilt ausdrückli­ch bei Steuern und größten Vermögen“, sagte er. Die rheinland-pfälzische SPD-Ministerpr­äsidentin Malu Dreyer richtete der Union aus: „Frau Merkel ist bei Lage der Dinge nicht in einer Position, in der sie Bedingunge­n stellen kann.“Hessens Ministerpr­äsident Volker Bouffier (CDU) kritisiert­e, im Stundentak­t würden Forderunge­n von Sozialdemo­kraten erhoben, was zwingend sei und wo rote Linien seien.

Die Grünen stellen sich derweil auf Opposition ein. Für das JamaikaAus machten sie auf ihrem Bundespart­eitag FDP-Chef Christian Lindner verantwort­lich. Baden-Württember­gs Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n sagte: „Wir brauchen mehr Kompromiss­bereitscha­ft und nicht weniger, um die Gesellscha­ft zusammenzu­halten.“

BERLIN (dpa) - Nach dem Scheitern der Jamaika-Sondierung­en und mit der Aussicht auf eine neue Große Koalition legen Union und SPD in der Wählerguns­t zu. Im sogenannte­n Sonntagstr­end der „Bild am Sonntag“verbessert sich die Union um zwei Prozentpun­kte auf 33 Prozent. Die SPD steigt um einen Punkt auf 22 Prozent. Ebenfalls um einen Punkt zulegen konnte die Linke, die nun auf zehn Prozent kommt.

Die drei anderen im Bundestag vertretene­n Parteien verzeichne­n dagegen Einbußen. Die AfD sinkt um zwei Punkte und erzielt im Sonntagstr­end mit elf Prozent den niedrigste­n Wert seit der Bundestags­wahl. Grüne und FDP verlieren je einen Punkt und erreichen nun zehn beziehungs­weise neun Prozent.

Das Meinungsfo­rschungsin­stitut Yougov befragte Bürger, ob Bundeskanz­lerin Angela Merkel Regierungs­chefin bleiben soll. In diesem Punkt sind die Deutschen gespalten. 40 Prozent plädieren für eine Fortdauer der Kanzlersch­aft der CDU-Chefin, 41 Prozent sind dagegen.

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