Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)
Alb-Trinkwasser soll weicher werden
Alb-Wasserversorgungsgruppe II will Studie in Auftrag geben – Kontroverse im Rat
LAICHINGEN - Das Trinkwasser, das aus den Hähnen und Anschlüssen auf der Laichinger Alb sprudelt, ist relativ reich an Kalk. Zum Ärger von so mancher Hausfrau und so manchem Hausmann. Das muss aber nicht sein.
Die Landeswasserversorgung hat ein Verfahren entwickelt, das den Kalkgehalt im Trinkwasser merklich reduziert. Die Albwasserversorgungsgruppe II will nun eine Studie in Auftrag geben lassen, um zu prüfen, ob das Verfahren auch beim Trinkwasser auf der Laichinger Alb angewandt werden kann. Kosten: rund 15 000 Euro. Ein Laichinger Stadtrat war damit aber ganz und gar nicht einverstanden.
Wegen Bauarbeiten zur ICE-Neubautrasse wird aus der Todtsburgquelle im Täle aktuell kein Trinkwasser in die Leitungen der Laichinger Alb gepumpt. Ihr Trinkwasser beziehen die Mitgliedsgemeinden der Albwasserversorgungsgruppe II (Mühlhausen, Drackenstein, Hohenstadt, Merklingen, Nellingen, Westerheim und Laichingen) deshalb im Moment zu 100 Prozent aus dem Wasserwerk Langenau der Landeswasserversorgung. Wird die Quelle wieder zugeschaltet, soll das Alb-Trinkwasser je zur Hälfte aus Langenau und wieder der Todtsburgquelle kommen.
Und dürfte dann wieder mehr Kalk enthalten, „härter“sein als im Moment; wegen des Quellwassers, welches kalkreicher ist als das Wasser der Landeswasserversorgung. Diese fördert Grundwasser im Donauried. Doch die Verbandsgemeinden der Albwasserversorgungsgruppe II haben eine Idee – das Trinkwasser für ihre Bürger soll weicher werden.
Was kostet das Ganze?
Diesen Plan skizzierte am Montag Laichingens Bürgermeister Klaus Kaufmann den Laichinger Gemeinderäten. Sie berieten die Positionen, die die Laichinger Vertreter am Donnerstag bei der Verbandsversammlung der Albwasserversorgungsgruppe II (Vorsitzender Klaus Kaufmann) einnehmen sollen.
Darunter ein Punkt, der am Donnerstag auf den Weg gebracht werden soll: eine Studie, die untersucht, inwieweit für die Alb ein Verfahren zur Wasserenthärtung Anwendung finden könnte. Sie kostet 15 000 Euro. Die Räte votierten dafür. Die Studie soll auch klären, ob das Ganze für die Endverbraucher bezahlbar wäre. Gesundheitsgefährdend ist kalkreiches Wasser nicht, der Kalk löst sich jedoch, wenn Wasser erhitzt wird. Die Folgen kennt jeder, der eine Waschoder Kaffeemaschine benutzt.
Das Enthärtungs-Verfahren wird schon von der Landeswasserversorgung im Wasserwerk in Langenau angewandt. Denn auch das Wasser aus dem Donauried enthält Kalk. Und so geht’s: Das Wasser wird zentral enthärtet mittels „Entcarbonisierung“, so die Landeswasserversorgung. Dies geschehe mit einem „besonders sanften und ökologischen Verfahren“. Es zeichne sich dadurch aus, dass ein Teil des Härtebildners (Ca (HCO3)2) durch die Zugabe von gelöschtem Branntkalk (Ca(OH)2) als Kalk (CaCO3) „ausgefällt“wird.
Grob zusammengefasst, teilt die Sprecherin der Landeswasserversorgung der SZ mit, werde dem Wasser Kalk zugeführt, an dem sich der Wasserkalk dann festsetzt und so entfernt werden kann. Klingt interessant, aber nicht nur das: auch einträglich. Denn mit der Entcarbonisierung fielen täglich mehrere Tonnen „hochreinen Kalks“an, und dieser „wertvolle Rohstoff“könne dann an die Glas- oder der Futtermittelindustrie weiterverkauft werden. Der Clou: Mit dem Erlös werde „ein wesentlicher Teil der Betriebskosten gedeckt“. Ein sich selbst tragendes System also; das Wasser wird weicher und dafür gibt’s auch noch Geld.
Gegenrede kam nach Kaufmanns Erläuterungen von Werner Scheck (BWV). Er riet davon ab, die Entcarbonisierung auch dem Alb-Wasser aus der Todtsburgquelle angedeihen zu lassen. Scheck unterstellte dem Chef der Landeswasserversorgung, dass dieser ein voreingenommener „Fan“des Enthärtungsverfahrens sei: Dieser würde die Studie frisieren – um zum Zuge zu kommen. Scheck: „Der rechnet das so hin, dass das passt.“In der Tat soll die Studie klären, inwieweit das Verfahren der Landeswasserversorgung übernommen werden kann.
Den von Scheck geäußerten Verdacht der Mauschelei wies Kaufmann zurück. „Ich widerspreche ganz klar.“Und er verbitte sich solche Beschuldigungen im Gemeinderat, sie entbehrten jeglicher Grundlage. Im Gegenteil: Die Landeswasserversorgung habe der Albwasserversorgungsgruppe durch ihre technische Betriebsführung schon „extrem viel Geld gespart“. Er riet Scheck, solche Behauptungen künftig zu unterlassen, „auch im eigenen Interesse“.
Eine Grafik, die das Verfahren der Entcarbonisierung übersichtlich darstellt, finden Sie auf ●» schwaebische.de/laichingen