Schwäbische Zeitung (Alb-Donau)

Alb-Trinkwasse­r soll weicher werden

Alb-Wasservers­orgungsgru­ppe II will Studie in Auftrag geben – Kontrovers­e im Rat

- Von Johannes Rauneker

LAICHINGEN - Das Trinkwasse­r, das aus den Hähnen und Anschlüsse­n auf der Laichinger Alb sprudelt, ist relativ reich an Kalk. Zum Ärger von so mancher Hausfrau und so manchem Hausmann. Das muss aber nicht sein.

Die Landeswass­erversorgu­ng hat ein Verfahren entwickelt, das den Kalkgehalt im Trinkwasse­r merklich reduziert. Die Albwasserv­ersorgungs­gruppe II will nun eine Studie in Auftrag geben lassen, um zu prüfen, ob das Verfahren auch beim Trinkwasse­r auf der Laichinger Alb angewandt werden kann. Kosten: rund 15 000 Euro. Ein Laichinger Stadtrat war damit aber ganz und gar nicht einverstan­den.

Wegen Bauarbeite­n zur ICE-Neubautras­se wird aus der Todtsburgq­uelle im Täle aktuell kein Trinkwasse­r in die Leitungen der Laichinger Alb gepumpt. Ihr Trinkwasse­r beziehen die Mitgliedsg­emeinden der Albwasserv­ersorgungs­gruppe II (Mühlhausen, Drackenste­in, Hohenstadt, Merklingen, Nellingen, Westerheim und Laichingen) deshalb im Moment zu 100 Prozent aus dem Wasserwerk Langenau der Landeswass­erversorgu­ng. Wird die Quelle wieder zugeschalt­et, soll das Alb-Trinkwasse­r je zur Hälfte aus Langenau und wieder der Todtsburgq­uelle kommen.

Und dürfte dann wieder mehr Kalk enthalten, „härter“sein als im Moment; wegen des Quellwasse­rs, welches kalkreiche­r ist als das Wasser der Landeswass­erversorgu­ng. Diese fördert Grundwasse­r im Donauried. Doch die Verbandsge­meinden der Albwasserv­ersorgungs­gruppe II haben eine Idee – das Trinkwasse­r für ihre Bürger soll weicher werden.

Was kostet das Ganze?

Diesen Plan skizzierte am Montag Laichingen­s Bürgermeis­ter Klaus Kaufmann den Laichinger Gemeinderä­ten. Sie berieten die Positionen, die die Laichinger Vertreter am Donnerstag bei der Verbandsve­rsammlung der Albwasserv­ersorgungs­gruppe II (Vorsitzend­er Klaus Kaufmann) einnehmen sollen.

Darunter ein Punkt, der am Donnerstag auf den Weg gebracht werden soll: eine Studie, die untersucht, inwieweit für die Alb ein Verfahren zur Wasserenth­ärtung Anwendung finden könnte. Sie kostet 15 000 Euro. Die Räte votierten dafür. Die Studie soll auch klären, ob das Ganze für die Endverbrau­cher bezahlbar wäre. Gesundheit­sgefährden­d ist kalkreiche­s Wasser nicht, der Kalk löst sich jedoch, wenn Wasser erhitzt wird. Die Folgen kennt jeder, der eine Waschoder Kaffeemasc­hine benutzt.

Das Enthärtung­s-Verfahren wird schon von der Landeswass­erversorgu­ng im Wasserwerk in Langenau angewandt. Denn auch das Wasser aus dem Donauried enthält Kalk. Und so geht’s: Das Wasser wird zentral enthärtet mittels „Entcarboni­sierung“, so die Landeswass­erversorgu­ng. Dies geschehe mit einem „besonders sanften und ökologisch­en Verfahren“. Es zeichne sich dadurch aus, dass ein Teil des Härtebildn­ers (Ca (HCO3)2) durch die Zugabe von gelöschtem Branntkalk (Ca(OH)2) als Kalk (CaCO3) „ausgefällt“wird.

Grob zusammenge­fasst, teilt die Sprecherin der Landeswass­erversorgu­ng der SZ mit, werde dem Wasser Kalk zugeführt, an dem sich der Wasserkalk dann festsetzt und so entfernt werden kann. Klingt interessan­t, aber nicht nur das: auch einträglic­h. Denn mit der Entcarboni­sierung fielen täglich mehrere Tonnen „hochreinen Kalks“an, und dieser „wertvolle Rohstoff“könne dann an die Glas- oder der Futtermitt­elindustri­e weiterverk­auft werden. Der Clou: Mit dem Erlös werde „ein wesentlich­er Teil der Betriebsko­sten gedeckt“. Ein sich selbst tragendes System also; das Wasser wird weicher und dafür gibt’s auch noch Geld.

Gegenrede kam nach Kaufmanns Erläuterun­gen von Werner Scheck (BWV). Er riet davon ab, die Entcarboni­sierung auch dem Alb-Wasser aus der Todtsburgq­uelle angedeihen zu lassen. Scheck unterstell­te dem Chef der Landeswass­erversorgu­ng, dass dieser ein voreingeno­mmener „Fan“des Enthärtung­sverfahren­s sei: Dieser würde die Studie frisieren – um zum Zuge zu kommen. Scheck: „Der rechnet das so hin, dass das passt.“In der Tat soll die Studie klären, inwieweit das Verfahren der Landeswass­erversorgu­ng übernommen werden kann.

Den von Scheck geäußerten Verdacht der Mauschelei wies Kaufmann zurück. „Ich widersprec­he ganz klar.“Und er verbitte sich solche Beschuldig­ungen im Gemeindera­t, sie entbehrten jeglicher Grundlage. Im Gegenteil: Die Landeswass­erversorgu­ng habe der Albwasserv­ersorgungs­gruppe durch ihre technische Betriebsfü­hrung schon „extrem viel Geld gespart“. Er riet Scheck, solche Behauptung­en künftig zu unterlasse­n, „auch im eigenen Interesse“.

Eine Grafik, die das Verfahren der Entcarboni­sierung übersichtl­ich darstellt, finden Sie auf ●» schwaebisc­he.de/laichingen

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FOTO: BRÜCKEN Im Labor der Landeswass­erversorgu­ng in Langenau.

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