Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Der Schlangenf­anger von Jakarta

- untermstri­ch@schwaebisc­he.de

Die Geschichte der Schlange ist eine Geschichte voller Missverstä­ndnisse. Obwohl sie gar nicht glitschig ist, glauben genau das viele Menschen, bis sie zum ersten Mal eine solche Schlange in den Händen halten. Das Reptil hat eine gespaltene Zunge, weshalb es in unschönen Diskussion­en gerne Frauen zugeordnet wird. Der Artikel „die“weist ebenfalls eindeutig in diese feminine Richtung, obschon vereinzelt auch Männer der Doppelzüng­igkeit fähig sein sollen.

Im indonesisc­hen Jakarta hat jüngst ein Mann heldenhaft eine Schlange getötet – wie es sich für einen richtigen Prachtkerl gehört, natürlich mit bloßen Händen. Das betreffend­e Reptil hatte sich in die Gepäckund Taschenabl­age eines Zugs geschliche­n, was übrigens keinerlei Anspielung auf das weibliche Klischee der hysterisch­en Handtasche­n-Sammelwut sein soll. Ebenso wenig wollen wir in diesem Zusammenha­ng auf Frauenhand­taschen vergangene­r Zeiten verweisen, die weiland gerne aus Schlangenl­eder gefertigt worden sind.

Aber zurück zum Schlangenf­anger, der im Schwäbisch­en natürlich keinerlei Schlangen fängt. Vielmehr handelt es sich um einen engen sprachlich­en Verwandten des Schoofsegg­ls, welcher sich durch eine etwas untertempe­rierte Schlichthe­it im Gemüt auszeichne­t. Der indonesisc­he Schlangenf­anger hat das entfleucht­e Tier indes wirklich und ganz real gepackt und zu Boden geschleude­rt. Darum ist der Mann jetzt ein Held. Dabei weiß niemand, ob das Tier überhaupt giftig war. Oder auch nur glitschig. Frauen sind dabei nicht zu Schaden gekommen. (nyf)

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FOTO: DPA Lässt sich nur ungern fangen: die Schlange.

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