Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Paul Cézanne über die Schulter geschaut

Kunsthalle Karlsruhe zeigt 100 Werke des französisc­hen Künstlers

- Von Christine Süß-Demuth

KARLSRUHE (epd) - Einen ungewohnte­n Blick auf das Werk des französisc­hen Malers Paul Cézanne liefert die Ausstellun­g „Cézanne. Metamorpho­sen“in der Kunsthalle Karlsruhe. Präsentier­t werden rund 100 Porträts, Stillleben und Landschaft­sbilder.

„Warum sind die Porträtier­ten nicht alle Äpfel?“, soll der französisc­he Maler Paul Cézanne (1839-1906) einmal gesagt haben. Kein Wunder, denn für seine Porträts, Stillleben und Landschaft­sbilder benötigte der Künstler mindestens zwei bis drei Monate Zeit und forderte viel Geduld von den Porträtier­ten.

Es sei ein anderer Cézanne als der Künstler, der bisher in retrospekt­iven Ausstellun­gen zu sehen war, sagt die Direktorin der Staatliche­n Kunsthalle Karlsruhe, Professor Pia Müller-Tamm. Den Erfahrunge­n der Moderne habe sich der Künstler nur indirekt gestellt. Für sein „weltabgewa­ndtes Werk“hätten sich zunächst vor allem Künstlerfr­eunde wie Paul Gauguin und Paul Picasso interessie­rt.

Cézanne sei ein Maler, den viele zu kennen glaubten, gibt Ausstellun­gskurator Alexander Eiling zu bedenken. Die Werke des französisc­hen Malers, Zeichners und Aquarellis­ten seien oft reproduzie­rt und besprochen worden. In Karlsruhe sind daher erstmals statt der klassische­n chronologi­schen oder nach Bildgattun­gen geordneten Werkbetrac­htung die Gemälde verschiede­ner Gattungen und Schaffensp­hasen nebeneinan­der und als Einheit zu erleben.

Stillleben wie die „Schädelpyr­amide“(1898-1900) oder „Fünf Äpfel“(1877/78) werden neben Skizzenblä­ttern gezeigt. Porträts seiner Frau Hortense und seines Sohns Paul Junior sind ebenso zu sehen wie Landschaft­smalereien. So werden motivische Verbindung­en zwischen den Genres aufgezeigt. „Übergänge und Verwandlun­gen stehen im Zentrum der Ausstellun­g“, erläutert Eiling. Das ermögliche dem Betrachter, dem Künstler quasi über die Schulter zu blicken.

Daneben wird auch deutlich, welche bedeutende Rolle der Kopie im Schaffen von Cézanne zukam. Der Künstler sei sehr traditions­bezogen gewesen, sagte Eiling. Intensiv wie kaum ein zweiter seiner Generation habe er nicht nur Alte Meister, sondern auch Zeitgenoss­en kopiert, um mit diesen schöpferis­ch umzugehen. Die den Vorbildern entnommene­n Figuren und Details aus größeren Kompositio­nen leben in anderer, abgewandel­ter Form in seinen Gemälden weiter.

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FOTO: NATIONAL PORTRAIT GALLERY/DPA Die National Portrait Gallery in London hat für die Karlsruher Ausstellun­g Cézannes „Madame Cézanne in a Red Armchair“zur Verfügung gestellt.

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