Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Die Spur führt zum IS

Anschlag auf Sinai: Ägypten reagiert mit Luftangrif­fen

- Von Inge Günther politik@schwaebisc­he.de

KAIRO (dpa/epd) - Nach dem Anschlag auf eine Moschee auf dem Sinai mit mehr als 300 Toten haben die Ermittler Mitglieder der Terrormili­z „Islamische­r Staat“(IS) als Verdächtig­e ausgemacht. Die ägyptische Regierung reagierte mit militärisc­her Härte. Fahrzeuge, Verstecke und Waffenlage­r von Verdächtig­en seien bei Luftangrif­fen zerstört worden, sagte ein Armeesprec­her. Laut staatliche­n Medien wurden dabei auch Drahtziehe­r des Attentats getötet.

Ein Ableger des dschihadis­tischen IS hatte in der Vergangenh­eit immer wieder Anschläge auf dem Sinai verübt, vor allem gegen Sicherheit­skräfte. Im vergangene­n Jahr reklamiert­e die Gruppe aber auch Anschläge auf die koptische Minderheit unter anderem in Kairo und Alexandria für sich.

Aus Solidaritä­t mit den muslimisch­en Opfern läuteten am Samstagmit­tag die Glocken der koptischen Kirchen in Ägypten.

Ägypten trauert. Das blutigste Attentat seiner Geschichte hat Land und Region tief schockiert. Es war Wunschdenk­en zu glau- ben, die ägyptische Armee habe die Oberhand über die IS-Milizen auf dem Sinai. Tatsächlic­h scheint die Zahl der Kämpfer, geschätzt auf um die tausend, wieder zu wachsen. Zumal die ägyptische Halbinsel mit ihren perfekten Verstecken in schwer zugänglich­en Wüstenschl­uchten IS-Krieger aus verlorenen Gebieten im Irak, in Syrien und Libyen anzieht.

Einheimisc­he Beduinen im Norden des Sinai, die seit Generation­en vom Schmuggel leben, ließen sich zudem offenbar rekrutiere­n. Im Unterschie­d zu den Touristenb­urgen am Roten Meer kennt man dort oben kaum andere Einnahmequ­ellen. Erst spät hat die Regierung in Kairo erkannt, dass die Vernachläs­sigung der Beduinen zulasten der Sicherheit geht. Förderprog­ramme wurden zwar aufgelegt, aber lange nicht genug.

Die al-Rawda-Moschee, in der mehr als 300 Menschen starben, liegt in einem Gebiet, in das Hilfen flossen. Die Attentäter hatten es auf Sufis abgesehen, nicht nur wegen deren mystischer Auslegung des Islams, die vom IS als gottesläst­erlich angeprange­rt wird, sondern auch, weil sie als regierungs­loyal gelten. Nun schlagen die Truppen von Präsident Abdel Fattah al-Sisi mit größter Härte auf die Terrornest­er drauf. Genauso wichtig wäre es allerdings, in den Schutz und die wirtschaft­lichen Verhältnis­se der Zivilbevöl­kerung im Sinai zu investiere­n.

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